13.10.2005 14:10
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Allgemein

Vor kurzem schrieb ich einen Beitrag, in dem ich die These vertrete, Eifersucht sei schlicht ein Urgefühl, das man, im Vergleich zu anderen Urgefühlen, nie verlerne. Beziehungsweise den Umgang damit eben nie lerne.

Meine Beispiele dort waren Angst, die man eben irgendwann rationalisieren kann, und Wut, die man anderweitig rauslässt oder auch nochmal reflektiert.

In einem Gespräch vor kurzem ergab sich ein besseres Beispiel:
Kindliches Besitzdenken

Es ist besser, weil es so schön nah an der Eifersucht ist. “Du hast MEINE Freundin angefasst!” ist auf sehr vielen Ebenen genau dasselbe wie “Du hast mit MEINEM Bagger gebaggert”.

Die Analogie ist einleuchtend, denke ich. Interessant wäre jetzt der nächste Schritt: Wie genau haben wir als Kinder gelernt, davon loszulassen? Und ginge das auch für die Eifersucht?
Ein Drawback ist in jedem Fall, dass wir natürlich niemals komplett das Besitzdenken aufgegeben haben. Der Kapitalismus stellt uns viele Konstrukte zur Verfügung, die dieses Besitzdenken halt schön sozial machen. Mietverträge, die für beide Seiten bestimmte Nutzungsregeln haben, Arbeitsplätze, deren sozialer Wert sich über den Verdienst bemisst (oder deren Verdienst sich am sozialen Wert misst?), wie Müllmensch* oder Arzt.

Aber trotzdem sind wir ja bedeutend lockerer als damals mit dem Bagger.
Vielleicht, weil wir einfach nur eine Norm gelernt haben. Man teilt!
Vielleicht haben wir aber auch wirklich verstanden, dass der Bagger nicht weniger wird, wenn jemand anders damit spielt. Besonders, wenn man selbst gerade eh an den Bauklötzen sitzt.
Oder wir haben verstanden, dass das eigene Spiel mit dem Bagger halt einzigartig ist. Das Gefühl, das man selbst beim Schaufeln hat, kann einem niemand nehmen, es ist die ureigene Qualia.
Vielleicht haben wir sogar verstanden, dass, je mehr andere Kinder mit dem Bagger spielen dürfen, desto mehr Freude im Kindergarten herrscht, weil alle Kinder zufriedener sind.

Oh! Das geht nicht, oder? Wie sagt man politisch korrekt zu Müllmann?

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