Monatsarchive: Juli 2005

30.07.2005 18:17
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So langsam stelle ich fest: In diesem Blog geht es entweder ums Lieben, um Sexualität, um Sexismus/ Männerrolle, um mein Leben oder um Sprache.
Ich sollte vielleicht mal Kategorien programmieren… naja. Später mal.

Jedenfalls fand ich gerade bei Nuf etwas sehr Feines. Nuf bloggt aus und lebt in Berlin, schreibt, dass sie etwas schrub, und hat noch durch anderlei Dinge sehr bei mir gepunktet, alle grob zu subsummieren, oder auch subzusummieren, unter Stil.
Empfehlenswertes Blog. Ich bin verliebt.

Nochmal jedenfalls hat sie einen Link auf eine Seite zur Stärkung der Verben.
Starke Verben, für die Nichtlinguisten, sind jene, deren Flexionsformen (so wie Imperfekt oder Konjunktiv etc.) unregelmäßig sind.
“Sehen” ist ein starkes Verb (ich sehe, ich sah, ich habe gesehen), “Machen” dagegen nicht (mache, machte, habe gemacht).
Und diese Leute haben sich neue Formen ausgedacht… super geil.
Hier ein paar Beispiele (Konjunktiv ist ziemlich out… man setzt die Form in einen Kontext, in dem man beispielsweise “Er hat behauptet, ich…” davorsetzt, zum Beispiel, er hat behauptet ich löge. Mittlerweile sagt man eher “würde lügen”, aber noch gibt’s auch den Konjunktiv).

Präsens Imperfekt Konjunktiv 2
ich küsse ich koss ich kösse
ich verteufel ich vertolf ich vertölfe
ich tippexe ich tippax ich tippöxe
ich büffel ich bialf ich biälfe

Für Sprachjunkies, wie ich wohl einer bin, sind auf der Seite mindestens 100 Lacher drin…

PS: Und der Link hier hat’s nochmal in sich. 9 hübsche Regeln…

29.07.2005 17:30
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… you and I.
To a strange and distant land,
where they speak no word of truth.
But we don’t understand anyway.
Weezer, Holiday

Kommenden Montag fahre ich in einen kleinen Urlaub mit meinem Vater, meinem Halbbruder aus Amerika und dessen Frau und deren Kind.
Ich mag alle sehr gerne, muss aber leider der Tatsache ins Auge sehen, dass der letzte Urlaub in dieser Konstellation (ohne Kind, mit Frau meines Vaters) streckenweise desaströs war, weil mein Vater und ich uns in die Wolle gekriegt haben.

Familie, und darum soll es hier im Beitrag gehen, ist mal echt ne krasse Nummer.
Man ist, da kann man sich auf den Kopf stellen, seinen Eltern sehr ähnlich. Ich habe den Ehrgeiz meiner Mutter und den Humor meines Vaters, und mit beidem ist man gelegentlich etwas gestraft.
Es ist interessant, wie diese Merkmale, die einen so sehr verbinden, einen gleichzeitig entzweien können. Im letzten, wie gesagt teilweise desaströsen Urlaub, war ich schon auf der Hinfahrt kurz davor, gleich wieder umzudrehen, weil mein Vater was wirklich Fieses gesagt hat, was Selbstgerechtes, Unfaires und Verletzendes.

Manchmal sagt mein Vater aber auch unglaublich schlaue Sachen, so zum Beispiel letztens

Ziel im Leben ist es ja wohl, abends glücklicher einzuschlafen, als man morgens aufgewacht ist.

Ich hoffe, dass das dieses Jahr alles runder läuft. Einiges spricht dafür. Ich habe, glaube und hoffe ich, mehr verstanden über das, was zwischen meinem Papa und mir schief läuft in diesen Situationen. Ich bin, auch wenn es schlimm ist, dass ich das im Urlaub brauche, in meinem Psychologiestudium noch weiter gekommen.
Und ich bin mit dem eigenen Auto da.
Wenn mich jemand ärgert fahr ich halt weg.

