Monatsarchive: August 2005

30.08.2005 15:24
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Wir waren gemeinsam an der Kunstschule, die, allein das ist schon lyrisch, hoch über der Stadt neben der stadteigenen Burg liegt.
Nachdem sie einige Dinge dort erledigt hatte, nämlich einen Rahmen gezimmert, was mich beeindruckt hatte, sich in der Kunstschule zuhause gefühlt, was mir damals wie Konkurrenz erschien, setzten wir uns mit ein paar Blatt Papier auf die Wiese vor der Schule und suchten Motive.
Allerdings gab es kaum welche, also zeichneten wir uns, legten uns voreinander und waren ein bisschen unsicher.
Ich habe selten eine so sinnliche Situation erlebt, und wenn ich sinnlich sage meine ich hier genau das: Sinnlich. Die Sinne betreffend.
Wir zeichneten beide regelmäßig, hatten ein Auge für Schwünge, für Formen, und genau das wurden wir für den anderen. Da waren nicht mehr Arme oder Hüften oder Schultern, da waren Schwünge und Formen, und in dieser Auflösung der Körper lag gleichzeitig eine große Körperlichkeit.
Mein Blick ruhte irgendwann auf ihren Brüsten, weil ich die zeichnen wollte, und meine Sache gut machen wollte, immerhin wusste ich, dass sie das Bild nachher sehen wollen würde, also schaute ich genau hin, und erst nach geraumer Zeit wurden die Schwünge wieder zu Brüsten, und dann war es mir unangenehm. Aber in gewisser Weise war doch eine Erlaubnis da, das zu tun, es war so eine professionelle, entrückte Atmosphäre.

Nach 10 sinnlichen Minuten, vielleicht 15, hatten wir unsere Skizzen fertig, setzten uns nebeneinander, sodass unsere Jeansnähte sich gerade so berührten, und schauten die Bilder an.
“Schön!”
“Find ich auch.”
Sagten wir, und ich meinte natürlich nicht nur die Bilder. Wir schauten die Bilder an, schauten uns an, ob wir denn auch ähnlich geworden wären, ähnlich schön, und dann schauten wir uns weiter an, und dann küssten wir uns.

Am nächsten Tag begrüßte ich sie am Morgen mit einem Kuss, und sie schmeckte nach dem Granny Smith, den sie aß. Seitdem warte ich immer darauf, dass Mädchen nach Apfel schmecken.
Am übernächsten Tag machte sie in der großen Pause Schluss.
Naja.

29.08.2005 1:13
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Compersion, noun. The opposite of jealousy, positive feelings about your partner’s other intimacies.

(via Kerista, die auch das Wort Polyfidelity geprägt haben, und via Ideenjonglagen, die mich überhaupt sehr mit wichtigen Wörtern bereichert hat)

Zu deutsch dann wohl Kompersion. Da gilt es, nochmal drüber nachzudenken, aber das finde ich schwer… das ist fast so schwierig, wie nichts zu erwarten, keine Gegenleistungen und so. Vielleicht ist es auch, genau wie die Erwartungslosigkeit, eher ein Ziel, was man immer anstrebt, und es geht um den Weg dorthin.
So wie beim Weltfrieden.

29.08.2005 1:06
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Im Gespräch mit dem Jemand, der mich abholte, äußerte jene Person etwas Schlaues, etwas, dass ich mir in der Form noch nicht klargemacht hatte. Sie sagte es, nachdem sie sich zuerst wunderte, als ich sagte “Ich mag eigentlich keine Verändungen”, weil sie meinte, Veränderung gehöre doch zu meinem Lebensstil.
Dann redeten wir ein bisschen, und sie fasste ziemlich exakt zusammen, warum das eben doch nicht zu meinem Lebensstil gehört.

Freiheit heißt nicht Unverbindlichkeit.

Selbst Sicherheit ist da nicht ausgeschlossen. Das muss ich auch mir selber noch mehr zugestehen, denn eigentlich bin ich sehr konservativ, will Menschen ungern wieder gehen lassen, wenn wir einmal nah waren und will die Verbindung möglichst lange und intensiv auskosten. Natürlich will ich in der Verbindung frei sein. So wie man beispielsweise gern in Deutschland wohnt, aber trotzdem reisen dürfen will.

