Nach 2 Generationswechseln, also ca. nach 50 Jahren, ist ein Großteil derer, die einen Krieg miterlebt haben, tot oder senil.
So auch gerade hier bei uns, da sind es sogar schon 60 Jahre.
Ich dachte immer “Gut, bald sind all jene Zeitzeugen tot, die durch ihre bloße Existenz die Erbschuld vorwerfen, die das deutsche Trauma wieder und wieder aufwärmen – dann kann es bald ja vorangehen, dann kann der Standort Deutschland florieren, weil die Leute es hier wieder mögen und sich nicht schämen”.
Dass es jetzt Bands gibt, die gern deutsche Bands sind (die Sportfreunde Stiller ganz still mit dem Heimatlied, Mia lauter), fand ich ein gutes Zeichen.
Meine Mutter sagte mir aber gestern, dass die Historiker keine größere Freiheit nach 50 Jahren prognostizieren, sondern im Gegenteil einen Rückfall – wenn all jene tot sind, die einen Krieg überlebt haben, kann man wieder über Krieg nachdenken. Kann Gedankengut, dessen verheerende Folgen den Alten noch im Gedächtnis war, wieder offen formulieren.
Die NPD trägt jetzt Anzüge. Und kann offen von nationalistischen Plänen sprechen.
Obwohl ich es richtig fand, dass das Verbotsverfahren gescheitert ist, obwohl ich es richtig finde, dass auch schlimme Ideologien und Vollpfosten Parteien haben dürfen (wir sind ja demokratisch, das muss sich selber regeln), finde ich das gerade doch ein schlechtes erstes Zeichen.
Wie wird es sein wenn ich 40 bin? Ist dann eine schwarz-braune Regierung noch so undenkbar wie jetzt? Wird “Mehr Arbeit für Deutsche” dann, in Zeiten wo durch mehr Europa und offenere Grenzen natürlich auch mehr Immigration geschieht, noch einen so widerlichen Beigeschmack haben wie jetzt?
Ist der freiheitliche Grundgedanke dieser Republik noch denkbar, wenn all jene tot sind, die das Gegenteil kennen?