Achja, und übrigens bin ich dann also ab Montag für ne Woche nicht hier.

28.07.2005 19:36
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In der Lernpause, die ich mir soeben gönnte, ging ich zur nahen und ganz hervorragenden Eisdiele.
In einem kleinen Anflug von Leichmütigkeit aß ich das Eis nicht auf dem Weg zurück, sondern setzte mich noch ein wenig auf den gegenüberliegenden Kinderspielplatz, weil ich Kinder super finde.

Die ganze Zeit, während ich da saß, dachte ich “Oh Mann, wie viele von den Leuten hier halten mich für einen Kinderficker/ Mitschnacker?”
Ich bin gar nicht sicher, was schlimmer ist: Dass es vorstellbar, dass Leute das wirklich von mir denken, oder dass ich das vorstellbar finde.

Ein ganz ähnliches Gefühl wie jenes, so diese unangenehme Mischung aus In-was-für-einer-Welt-leben-wir-eigentlich und Wieso-werde-ich-jetzt-da-mit-reingezogen, weil die Leute mich dann als Kriminellen, nein, als bösen Menschen ansehen, habe ich auch oft, wenn ich durch die Stadt gehe, herbstens und winters zugegeben gern im schwarzen Mantel, und mir entgegenlaufende Frauen irgendetwas in ihrer Tasche in die Hand nehmen, was eigentlich nur CS-Gas oder derlei sein kann.

Letzteres ist ein super Beispiel für Sexismus, der beiden Geschlechtern weh tut: Frauen müssen um ihr Wohl fürchten, Männer werden sofort zu potentiellen Vergewaltigern, kaum ist es dunkel.

Ersteres, auf dem Kinderspielplatz, zieht die Kinder mit rein. Ich bin fest davon überzeugt, dass Kinder bessere Kinder werden, wenn sie viel Liebe erfahren, und ich bin weiterhin davon überzeugt, dass sie weniger Klischees in die Köppe kriegen, wenn beide Eltern (und andere Bezugspersonen) ihnen gleich viel davon geben, auf gleiche Weise.
Aber wenn die Väter sich im Freibad teilweise nichtmal mehr trauen, ihre Kinder abzutrocknen, oder zuhause, sie zu waschen, oder Kindergärtner immer darauf achten, nicht allein mit einem Kind zu sein, dann wird, wenn auch aus anderen Gründen, auch die jetzt heranwachsende Generation wieder lernen, dass Männer ihre Gefühle nicht zeigen dürfen, Zärtlichkeit etwas Weibliches ist, und den ganzen alten Scheiß.

In was für einer Welt leben wir eigentlich, und wieso werde ich da jetzt mit reingezogen?

28.07.2005 13:56
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Sie haben latenten Hang zu Wollust
mit nicht zu vernachlässigender Affinität zu Völlerei.
[via 7todsuenden.ch.]

Ha! Na, wenn Wollust nicht dabei gewesen wäre, hätt ich das Blog auch zugemacht!

-.-

Schreibt man mittlerweile nicht Wolllust?

28.07.2005 13:26
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Wie schon oft gesagt, bin ich ein körperlicher Mensch. Die Menschen, die ich liebe, berühre ich gern, und mittlerweile weiß ich für mich, dass ich deswegen auch kein Lüstling bin.

Gestern in der Cafete meiner Uni traf ich zwei Kommilitoninnen, setzt mich zu ihnen und wurde von jener, die mir zur Seite saß, in den Armen genommen, ich nahm zurück in den Arm und berührte unabsichtlich, obschon gern, ihren nackten Rücken, denn die Mode muss auch sparen.
“Du hast gerade übrigens über meinen nackten Rücken gestreichelt, aber macht ja nichts”, sagte sie, korrekterweise annehmend es war ein Versehen, fälschlicherweise annehmend, ich hätte es nicht bemerkt oder es wäre mir unangenehm.
“Warum soll das auch was machen? Ist doch super”, sagte ich, und wiederholte meine Tat, weil ich wirklich völlig unverständig war, warum das irgendwie schlimm sein sollte.
Besagte Rückenbesitzerin drehte sich dann zu ihrer Freundin und sagte “Naja, bei J. findet man es ja ganz süß.”