Auch die Autorinnen des Buchs (The Ethical Slut) schreiben darüber, schreiben, dass es bei der ethical sluthood, also dem ethischen Schlampendasein, nicht darum geht, Partner wie Handschuhe zu wechseln, sondern darum, das zu tun, was einem gut tut. So wie das auch die Polyamory-Bewegung denkt, und deswegen sogar gern von Polyfidelity spricht, also der Treue zu mehreren Menschen.
Obwohl mir das Wort nicht so zusagt (ich spreche lieber von Loyalität), ist die Richtung richtig.

Denn eigentlich geht es genau um die Verbindung zu den Menschen, auch Liebe genannt, und somit auch um Verbindlichkeit.

Ich möchte jemanden umarmen, und genau zum richtigen Zeitpunkt lassen wir beide gleichzeitig wieder los.

Ich möchte jemanden anrufen, und wir lachen beide kurz nach dem “Hallo”, weil wir die Stimme des anderen hören.

Ich möchte jemanden anrufen und sagen “Erzähl mir etwas Schönes aus deinem Leben”, und der Jemand fängt einfach an.

Ich möchte neben jemandem liegen, möchte lächeln. Und dann möchte ich das Geräusch hören, das Lächelgeräusch, jenes Flitschen von Lippen über Zähne, weil der Jemand auch lächeln muss, weil er mich lächeln gehört hat.

Ich möchte im Sturm spazieren gehen, in einem Sturm, der Mülltonnen und Bedarfsstraßenschilder umwirft, und auf dem Weg begegne ich jemandem, und wir sehen uns an und wissen, dass wir aus dem gleichen Grund unterwegs sind.

Ich möchte meine Nase an die Nase von jemand anders legen, und wir küssen uns nicht, aber wenn wir lachen und reden streifen sich unsere Lippen an den Mundwinkeln.

Ich möchte mit jemandem einen Film sehen, und zur gleichen Zeit seufzen.

Ich möchte jemanden besuchen, und möchte, dass wir einfach für eine Weile parallel leben, dass jeder seine Dinge tut, liest, einen Brief schreibt, irgendwas, und man einfach gleichzeitig da ist.

Ich möchte aus meinem Zimmer gehen, und jemand den ich nicht erwartet habe sagt meinen Namen mit einem Ausrufezeichen, weil der Jemand sich freut.

Ich möchte, dass jemand aus seinem Zimmer geht, mich nicht erwartet, und ich dann seinen Namen sage, mit Ausrufezeichen, und dann wird der Jemand sich umdrehen und mich anschauen mit diesem Blick.

Ich möchte zuhause sitzen und schlechte Laune haben, und dann ruft jemand an und sagt “Hast du noch Lust, mit auf den Siggi zu gehen?”, und ich würde fragen “Was heißt ‘mit’?”, und der Jemand würde sagen “Du und ich”, und ich würde sagen “Du kommst wie gerufen”.
“Wie lange brauchst du?”
“Sechs Minuten.”

Letzteres, immerhin letzteres, ist gerade geschehen. Wie schön. Und wie gut.

28.08.2005 21:58
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Ich habe mal mit der besagten Freundin gesprochen.
Das war auch gut, und wir haben die Situation von der Party auch aufgedröselt.
Ich habe aber offenbar nicht gut erklären können, was ich grundsätzlich meinte…

Dass ich mich von ihr nicht angenommen fühle, dass mir da die Nähe fehlt, dass sich durch ihre Beziehung natürlich was verändert hat, was okay ist, aber dass ich jetzt weniger spüre von unserer Freundschaft, mich ihr weniger nah fühle, was nicht okay ist, was ich schade finde.
Und dass sie daran nicht Schuld hat, um Schuld geht es nicht, aber dass mir das schwerfällt, dass ich mir da Unterstützung wünsche. Dass ich auch meinen Teil dazu beitrage, weil ich eben viel mehr als sie versuchen würde, weil wir eben anders sind, dass meine Freundschaften sich nicht ändern, und dass ich deswegen umso empfindlicher geworden bin, wenn sie das tun.

