17.08.2005 13:39
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Allgemein

Ein Satz aus dem Buch, der einen essentiellen Teil meiner Weltsicht in einer Deutlichkeit zusammenfasst, die sowohl bislang mir wie auch den Möglichkeiten des Deutschen irgendwie fehlt.

Own your feelings.

Damit ist gemeint, dass beispielsweise die Eifersucht, die man empfindet, immer die eigene Eifersucht ist. Die Wut immer die eigene Wut und die Angst immer die eigene Angst.
Es ist leicht, die Schuld irgendwo zu suchen und sogar zu finden, denn Auslöser gibt es immer. Zudem kann man dann verlangen, dass besagte Person etwas ändert, und man selber kann schön so weitermachen wie bisher.

Aber Auslöser gibt es für alles. Wir sind kleine Teile in einem unermesslich komplexen System, freier Wille ist auf verschiedenen Betrachtungsebenen illusorisch, aber (um mal ein bisschen Existenzialismus einzubringen, das ist ja modern) dennoch sind wir das (und nur das), was wir aus uns selbst machen.
Das bedeutet (auf den jeweils anderen Betrachtungsebenen), dass wir viel Verantwortung haben, aber dadurch eben auch viel Freiheit.

Ein Mädchen aus meiner Vergangenheit hat mir darüber viel beigebracht, als sie mir einige Tage nach einer schönen gemeinsamen Nacht sinngemäß folgendes sagte.
“Du, J., ich habe mich, glaub ich, in dich verliebt”
“Echt? Das ist ja schrecklich! Ich mich nicht in dich…”
Man merkt schon, das ist ne Weile her… muss 2000 gewesen sein.
Sie antwortete jedenfalls, und zwar ohne jede Bitterkeit, die man leicht hineininterpretiert, wenn man es liest, sondern mit einer großen Ruhe und, ja, Liebe wohl:

“Das ist überhaupt nicht schrecklich. Eigentlich ist es schön, verliebt zu sein. Und überhaupt ist das auch meine Sache. Ich wollte nur, dass du es weißt.”

“Own your feelings” bezieht sich nämlich auf negative wie positive Gefühle gleichermaßen.
Und das passt sehr gut zu dem Gedanken, dass man ohnehin von allen anderen Menschen abgeschnitten ist, dass wir unverbindbar getrennt sind.
Wenn das so ist, wie sollten denn auch bitte andere Leute für meine Gefühle verantwortlich sein?

PS: Übrigens ist dies der 222. Beitrag in meinem Blog, und 222 war damals die ungewöhnlich kurze Telephonnummer meiner ersten Freundin, dem Mädchen, das mir gezeigt hat, dass ich liebenswert bin, und bei dem ich unglaublich viel falsch gemacht habe. Bei dem ich ein mieser Liebhaber, eine ungeheure Klette und nie zufrieden war, und nämlich immer sie verantwortlich gemacht habe.
“Hey, ich liebe dich, mach irgendwas!”
Und ich bin ihr sehr dankbar für diese Zeit, und sie ist nach wie vor eine meiner Referenzfrauen, an der sich alle Frauen messen lassen müssen, und eine Zeitlang hat sie auch hier gelesen, und ich hätte gern, dass sie das weiß. Dank dir, liebe Liebe von 99. Bei dir hab ich auch viel gelernt. “Own your feelings” leider erst nach unserer Zeit.

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