Es frühlingt, die Krusten brechen auf, man streckt die Fühler aus… aber seien wir ehrlich, es ist durchaus noch kühl. Ich jedenfalls merke, wie die Veränderungsprozesse losgehen (Aufbruch! Wandel! Erneuerung!) und ich förmlich sehen kann, wie sie mich durch den Fleischwolf drehen (Scheiße! Schwierig! Altbekannt!).
Gestern hatte ich den Gedanken, dass diese ganze Idee von Veränderug und Entwicklung vielleicht Unfug ist. Der Entwicklungsgedanke war vor einiger Zeit schonmal Thema bei mir (nicht gebloggt), und da ging es vor allem darum, wie sehr er im Subtext immer bedeutet, dass man nicht in Ordnung ist, wie man ist. Wenn ich das nämlich mehr glaube, brauch ich keine Therapie, kein Yoga, keine persönlichen Fortschritte: Dann bin ich einfach ich.
Das ist natürlich überhaupt nicht einfach, sondern schwer, womit wir zum heutigen Gedanken kommen. Der baut auf dem alten auf.
Vielleicht, so dachte ich, gibt es überhaupt keine Entwicklung. Okay, vielleicht in der Pubertät, da hat sich schon viel getan, aber vielleicht geht es später nicht darum, etwas zu lernen, sich zu verändern, sondern vielleicht geht es nur darum, mit sich selber umzugehen (Randnotiz: Pubertät könnte man sogar auch so verstehen).
Man findet ja immer mehr über sich heraus, und vielleicht geht es nur darum, diese ganzen Erkenntnisse angemessen zu behandeln. “Oh, ich bin empfindlich?” kann heißen “Ich will Stärke lernen” oder eben “Wow, dann sollte ich vorsichtig sein”. Wenn ich mein Sein als grundlegend gut betrachte, und nicht als defizitär, dann bleibt mir nur der liebevolle Umgang mit mir.
Ich schiebe Filme bei einem bestimmten Thema? Da sollte ich schön langsam machen und gut auf mich aufpassen.
Ich reagiere über, wenn man mich kränkt? Mehr Leute, die mich liebevoll behandeln und mir erlauben, gekränkt zu sein.
Das soll nicht unbedingt heißen, dass man sich nicht verändern darf. Eher, dass man es nicht muss. Man muss nur mit sich umgehen.