Und es hat sich was geändert.
Es war nie, was es jetzt ist.
Und auch wenn ich die Freiheit liebe, finde ich Veränderungen manchmal schlimm und kann mit ihnen nicht umgehen. Wieso erwartet alle Welt, dass man absolute Offenheit, großes Hinnehmen und all sowas schon hat, wenn man sich für das freie Lieben entscheidet? Von Leuten, die sich für exklusives Lieben entscheiden, erwartet doch auch niemand ernsthaft, dass sie Ehekonflikte zwischen Brunch und Schulschluss lösen.
Naja.

Vielleicht liest sie ja das hier noch.
Liebe, ich will keine Erklärungen, ich will auch nicht zwingend die alte Nähe. Aber ich muss merken, was da ist. Das ist alles.

28.08.2005 16:36
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Es gibt so Momente, da merkt man erst beim Aussprechen der Worte, dass sie große Wahrheit sind. Als würde, wenn ich mal so kühn sein darf, die Weltenseele einem die Worte in den Mund legen.
Oder als würde man es ausnahmsweise mal merken.

Soeben sprach ich lange mit meiner Wahlschwester, und es war sehr schön. Das Ende des Gesprächs verlief dann sinngemäß so.

“Ich werd dann mal frühstücken.”

sagte sie,

“Jetzt?”
“Ja, ach, also ich hab schon nen Apfel gegessen, so ist es nicht. Überhaupt,”

hier gab es dann einen kleinen Themenwechsel, ich weiß nicht mehr, wie der verlief,

“Überhaupt esse ich, wenn ich zuhause bin, mehr.”
“Gut!”
“Nein!”
“Doch, Essen ist gut!”
“Ja, okay. Stimmt. Ich finde es ja vor allem dann gut, wenn man richtig Hunger hat, und nicht isst, weil es eben Frühstück gibt, oder Mittagessen.”
“Stimmt. Genau so mache ich das ja mit dem Lieben.”

28.08.2005 14:31
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Ich las in einem Buch von einem Schwein, das zum Decken gefahren wurde.
Dann wurde mir klar, dass das wohl das Leben der armen Sau ist. Fressen, schlafen, zum Decken fahren. Auch: Eindecken.
Und am Ende dieses Lebens steht dann der Abdecker.
Gut, das mal aufgedeckt zu haben.

Bitter, oder? Ein Leben nur zum Ficken, nur damit einen das Leben am Ende fickt. Wenn man so will.

27.08.2005 14:18
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Gestern waren eine Freundin und ich auf der gleichen Party.
Sie hatte mir zum Geburtstag eine Flasche Massageöl geschenkt, weil ich in jenen Tagen, besonders wegen der Prüfung, so verspannt war, und ich frug sie gestern auf der Party, ob denn zu dem Geschenk auch eine Massage gehörte, ich wäre so verspannt.

Ich fand, sie antwortete ausweichend, sagte, das schaffe sie nicht, sie lerne jetzt Holländisch, was ich nicht in Zusammenhang bringen konnte, und deshalb schloss, sie wolle wohl einfach nicht, wolle es aber auch nicht sagen. Schade eigentlich.
Vorher hatte ich sie schon gefragt, ob ich, führe kein Nachtbus, wohl bei ihr schlafen könne, woraufhin sie bejahte, aber mir wäre doch wohl klar, dass ich dann allein im Bett schliefe.

Da ich am Morgen des Tages noch schlechte Laune hatte, genügte das, um mich ein bisschen zu verstimmen, und ich war unzufrieden.

Erstens natürlich, weil ich gern eine Massage hätte, klar, aber darum geht es nicht.
Ich hatte das Gefühl, und zwar plötzlich auch rückblickend, dass besagte Freundin, aber auch andere eigentlich nahe Menschen, oft eher Distanz herstellen, als Nähe. Dass also eher klargemacht wird, was nicht zwischen uns ist, als was zwischen uns ist.

