Monatsarchive: Januar 2007

29.01.2007 15:54
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Vor kurzem ist mir aufgefallen, warum ich “Zusammenwohnen” so schön finde, warum das eine Zwischenmenschlichkeit ganz nach meinem Geschmack ist: Weil man nämlich immer spürt, was da ist.

Wenn man sich mit Freunden streitet oder einen Abend seltsam fand, dann muss man warten bis zum nächsten Treffen oder telefonieren, aber bei Mitbewohnern sieht man sich gleich beim nächsten Frühstück oder zumindest ziemlich sicher am nächsten Tag, und merkt dann, ob es einfach eine schiefgelaufene Situation war oder was Ernstes.

Gemeinschaft macht so vieles einfacher. Ich muss weiter so leben, das ist gut. Memo an mich: Wohngemeinschaft tut mir gut.

26.01.2007 14:06
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Sie wollen uns holen, und sie haben gute Argumente. Das wichtigste hat trügerischerweise ein -ich- in der Mitte, davor aber ein S- und danach ein -erheit, und es ist gelogen. Weder geht es ums Ich, noch ist die Sicherheit ein gutes Argument.

Ich habe gestern das neue Tanztheater-Stück Stadt.Stolper.Steine von Gregor Zöllig gesehen, und es geht um die Zwänge in Städten, oder eigentlich in der urbanen Moderne allgemein.
Tanz erschließt sich mir sehr unmittelbar. Obwohl gelegentlich mein Kopf zu reden beginnt und mir die Bilder interpretiert (“Hier geht es also um Einsamkeit”), funktioniert das meiste über die Seele. Musik, Licht, Körperbewegung, eine Sprache ohne Worte. Das fasziniert mich unheimlich, diese Kombination kenne ich bislang nur vom Sex. Da fasziniert sie mich auch, aber Tanztheater ist doch etwas anderes.

Die Universalität der Themen rund um städtisches, modernes Leben nimmt mich mit. Offensichtlich sind Gehetztheit, Konkurrenz, Nähelosigkeit und Einsamkeit allen bewusst, dem Choreographen, weil er Tänze dazu findet, und den Tänzern, weil sie sie tanzen können. Ich glaube nicht, dass man etwas tanzen kann, das man nicht versteht.
Also: Alle kennen die Themen, niemand mag sie, aber niemand tut etwas dagegen.

Bei mir geht es auch so langsam los mit dem Sicherheitssingsang. Ich bin jetzt bei Xing, einer Social-Networking-Plattform im Businessbereich, Vernetzung, Vitamin B, Gesumse, Gesumse, und ich fühle mich seltsam damit.
Die Kollegin, mit der ich mich selbständig machen will, imponiert mir, denn sie lehnt einen Job ab, auf dass sie mehr Zeit hat und besser lebt.
Ein Freund von mir ängstigt mich, denn als Antwort auf seine Überforderung erwägt er (zwar im Scherz) den Alkoholismus, und nimmt das in Kauf für die Sicherheit im Alter.

Wo es hin gehen muss, ist klar. Der Tanz hat gut ausgemalt, was die Moderne mit einem macht, und mein Umfeld steckt Entscheidungspole ab. Am Ende kommt nichts mehr. Die Dinge, die Menschen sind kaputt und das Stück hört auf. Das mag jetzt pathetisch klingen, und nichts ist so einfach, wie es in einem Satz auszudrücken wäre, aber doch berührt es mich und erinnert mich an das gute Leben, und die Kürze der Zeit, und damit an die resultierende Notwendigkeit einer Langsamkeit. Also los. Nicht dahin, woanders hin, ich hab noch 70 Jahre, die müssen schön werden. Ehrlichkeit, Nacktheit, Zärtlichkeit, die Tugenden sind klar umrissen. Machen wir uns auf den Weg.

Närrisch ist er, dieser Weg, er geht in Schleifen, er geht vielleicht im Kreise. Mag er gehen, wie er will, ich will ihn gehen.
Hermann Hesse, Siddharta

PS: Übrigens gibt es einen einfachen Grund, warum genau Sicherheit kein gutes Argument ist. Weil es eine Zeit in der Zukunft zusichert, die man jetzt schon haben kann, wenn man sich gegen die Sicherheit entscheidet.