  1. Süß. Soso. Der Albtraum meiner Pubertät. Männer wollen nicht süß sein, weil süß sich mit sexy und männlich nicht so gut verträgt. Aber, auch wenn ich hier vielleicht gern auch ein bisschen als begehrenswert und männlich rübergekommen wäre, das war okay. Besser süß als grenzüberschreitend.
  2. Ihre Freundin erwiderte ein ziemlich schlichtes und gleichermaßen trockenes “Nein”. Das hat mir dann schon wieder zu denken gegeben… Doch grenzüberschreitend? Wir haben das nicht vertieft.
  3. Drittens ist am Wichtigsten: Auf der Suche nach der Ursache, warum man irgendwie den Rücken nicht berühren sollte, fand ich und äußerte ich, dass das ein Teufelskreis ist.
    Weil Männer als sexhungrige, oberflächliche Grabscher gelten, werden Momente wie jene, in denen ich zufällig ihren Rücken streichle, dahingehend interpretiert. Wenn eine Frau sie beim Umarmen berührt hätte, wäre es nichtmal Thema geworden.
    Und dann gilt die Situation als weiterer Beweis für die Sexhungrigkeit “des Mannes”.
    Zirkelschluss. Das Klischee determiniert das Verständnis der Situation determiniert das Klischee.
    Die Tatsache, dass ich nun gerade irgendwie als kleine Ausnahme gelte, bestärkt das nur – “Ausnahmen bestätigen die Regel” stimmt insofern, dass es erst durch das Konstatieren einer Regel eine Ausnahme von der Regel geben kann – wenn ich – ausnahmsweise – kein fieser Lüstling bin, bestärkt das nur, dass alle anderen Männer so sind.
    Sexismus gibt es nicht nur bei Frauen.

Ganz abgesehen davon möchte ich mal eben in die Blogosphäre werfen, dass es okay ist, sexhungrig und oberflächlich zu sein.
Gut, das war extra provokant formuliert.
Aber man stelle sich ein Alternativ-Universum vor, in dem folgender Dialog möglich ist.
Er: “Du denkst nie an Sex. Manchmal denke ich, reden und kuscheln ist alles, an was du denken kannst. Liebst du etwa nur meinen Geist?”
Sie: “Unsinn, Schatz. Ich liebe alles an dir. Frauen sind halt so.”

Irgendwann wurde die These “Sex wollen ist unfair” oder so, vielleicht eher “Sex wollen reduziert die begehrte Person auf ihren Körper” populär, Sex zu wollen wurde politisch unkorrekt. Das macht aber überhaupt keinen Sinn.
Ganz abgesehen davon, dass alle Menschen Sex und Orgasmen mögen, sind Männer offensichtlich häufig mehr da hinterher (inwiefern kulturelle Rahmenbedingungen wie bspw. oben das bedingen, lasse ich mal dahingestellt, viel ist dann halt doch biologisch – wenn man Frauen Testosteron spritzt, werden die ganz fürchterlich heiß. Bei Männern hat es übrigens keine Wirkung – die laufen offensichtlich schon am oberen Limit). Aber das macht nichts. Das ist nicht falsch.
Falsch wird es erst, wenn man Dinge tut oder sagt, die die andere Person nicht will. Das ist ein schwieriger Satz, weil es halt sehr auf den Rahmen ankommt, ob zum Beispiel so eine Rückenberührung ein sexueller Übergriff ist oder einfach eine freundschaftliche Berührung. Und zu diesem Rahmen gehören dummerweise auch wieder die Klischees, die Normen, die ja evtl. falsch oder dumm sein können.
In meinen Augen ist der Begriff der sexuellen Belästigung übrigens in den letzten Jahren zu weit gefasst worden (s. auch die Diskussion bei Bandini, wo ich in weiten Teilen auch nicht nachvollziehen konnte, warum das jetzt alles so schlimm ist und in weiten Teilen mit Timanfaya übereinstimmte).
In jenen Grenzen, also bevor es belästigend wird, darf man auch einfach das ausleben, was in einem ist. Die Gedanken sind frei. Will ich doch hoffen.
Das gilt natürlich für Männer und für Frauen (weil letztere, was Sex anbetrifft, auch einem ganzen Haufen Erwartungen gegenüberstehen. Aber das ist ein anderes Thema).