Es ist was es ist, sagt die Liebe
Erich Fried

Dieser Teil des Gedichts “Was es ist” von Erich Fried wird sehr oft zitiert, wird aber meinem Empfinden nach häufig eher benutzt, um die Liebe zu mystifizieren. Es passiert dann eine Negativdefinition, so nach dem Motto, “Liebe ist nicht, was die Vernunft oder die Berechnung oder die Angst oder der Stolz sagen, Liebe ist etwas völlig anderes. Total unerklärlich…”.
Für mich ist aber die Positivdefinition viel interessanter, und für mich wäre auch die Positivdefinition jeglicher Zwischenmenschlichkeit interessanter. Und für mich steckt auch der Wunsch nach einer solchen Positivdefinition in Frieds Gedicht.

Es ist was es ist.

Da braucht man keine Kategorien, erst recht keine Ausschlusskategorien wie “Wir schlafen nicht in einem Bett”, “Wir küssen uns nicht” oder “Wir rufen uns nicht an, wenn wir uns schlecht fühlen”, sondern muss beschreiben, was da ist.
“Wir lachen viel zusammen.”
“Wir denken oft aneinander.”
“Wir berühren uns gern.”
All das sind wunderbare Sachen. Die Schlüsse, die man dann zieht, sind genau das Problem. Die obigen drei Sätze lösen bei vielen sicherlich den Schluss aus “Aha, verliebt”. Vor diesen Schlüssen will man sich schützen, glaube ich, weil sie so viel bedeuten (ich schrecke auch vor ihnen zurück), und sagt “Wir lachen viel zusammen, aber da ist nichts”, “Wir denken oft aneinander, aber das ist ja so wenn man sich gerade kennenlernt”, “Wir berühren uns gern, aber einfach so, wirklich, es ist nicht irgendwie sexuell, eigentlich finde ich ihn gar nicht so attraktiv, es ist nur so, dass es sich irgendwie ergibt. Hast du einen neuen Pullover?”.

Each relationship seeks its own level.

Schön wäre es.

PS: Übrigens, das insbesondere an die besagte Freundin, die hier auch manchmal liest: Ich bin mir bewusst (seit heute morgen nochmal mehr), dass ich Teil dieses Teufelskreises aus Nähesuchen, Zurückweichen, Nähesuchen bin. Ich weiß nur nicht genau, wie man rauskommt…

26.08.2005 11:21
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Es gibt so Tage, da fühl ich mich nicht so gut, was zu zwei Dingen führt. Dummerweise vertragen sich diese beiden Dinge nicht sonderlich.
Zum Einen habe ich dann miese Laune und neige zu Verallgemeinerungen. Schlecht gelaunten Verallgemeinerungen.
Zum Anderen will ich eigentlich gern einfach irgendwo anbucken und eine schöne Höhle finden, wo ich mich dann verkrieche.

Die geistige Ausgeburt der letzten solchen Verstimmung, die nach wie vor andauert, ist das Gefühl, dass die Menschen eigentlich reden, um sich nah zu sein.
Ich glaube, Nähe ist die treibende Kraft jeder Zwischenmenschlichkeit. Der Ausdruck von Nähe mag dabei jeweils verschieden sein: Manche Menschen wollen vielleicht die gleichen Hobbies haben, andere wollen die gleichen Ansichten. Ich will den gleichen Quadratmeter, ich will nämlich Menschen körperlich nah sein.
Das ist, da werde ich gern missverstanden, nicht sexuell. Das ist aber auch nicht aphysisch. Es ist, was es ist: Körperlichkeit. Die tut mir gut.