20.01.2007 18:18
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Beim Korrekturlesen der Diplomarbeit meines Mitbewohners stieß ich auf folgenden Satz, der mich denken machte.

Autonomie wird häufig im Sinne von Unabhängigkeit, Ungebundenheit oder Selbstständigkeit verstanden, also eigentlich als Autarkie. Das ist nicht zutreffend. Autonomie auf der einen Seite und Bindung, Integration bzw. Bezogenheit auf der anderen Seite sind grundsätzlich unabhängige, keinesfalls per se widersprüchliche Zustände. Denn Autonomie bedeutet nicht Bindungslosigkeit, sondern Selbstbestimmung.

Spannend.

In letzter Zeit verdrießt mich des öfteren mein Liebesleben. Und mein Sexleben. Bin insgesamt recht verdrossen.
Dann erzählen mir Freunde und Menschen, bei denen ich gern hätte, dass sie meine Freunde wären, von ihren Sexabenteuern, von One Night Stands, von Dreiern, vom Knutschen im Hausflur und vom quietschenden Bett, und mein Neid zieht sich die Feinrippunterwäsche an und verweigert die Zärtlichkeit.

“Nix is, alles scheiße. Will auch”, denkt es dann, das Neid, “Orgasmen, jajaja” und derlei unflätiges Zeug. Ja, das denkt es dann in mir. Dann werde ich still und quittiere die Erzählungen einsilbig, soso, aha, Hände auf Haut, hm-hm, weil ich schlecht reden kann, wenn das Neid so laut herummäkelt.
Irgendwann dann stellt sich mein Gehirn an und wundert sich. J., wieso bist du so still, es ist ja das alte Neid! Sei nicht blöd, Neid ist ein Arschloch, sofort aufgehört.

Das Neid hat leider einen mächtigen Motor, nämlich das Ego. Deshalb ist das nicht so leicht mit dem “aufgehört”. Der Motor hat so viel Power, der treibt alles Mögliche an. Machtstreben. Liebeskummer. Sex halt auch. Whrummmm.

Und mir fiel auf: Ich will gar keinen Sex. Ich will noch nichtmal, das war meine zweite Hypothese, Liebe. Erstens krieg ich viel, und zweitens kann man die gar nicht kriegen, sondern nur fühlen, und das ist immer noch Privatsache. Ihr wisst schon, Own you Feelings.
Eigentlich braucht mein Ego gerade ein bisschen Aufwertung. Das ärgert mich zwar, weil ich ja gern unabhängig bin, aber was hilft es, es fühlt sich grade nicht so wohlauf und schickt seine Vorhut: Neid und Liebeskummer, Verzweiflung und Geilheit. Alle auf der Suche, Dinge abzuwehren, die das Ego bedrohen, und den heiligen Gral voller Selbstwert zu entdecken.
“Aha, Disco, hier, Beutebeutebeute!”, “Aufgepasst, gute Sexgeschichte, schnell die Tür zu!”.

Interessanterweise tut es gut, das zu wissen, und noch besser, das mit Paikja bereden zu können. Denn, und das ist das Wichtige, dem Ego hilft man anders. Zwar kann man die Symptome bedoktern, kann versuchen, sich neidlos zu freuen für guten Sex, kann versuchen, den Liebeskummer zu bedienen, auf dass er sich besser benimmt, aber im Grunde steht irgendwo im Hintergrund die Selbstliebe, der alte Affe Ego.

Dem Ego eine Banane geben. Oder Nüsse.

16.01.2007 13:06
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Parship reloaded. Eigentlich müsste ich da mal hinfahren und Farbe statt Pixel nehmen.

Entstellt.

Bestimmt fällt mir da noch mehr ein.

16.01.2007 13:00
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Jeden Tag versucht man
sich neu zu justieren
in einen Zustand,
den man mag.
500beine

Recht hat er, der gute 500beine. Empfehlenswertes Blog übrigens. Die Derbheit kommt in einem feinen Mantel der Wortgewandtheit daher, das macht Freude.
Recht hat er jedenfalls. Oft beneide ich Tiere und schlichte sowie in sich ruhende oder erleuchtete Menschen um ihr eins sein mit sich selbst. Wo nicht so viel rummodifziert wird. Verdrängtes Aufspüren, sich Ängsten aussetzen, Grenzen ausprobieren und lernen, was man nicht kann. Bigger, better, stronger, faster. Anstrengend.