PS: An dieser Stelle mal zwei Links zu zwei Sexblogs, die ich gern lese:

Beide stehen zu ihrer Sexualität, teils eben auch zu ungewöhnlichen Wünschen oder Handlungen, und das finde ich super. Bei Frauen ist es leider noch ungewöhnlich, wenn sie überhaupt Sex wollen und vor allem leben, scheint mir manchmal, und als moderner Mann muss man ja auch eher zurückhaltend und zärtlich sein. Alles Scheißklischees.

24.07.2005 12:55
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So, diesmal keine Spoilerwarnung. You can’t spoil documentaries.

Ein Choreograph bringt 250 Kindern und Jugendlichen ein Stück bei, das sie dann mit den Berliner Philharmonikern aufführen.
Und mit diesen Kindern und Jugendlichen, vorwiegend Berliner Hauptschüler, ein paar Oberstüfler und nichtmehrSchüler, passiert etwas während dieser Zeit.
Sie werden gefordert und auf sich zurückgeworfen. Die Schutzversuche der Lehrer, die es gut meinen, und die so gehen: “Sie sind am Limit, sie verunsichern sie” laufen ins Leere, weil der Typ, der das macht, hart ist zu den Kindern. Aber er vertraut ihnen.

Und die Kinder erzählen am Anfang von ihrer Unsicherheit, von “Wir schaffen das nicht” und “Er erklärt uns das nicht gut genug”, dölmern rum und finden es doof, weil es keinen Spaß macht.
“This is serious”, erklärt der Choreograph. “But I, for one, enjoy the seriousness of dance”.

Und am Ende erzählen die Kinder Dinge wie “Ich glaube, es steckt noch viel mehr in den Leuten, wenn wir nur richtig wollten.”
Nach der Aufführung stehen ein paar kleine Mädchen, so 4., 5. Klasse vor der Kamera und machen einen Singsang, in dem die Zahnlücken und Berlin die Bilabiale verhindern: “Wir haans geschafft, wir haans geschafft”.
Und ich glaube, innerlich meinen sie nicht nur die Aufführung.

Im Film wird viel über das gesprochen, was in einem steckt, über Kreativität und Bestimmung, über den eigenen Weg, über Steine darauf.
Und die Kinder haben alle einen großen Schritt gemacht, und haben etwas über sich gelernt.

Und ich habe am Ende ein bisschen geweint, nur kurz, weil ich zurück auf den Bierwagen musste, und habe gewusst, warum ich Therapeut werden will: Weil in jedem Menschen das steckt, was in diesem Film in den Kindern zu sehen ist.

21.07.2005 20:49
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Gerade beim Lernen für meine Prüfung las ich über “Störungen der Geschlechtsidentität”, zu deutsch (haha): Transsexualität. Männer fühlen sich als Frau, Frauen fühlen sich als Mann, beides ziemlich selten, letzteres seltener als ersteres.
Das als Störung zu diagnostizieren ist hoch umstritten, Gender als Kontinuum und frei wählbare Positionierung darauf ist der Gegenpol.
Ich selber habe meine Meinung dazu noch nicht gefunden und bin für Einzelfallentscheidungen, bin aber, wegen der durchaus nur so mittel optimistischen Studien zur Zufriedenheit von “Operierten” sehr froh, dass es gewisse Hürden gibt, wie halt bspw. ein Jahr Psychotherapie bevor man das macht, psychologische Betreuung während und nach der Operationsphase und so weiter.

Aber darum geht es eigentlich gar nicht.