Und es gibt Tage, zum Beispiel gestern, da will ich eigentlich gar nicht reden, weil ich nichts zu sagen habe, sondern will eigentlich nur den geteilten Quadratmeter.
Dann könnte ich stundenlang im Bett liegen, Wange an Wange, Bein auf Bein, geschlossene Augen, gemeinsamer Atem. Aber das geht eben nicht so einfach, weil andere Leute das anders lösen.
Und stattdessen rede ich dann. Bla, bla, bla. Um meiner nach wie vor mittelmäßigen Laune noch ein kleines Ventil zu geben, lasse ich mich jetzt dazu hinreißen, eine miesgelaunte Metapher rauszuhauen:
Dass nämlich Worte das Kuschelmethadon sind.
Der Schweigetag hat wirklich Sinn gemacht. Am Tag drauf schrieb ich

ich hätte nicht gedacht, dass die Nähe dann so fehlt. Oder die fehlende Nähe so spürbar wird?

Weil offenkundig dort eben die Worte nicht wirken konnten. Cold Turkey.

So. Hoffentlich ist es in Wirklichkeit nur der Kaffeeentzug, den kann ich nämlich gleich beheben.

23.08.2005 12:58
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“Ich bin poly” sage ich in den letzten 24 Stunden vor mich hin, nur manchmal, leise, und es fühlt sich so unglaublich richtig an.
Die Enthüllung, kann man fast sagen, die Enthüllung dieses Wortes ist wichtig für mich, ich erlebe sie als sehr großen Schritt.
Das ist sicherlich für Außenstehende schwer nachzuvollziehen, immerhin wundere ich mich selber darüber, wie erleichtert ich bin, und deswegen will ich einen Vergleich ziehen, der zum Einen erklärend ist, und der zum Anderen in sich selbst schon wieder spannend ist.

Ich habe mir vorgestellt, wie es ist, zu einer anderen sexuellen Minderheit zu gehören, denn das tue ich offensichtlich, auch wenn Sex nicht im Vordergrund steht. Ich habe mir vorgestellt, mich irgendwann nicht in eine gute Freundin, sondern in einen Mann verliebt zu haben. Und dann, später, in noch einen. Allerdings hätte ich das vor ca. 30 Jahren gemacht, und ich hätte nicht gewusst, dass es sowas wie Homosexualität gibt.
Ich hätte mit guten Freunden gesprochen, die hätten das in gewisser Weise akzeptiert, und hätten gesagt “Naja, dann leb das mal aus, irgendwann wirst du schon eine Frau finden, in die du dich richtig verliebst”, oder vielleicht “Du brauchst einfach nen richtigen Fick”, und vielleicht hätte ich das erwogen.
Ich hätte in meiner Jugend dann auch schon Erfahrungen mit Frauen gemacht, aber es hätte nie so richtig gut funktioniert.
Und ich hätte immer wieder gezweifelt, wie das denn sein könne, immerhin ist es evolutionär völliger Unfug, so zu empfinden, und alle meine Freunde und Freundinnen machen das anders.
Was, wenn sie recht haben? Und wenn ich mich dem nicht anschlösse, weil sie vielleicht ja auch nicht recht haben, wie sollte ich glücklich werden, wenn ich Männer liebte.

Und dann, irgendwann, ich wäre gerade 25 geworden, würde ich die homosexuelle Szene entdecken. Würde Menschen sehen, die die gleichen Probleme hätten wie ich, die sie aber schon zu großen Teilen gelöst hätten, und zwar so, wie ich Teile meiner Probleme auch gelöst hätte. Und die dafür neue Probleme durchdenken.
Die die Ablehnung, mindestens aber das Unverständnis der anderen Leute kennen.

So fühlt sich das an. Es ist wie ein Coming-Out vor mir selber, vorerst, schlicht dadurch, dass ich ein Label habe.

Und die Analogie zur Homo-Szene gefällt mir auch, weil ich daran weiterdenken kann. Dass ich mich schon jetzt darauf vorbereiten kann, dass ich nach der ersten Euphorie festellen müssen werde, dass manche Leute, die auch poly sind, doch wieder ganz anders sind als ich, dass es Subkulturen gibt.
Und dass auch das okay ist. Nicht jeder Schwule muss Leder tragen, nicht jede Lesbe muss kurze Haare haben und nicht jeder Poly muss mit Sex komplett freizügig sein. Oder so. Wo auch immer dann die Unterschiede eben liegen werden.

Honey, I’m home.