06.05.2005 18:34
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Allgemein

Wunderbar. 1000 Hits, stand da gerade. Das passt gut, denn in gewisser Weise wird mir eine Schwelle bewusst (eine Art ideologischer Milleniumbug), oder vielmehr schreibe ich über sie, kennen tu ich sie schon länger.

Paikja wird bald ein Kind bekommen, glaube ich. Bald ist dabei einigermaßen dehnbar, aber halt doch ein überschaubarer Zeitraum.
Und ich bin neidisch.

Zum Anderen habe ich auch noch Angst. So wie ich immer schon Angst hatte, wenn Freundinnen von mir Beziehungen eingegangen sind, weil ich immer dachte, es verändert sich etwas, ich “verliere” (was zum Glück nie der Fall war, sodass diese Angst mittlerweile schwächer geworden ist, und ich sie, wenn sie kommt, erkenne und sie mit einem wissenden Lächeln ertragen kann). Beim Kinderkriegen fühlt sich das so ähnlich an, da hab ich auch Angst, dass sich etwas verändert. Ob das jetzt daran liegt, dass (wie bei der Beziehung) ein neuer Mensch ins Leben tritt, der unheimlich wichtig sein wird, oder (auch wie bei der Beziehung) die Lebensumstände plötzlich anders sind als meine, vielleicht kein common ground mehr da ist… keine Ahnung.

Schlimmer ist aber der Neid. Die Angst geht vorbei, spätestens wenn das Kind da ist. Der Neid aber rührt von einem Konflikt in mir.
Weil ich auch so gern Kinder will. Ich habe 9 Monate in einer WG verbracht, die mir Familie war, in der es zwei Kinder gab, und das eine, das geboren wurde, als ich einzog, ist mir sehr nah. Und es war so unglaublich toll, so wunderbar, dass ich vermute, meine schlechten Gefühle gegenüber meinem einen Mitbewohner jetzt haben damit zu tun, dass er Symbol ist dafür, dass diese Zeit vorbei ist (die Eltern sind mit dem Kind irgendwann ausgezogen, was verständlich ist).

Ich will also auch Kinder. Aber wie verträgt sich das mit meinem Ideal des freien Liebens? Auf dem klassischen Markt würde, so sagt man, mein starker Kinderwunsch meinen Marktwert erhöhen.
Aber dieser Markt interessiert mich nicht. Ewige Bindung, Aufopferung und Abhängigkeit sind alles so Sachen, die ich mit klassischen Beziehungen verbinde, und die mir keine Freude bereiten.
Ich wäre außerordentlich offen für, sagen wir, Experimente mit alternativen Liebensformen. Ich weiß ja auch nicht, ob das alles so klappt, aber ich würde es gern ausprobieren, weil ich ja zumindest weiß, was ich nicht will.
Ich hätte gerne mal eine offene Beziehung, oder eine mit drei Personen, will schauen, was nach der Eifersucht kommt. Jemanden zu treffen, den ich lieben kann, und der das auch so sieht, ist schwierig genug.
Aber passt ein Kind darein?
Ich kann mir das vorstellen. Ich hätte gern eine Familie, bei der ich wüsste, dass auch außerhalb geliebt werden darf. Ich würde dafür die Angst in Kauf nehmen, verlassen zu werden, wieder ohne Kind da zu stehen, weil ich glaube, dass nach der Angst ein großes Glück auf mich wartet.
“Flexible Familie” hat der Freund von Paikja das heute genannt, und das trifft es ganz gut.

Wie haben die Hippies das denn damals gemacht?
Ich bin ein bisschen wehmütig. Das ist ganz schön schwer. Mein Kinderwunsch ist wirklich die größte Hürde beim freien Lieben. Was beweist, dass man sich am Ende immer nur selbst im Weg steht.

Ich bin gespannt, was kommt. Denn irgendwas kommt ja immer.

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