Monatsarchive: Februar 2010

Ich habe den Anspruch an mich selbst, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen, es zu gestalten. Nicht gelebt zu werden, sondern eben zu leben. Die Gedanken aus dem hervorragenden hard science-fiction Roman “Parable of the Sower” passen sehr gut dazu. Darin entwickelt die Protagonistin eine sehr glaubbare Religion um dem zentralen Satz: God is change. Gott ist Wandel. Und die angemessenste Form des Dienstes an diesem Gott ist, den Wandel zu gestalten, Teil des Wandels zu sein.

Pray to focus your thoughts,
still your fears,
strengthen your purpose.
Respect God.
Shape God.

Diesem Gestalten meines Lebens steht einiges entgegen. Immer zwischendurch erscheint mir das alles zu groß, zu schwierig, zu viel für ein armes kleines Menschlein allein. Oder ich fühle mich einfach zu faul, möchte mich zu gern einrichten in den Status Quo in dem naiven Wunsch, irgendwie wird es schon alles, und ich möchte nicht ständig ackern.

Wie will ich wohnen? Wie will ich leben und lieben? Das steht gerade an, und ich merke, die Gestaltung dieser Lebensbereiche ist quite challenging. Zwei Frauen, die ich liebe, mit denen gerade mehr eingestiegen wird in die Prozesse (von mir und ihnen), was mich umso mehr in die Situation bringt, es gestalten zu wollen, ja: gestalten zu müssen. Die Energie in diesen Prozessen ist wie eine Flut: Wenn ich keine Kanäle grabe, läuft sie sonstwohin und überschwemmt alles, was mühsam großgezogen wurde. Aber ich will die Prozesse kultivieren, ich brauche gute Gräben, ich will keine Auenlandschaft und dann mal sehen wie’s wird. Wasser ist gut, aber es muss gelenkt werden.

The Self must create
Its own reasons for being.
To shape God,
Shape Self.

Ich weiß gar nicht, wo ich hin will mit diesem Artikel. Ich glaube, ich will einmal deutlich machen:

Alter, alles muss gestaltet werden, alles muss gebaut werden, das eigene Leben wartet nicht im nächsten Tag, es wird in jedem neuen Heute aus dem Boden gestampft, und verdammtnochmal, das ist aber oft auch wirklich eine harte Arbeit.

Nicht, dass ich das gerne anders hätte. Es ist richtig, genau wie es ist. Ich wünschte nur, ich hätte ein bisschen mehr Power dafür, und könnte es besser.

As wind,
As water,
As fire,
As life,
God
Is both creative and destructive,
Demanding and yielding,
Sculptor and clay.
God is Infinite Potential:
God is Change.

Ich kam mit Ava an einen Punkt, den ich so oder ähnlich schon kannte, und diesmal kann ich ihn besser benennen: Es ist der Punkt, an dem alles mit der Beziehung zu tun hat. Es ist die Meta-Falle.

Ich brauche Zeit für mich, und das hat dann mit der Beziehung zu tun. Ich habe viel zu tun, und das hat dann mit der Beziehung zu tun. Ich hab einfach mal keinen Bock, Ava zu sehen, und das hat dann mit der Beziehung zu tun.
Es gibt dann kein “außerhalb” mehr. Selbst wenn ich mich dann kurz einfach mal auf mich konzentrieren will, um EINMAL wenigstens frei zu haben davon, dass alles immer mit der Beziehung zu tun hat, dann… hat selbst das wieder damit zu tun.

Das ist enorm tückisch (und, für’s Protokoll: Nicht Ava macht diese Falle auf, die ist in der Sache angelegt). Man kommt da schlecht raus, weil jedes “raus” sich wiederbeziehen lässt, und schon ist es wieder ein “rein”. Ein bisschen, als würde man die ganze Zeit krampfhaft versuchen, nicht an den blauen Elefanten zu denken. Oh Mist. Jetzt aber, jetzt denk ich nicht an den blauen Elefanten.

It can’t be done. Und diese Meta-Ebene macht einem die ganze schöne Begegnung kaputt, weil es nicht mehr möglich ist, dass ich von mir und sie von sich erzählt und wir zwei Menschen sind, nein, wir reden immer von uns. Alles was ich von mir erzähle, hat ja dann mit uns zu tun. “Ich war spazieren, ich dachte das tut mir gut”, “Ich will zurück bei mir ankommen”, alles Botschaften von der Meta-Ebene.

Ich bin einigermaßen wieder rausgekommen. Ich wusste recht früh: Das ist Unfug, was ich da mache, es wird nicht verlangt und nervt, und ich wusste auch: Man kann nichts einfach lassen, sondern muss etwas stattdessen tun. Und ich wusste sogar, dass dieses stattdessen irgendwie damit zu tun haben müsste, ganz bei mir zu sein, sodass da wieder zwei Menschen sind, die sich begegnen können, aber da hat’s dann gehakt (weil sich alles, was ich “für mich” gemacht habe, so angefühlt hat, als würde ich es irgendwie “für uns für mich” tun, also als würde ich es für mich tun, damit es uns hilft).

Aber ich kenne einen guten Homöopathen, und genau solche Knoten, solche Perpetuum Mobiles der Selbstzerfleischung, kann man da gut einmal auflösen um wieder klar zu sehen. Das war knapp. Nächstes Mal möchte ich da früher richtig abbiegen. Mal sehen.