Mir fällt auf, dass ich den Satz “Waiting is”, den ich gerade erwähnte, noch nie im Blog erklärt habe. Er stammt aus Heinleins “Stranger in a strange land“, das ich sehr schätze, und der über die Maßen weise Protagonist Michael Valentine Smith sagt ihn mehrmals, wenn er Dinge noch nicht “grokt”, noch nicht versteht, oder das Leben einfach noch nicht so weit ist, wie man das gerne hätte. Waiting is. Man kann das gar nicht richtig schön übersetzen in seiner Fundamentalität. Warten ist. Die Sache, die gerade IST, die jetzt gerade die Wirklichkeit darstellt, ist Warten.
Manchmal fällt dort auch der Satz “Waiting isn’t full”. Das Warten ist noch nicht voll. Auch das gefällt mir außerordentlich gut. Es macht Warten zu etwas Dinghaftem – sonst meint Warten oft, dass ein Ding noch nicht da ist, deshalb wartet man ja. Aber genauso könnte man sagen, dass das Ausatmen kein Ding ist, weil man aufs Einatmen wartet, oder dass Schlafen kein Ding ist, weil man es nur macht, während die Tage gerade nicht passieren.
Aber Warten ist sehr real, und nicht immer ist die Welt schon bereit für das, was wir uns wünschen, was wir zu können glauben oder was wir meinen, was dran wäre.
Ich muss das gerade lernen bei Inari. Ich selber würde gern weitergehen, würde gern gucken was passiert, wenn wir uns über die Schwelle trauen, die gerade vor uns liegt, aber es ist sehr deutlich, dass das für Inari gerade nicht dran ist, wohl aber irgendwann dran sein könnte. Aber, so schmerzlich das ist, jetzt gerade eben nicht.
Waiting isn’t full.
Hui, was war ich lange nicht hier. Hui. Hui. Hui. Das hat mehrere Gründe, der beste darunter folgender: Ich bin gerade mehr damit beschäftigt, den ganzen Kram im Leben anzugehen, und nicht mehr so theoretisch anzuschauen. Das hat weniger damit zu tun, dass ich jetzt in 2 bis 3 Beziehungen stecken würde (tue ich nicht), sondern viel mehr damit, dass ich mir meine eigenen Muster anschaue und reingehe. Ich habe mir einen Therapeuten gesucht, der mich dabei unterstützt, und versuche mich in einer Befreiung von Kramigkeit. Und gerade hatte ich Lust, auch das Verfassen von Texten für dieses Blog hier als Teil des “Jetzt aber ich” mit einzubeziehen.
Bei dem Projekt stelle ich fest, und das trieb mich auch wieder hier her: Ich muss mich wieder mehr mit Polyamory umgeben. Ich bin zu sehr allein auf weiter Flur, denn auch wenn ich viele Freunde habe, die irgendwie was mit den ganzen Ideen anfangen können, bräuchte ich eigentlich einen Kreis von Menschen, die eben nicht meine Partnerinnen sind, die aber die Gefühle kennen, die mich nicht in normative Strukturen stecken wollen, deren Unverständnis ich erst durchbrechen muss, bevor ich eben Verständnis bekommen kann.
Ich brauche viel mehr Strukturen, die mir erlauben, mit stolzer Haltung durch die Schwierigkeiten zu gehen, die poly sein eben so mit sich bringt. Gerade aktuell: Die Beziehung zu Ava ist vorbei, und die mit Inari ist intensiv, aber nicht so einfach. Auf der einen Seite bin ich traurig um Ava, will gucken wie es gut gehen kann, und will eben nicht hopplahopp in die Sache mit Inari springen, sozusagen als Anästhetikum. Andersherum will ich auch den Sprung mit Inari nicht bremsen, weil ich an einer Idee von Polyamory festhalte, in der alle Beziehungen auf ewig handlungsleitend sind.
Wie macht man denn sowas? Wie findet man sich da zu recht? Mein Therapeut sagt “waiting is” (nicht in diesen Worten, aber das meint er), und mein schlauer Kopf will halt etwas verfrüht aus dem Warten raus, und dadurch entsteht das Unglück. Kann sein. Aber herrje, ich hätte wirklich gern mehr Leute um mich, die das alles auch schonmal erlebt haben.