Es gibt einen Fall (Barlow et al., 1973), in dem ein 17-jähriger nicht, wie sonst eher üblich, seinen Körper umwandeln lassen wollte, damit er zu seiner Identität passt, sondern seine Identität an seinen Körper anpassen wollte.
Mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen hat das auch geklappt – nach einem halben Jahr fühlte er sich als Mann und stand auf Frauen.

Zwei Dinge daran sind SEHR interessant:

  1. Ich ertappte mich dabei, wie ich dachte: Unethisch! Nazi! Und sowas. Wie kann der sich einfach ne Einstellung wegdoktorn lassen? Offensichtlich ist Homosexualität zumindest in meinem Kopf mittlerweile so normal, dass ich es seltsam finde, wenn jemand das weghaben will.
    Gut, irgendwie (s.u. ob das allein so gut ist).
    Im Übrigen hatte ich auch als Erstes den Gedanken, ob nicht der gesellschaftliche Druck Schuld ist, dass er mit dieser beunruhigenden Seite seiner Identität nichts zu tun haben will. Und dass da ja genau so ist, wie wenn jemand mit seinem Körper nichts zu tun haben will, und wie fragil Identität überhaupt ist… ich bin sehr verwirrt.
    Und wie seltsam ist es doch, dass (von feministischer Seite, glaube ich) für eine größere Offenheit und geringere Hürden plädiert wird, was Operationen angeht, aber eine solche Einstellungs-OP sofort Zähneknirschen lässt und falsch erscheint… Diktat der Individualität? Hat der Körper nicht irgendwie doch auch was mitzureden?
  2. Zweitens ist einfach unheimlich krass, dass das geht. Dass das geklappt hat. Gut, Einzelfalluntersuchung, wer weiß, was nun bei ihm grad los war, aber man kann da scheinbar irgendwas hinzaubern.
    Und das ist wieder interessant, weil da Normen unheimlich stark ins Spiel kommen.
    Es gibt ja durchaus Leute, und ich zähle mich, zwar zaghaft, aber halt irgendwie doch, dazu, die sagen, Homo und Hetereo zu trennen ist bescheuert, die erste Trennung ist Bi- und Monosexualität.
    Weil Sexualität erstmal schlicht Lust ist, animalisch und alles, und Bisexualität, also Offenheit für Sex mit allem (wobei da noch nichts polygames drinsteckt, möchte ich anmerken), eigentlich the thing ist.
    Das leuchtet mir ein.
    Man stelle sich vor, das wäre die Norm: Zig Leute würden zum Psychologen rennen, um ihre bisexuelle Seite endlich zu entdecken. Ein halbes Jahr ist nicht lange, und die Zielgruppe für schöne Zeit ist danach verdoppelt! Wahnsinn!
    Da kann man ja auch sofort argumentieren, dass halt die existierenden Normen das Entdecken der Bisexualität total erschweren (das seh ich sogar so), und dass deswegen ein Therapeutenmensch was machen muss. Mann, bin ich verwirrt.

Geschlechtsidentität ist mal echt ne krasse Geschichte. Und dass das alles so variabel zu sein scheint… Irre.

Das kann man ja sogar noch weiterspinnen… sexuelle Präferenz fühlt sich bei den meisten von uns ja ziemlich tief unten an, ziemlich weit drin in der Person.
Kann ich mir auch Optimismus hinzaubern lassen? Oder Güte?
Vielleicht hatte besagter 17-jähriger einen Konflikt, der durch die Therapie halt gelöst wurde, und so ganz blind hätte man das nicht einfach dazutherapieren können. Vielleicht ist aber menschliche Identitä noch viel, viel labiler, als man so denkt.
Dissoziative Persönlichkeitsstörung (= multiple Identität, übrigens nicht = schizophren!) ist auch so ein Fall, wo man mit seinen schönen, einfachen Vorstellungen von Identität als Kern des Menschen echt im Regen steht.