Aber ich kann ja auch nicht anders. Obwohl ich manchmal gern würde.

13.01.2007 17:34
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So, weil das Internet so voller wunderbarer Sachen ist, habe ich mir überlegt, gelegentlich Musik zugänglich zu machen.

Die Sachen sind fast alle Creative Commons lizensiert, oder aber durch persönliche Anfrage okay, hier zu veröffentlichen. Alle mp3s sind frei im Netz verfügbar.

Einfach anklicken, Winamp (oder ein entsprechendes Programm) besorgt dann den Rest. Vielleicht ergänze ich demnächst nochmal ein bisschen zu den Bands, grad hab ich zu tun. Alle kommen aus meiner Heimatecke, Großraum Bielefeld, außer Mobilé, die kommen aus Berlin. Sind aber einfach klasse.

13.01.2007 14:04
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Ich schrieb schon einmal über Parship und ihre dussligen Plakate.

Parship Plakat, abgerissen

Die Realität sieht halt anders aus.

11.01.2007 16:06
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In meiner WG hatten wir im Herbst ein Projekt gestartet, und jetzt sind wir fertig. 100 deutsche Synonyme für Sex, in jedweder Form. Wir sind, vielleicht darf ich das sagen, sehr stolz, weil wir kurz nach 50 fast aufgegeben hätten!
Nicht alle sind komplett überzeugend, aber dafür haben wir auch 104 statt 100 gefunden.
Das Ganze gibt’s in chronologischer Reihenfolge – man beachte “Sex haben” auf 61… da sage ich jetzt mal nichts zu.

Vielleicht wollt ihr erst nochmal selber überlegen, auf wieviele ihr so kommt, ansonsten bitte hier klicken.

Falls noch jemand was weiß, immer her damit in den Kommentaren!

09.01.2007 16:15
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Wenn ich wirklich komplett aufrichtig bin, muss ich meine Unzufriedenheit mit der Beziehung zu Marveille darauf zurückführen, dass ich gern Sex mit ihr hätte, sie aber mit mir offensichtlich nicht.

Ich könnte das noch elaborieren, könnte von unterschiedlich großen Involviertheiten sprechen, davon, dass ich nicht spüre, was von ihrer Seite aus da ist (und ich ja immer wissen muss, was da ist), dass unsere Beziehung seit einem Jahr stagniert, aber wenn ich ganz, ganz aufrichtig bin, ist es der Sex. Ihr Sexleben läuft super, und ich bin neidisch, was ja noch in Ordnung ist, ich hätte halt auch gern mehr Sex, aber vor allem bin ich tatsächlich auch eifersüchtig, und hätte gerne wieder Sex mit ihr. Und ärgere mich, dass sie offenbar keinen Bock auf mich hat (und natürlich leidet mein Ego – es ist ja immer das Ego).

Nun dachte ich zunächst: Mensch, J., das geht nicht, wie scheiße ist das denn? Sex, sex, sex, so bist du doch eigentlich gar nicht drauf! Dann dachte ich aber an meinen Beitrag von neulich, und dass Sex zu wollen ja okay ist.
Im Grunde ist das Muster ja nicht viel anders als beim Verliebtsein, wo es sehr bekannt ist. Mensch mag Mensch, aber Mensch mag Mensch nicht genauso zurück. Bei der Liebe geht es um die Seele, beim Sex um den Körper, und in jedem Fall geht es um Erwartungen. Also ist es eigentlich alles in Ordnung.

Aber: Dumme Falle gebaut. Jetzt sind zwar Erwartungen an Sex genauso okay wie Erwartungen an Gefühle, aber natürlich sind Erwartungen in jedem Fall der totale Bockmist.

Hachje. Warum ist das Liebesleben nur so unendlich relevant, und Sex noch mit dabei? Und warum ist Sex so eine Mangelware, wo doch mein Umfeld jung und schön ist?
Und warum verdammt nützt dieses ganze Wissen über Erwartungen (unnütz und schlecht) und Ego (tut gern weh, kann man nur selber was für) eigentlich im Alltag so wenig?