13.09.2006 11:50
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Allgemein

Nochmal zum “Krieg gegen den Terror“. Auch wenn die lokale Sicherheitsdebatte umschwenkt, ist weltpolitisch ja eigentlich alles scheiße. Und zwar scheiße auf verschiedenen Ebenen.
Erstens ist es halt wirklich schlimm, dass Verbrechen geschehen. Von Menschen, die Kapitalismus nicht mögen und häufig religiös motiviert sind. Solche Leute nennt man im Moment wohl Terroristen. Nun ja.
Das führt mich zu zweitens. Zweitens ist das nämlich alles großer Unfug. Es ist Zeit für eine Dosis Dekonstruktion.

Mal wieder titelt die Tagesschau zu irgendeinem Anschlag. Diesmal in der Türkei. 11 Tote.
Jetzt bitte nicht missverstehen. Die 11 Opfer, ihre Angehörigen und Freunde, die tun mir leid. Der Tod ist was Schlimmes, zumindest im Einzelfall. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es immer mal wieder, auch vor 9/11 mal Verbrechen gab, wo 11 Menschen gestorben sind. Ich will mir gar nicht überlegen, wie viele Leute auch heute schon bei Raubüberfällen, Schießereien oder sonstwas umgekommen sind in der Welt. Sicher mehr als 11. Vom Straßenverkehr ganz zu schweigen. Die Welt ist nunmal groß, es geschehen schlimme Dinge.

Augenblicklich passiert aber etwas ganz anderes. Es gibt ein mediales Interesse an solchen Taten. Ich wette, irgendwo tobt gerade ein Bürgerkrieg, von dem wir nichts wissen, weil er nicht gezeigt wird. Gezeigt wird uns immer mal wieder ein Anschlag, mal in Madrid, dann in Köln, und jetzt in Diyarbakir in der Türkei.

Und durch die immer gleichen Überschriften werden all diese Einzelfälle in einen Zusammenhang gesetzt. All diese Verbrechen sind plötzlich Teil des “Terrors”, Teil von diesem mollusken Gallertklumpen, gegen den wir gerade alle irgendwie im Krieg sind. Das ist aber Unfug. Die Jungs in Diyarbakir haben noch nie ein Wort mit den Jungs aus Madrid oder London gesprochen. Mit Osama bin Laden schon gar nicht. Terror ist in weiten Teilen ein mediales Phänomen, und Michael Moore hat sicher Recht in “Fahrenheit 9/11″, dass Angst des Bürgers für den Staat eine ziemlich feine Sache ist. Denn eigentlich gibt es nicht “den Terror”, die ganzen Verbrechen haben nichts miteinander zu tun.

Nichts? Gut, das stimmt nicht ganz. All diese Taten sind von ähnlichen Gedanken inspiriert, richten sich gegen ähnliche Strukturen. Motivierend sind immer Armut, wahrgenommene wie tatsächliche Ungerechtigkeit, religiöser Eifer und fehlende Bildung.

Wohl wahr. Aber jetzt mal alle scharf überlegen, was man dann wohl tatsächlich bekämpfen sollte. Ich glaube, es sind Armut, wahrgenommene wie tatsächliche Ungerechtigkeit, religiöser Eifer und fehlende Bildung.

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