24.02.2006 1:58
0 Kommentare »
Allgemein

Ich habe in der letzten Zeit viel über Offenheit und Nacktheit nachgedacht, habe viel darüber gesprochen, und habe beides natürlich überall gesehen, weil jeder Gedanke halt eine Brille ist, die mir bestimmte Dinge besonders deutlich zeigt, und andere nicht.

Besonders die Gespräche mit dem Zugmädchen, das näher kennenzulernen mir jetzt vergönnt ist, drehten sich viel um diese Nacktheit, darüber, wie sie gute Kunst kennzeichnet, gute Musik, gute Momente, namentlich eben die Soul Moments, wie man dann ganz nah bei sich ist, und man da eben hingehört.

Und mir fällt auf: Ich habe den richtigen Beruf gewählt. Schon während meines Praktikums beim Psychotherapeuten habe ich das gespürt:

Nicht nur haben alle Menschen [...] Probleme, sie werden durch sie gezeichnet.
Sie zeichnen uns aus. Wir sind halt alle Menschen, und unser Leid ist gleichzeitig unsere Schönheit.

Und in anderer Form habe ich diese Erkenntnis nochmal gemacht:

Alle Menschen lieben, alle Menschen weinen. Häufig in rascher Folge.

Und die Menschen zeigen sich, wenn sie zu Therapeuten gehen, sie sind nackt, und sie werden so wunderschön. Die Masken fallen, der Mensch tritt hervor.
Ich hoffe, das klingt nicht voyeuristisch, denn das ist es nicht. Es geht mir nicht darum, mich am Anblick von etwas zu ergötzen, das ich erhasche, das mir nicht zusteht, es geht schlicht darum, dass es wunderschön ist, das zu sehen, was wirklich da ist.

Im Grunde, und das ist wirklich ein Traum, kommen die Menschen sogar extra zu mir, beziehungsweise allgemein zu Therapeuten, noch bin ich ja keiner, um näher zu sich zu gelangen, um etwas zu verstehen, sich weiterzuentwickeln, was auch immer.
Um sich zu öffnen.

Und ich bin wirklich, wirklich dankbar dafür, jedem einzelnen und GottSchicksalWeltKarmaGlückZufallUniversum, dass ich dabei auf dem zweiten Stuhl im Raum sitzen darf.
Denn ich spüre in mir das Echo der großen Offenheit des Gegenübers, spüre, wie es in mir schwingt, wenn jemand nah bei sich ist, und ich gelange so auch näher zu mir. Weil ich erkenne, worum es geht, weil ich dann fühlen kann, wenn auch vielleicht nur stellvertretend, dass der Weg zu sich selbst immer der richtige ist.

Kommentieren