21.07.2005 16:11
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Gestern oder so fiel mir auf, dass es ein Wort gibt, das ich sehr schön finde für eine Zwischenmenschlichkeit.
Ich bin ja sehr streng, mit mir, mit der Liebe, mit den Begriffen, finde viele Worte doof, weil sie vorbelastet sind, finde Beziehung nicht trennscharf und so, aber ein Wort ist mir dann doch mal recht:

Liebespaar.

Zwei Menschen, zwischen denen Liebe ist.
Schön.
Ob man das jetzt exklusiv für “Pärchen” benutzen will, sei mal dahingestellt, aber eigentlich ist es schön.

21.07.2005 15:59
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***SPOILER: Kebab Connection***

Der Film kulminiert in einer Szene, die für mich sehr hübsch eine Neunormierung in Liebesdingen zeigt, welche wiederum deutlich macht, wie gesellschaftlich das alles ist. Und gleichzeitig wird auch klar, wie cool liberal vieles schon geworden ist.

Am Ende kommen Titzi und Ibo nämlich doch wieder zueinander, Ibo überzeugt sie doch noch von seinen Vater-Qualitäten, entscheidet sich endlich doch für ein Leben mit Kind.
Das ganze passiert allenfalls 8 Stunden nach der Geburt, die Kleine wird gerade zum ersten Mal reingetragen, er ist Türke oder zumindest türkischer Herkunft, sie Deutsche.

  1. Vorehelicher Sex
  2. Interkulturelle Heirat
  3. Türkischer Vater: Die strenge türkische Kultur sieht Heiraten außerhalb des Kulturkreises nicht so gern
  4. Deutsche Mutter: Die Mutter von Titzi fragt (und man fragt sich sofort selbst): ´”Hast du schonmal einen Türken gesehen, der einen Kinderwagen schiebt?”

Und all diese Sachen, die noch vor 50, vielleicht vor 30 Jahren in jedem Fall dazu geführt hätten, dass eine solche Szene skandalös gewesen wäre, in jedem Fall wäre wohl kaum ein Film drüber gedreht worden, sind weg. Sind anders.
Denn die Szene war einfach nur romantisch. Und schön.

20.07.2005 20:51
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Ich schrieb schonmal über Allgegenwärtiges Lieben, und auch schon darüber, dass ich es für einen Glücksfaktor halte, wenn man sehr im Hier und Jetzt ist.
Gegenwärtiges Lieben drängt sich auf, und insbesondere der “Don’t” Aspekt daran ist mir letztens (an mir selber) unangenehm aufgefallen.

Ich hänge meinen vergangenen Liebschaften sehr nach. Will nochmal die Nähe wie 99, will nochmal so körperlich sein wie 2002, will nochmal so schöne Brüste sehen und berühren wie 2003, will nochmal küssen wie 2004.
Anstatt froh zu sein, wie es war, hänge ich dem hinterher, und zwar nicht nur als schöne Erinnerung, sondern als “So soll es wieder sein”.
Das passt mir nicht, weil es bescheuert ist.
Weil es nämlich nicht in meiner Macht steht, die Welt zu ändern; nur meine Sicht der Welt, in diesem Fall also die Sicht meiner Erinnerungen, und zwar die Sicht der Gegenwart, des gegenwärtigen J.s auf die Erinnerungen, das alles liegt in meiner Macht.

Und es passt mir auch nicht, weil es dabei viel zu sehr um Macht geht, um “Es soll so laufen wie ich das gern hätte”. Manchmal, z.B. bei Powergirl, ist dieser Aspekt des “Gewinnens” (als Subkategorie von Macht) ziemlich weit vorne: Ich bin ziemlich sicher, wenn sie das nicht irgendwann beendet hätte, hätte ich es getan, ich hatte sogar schon oft überlegt und 2x Kontaktsperre verlangt und gehabt, und dann wäre ich überhaupt nicht so sehr darauf aus, das wieder zu finden, was wir hatten.
Das kommt eher aus Trotz.

Aber Trotz, Reue und Souvernis sind allesamt miese Gründe zu Lieben. Sind vielleicht auch gar kein Lieben.