01.03.2005 0:36
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Allgemein

Ich glaube, in den nächsten Jahren wird die Rolle von Musik sich ändern. So etwas wie die Beatles wird es nicht mehr geben. Die Frage “Kennst du eigentlich…” wird egal, weil Musik nicht mehr so sehr Massenphänomen sein wird, und auch Musiker als die entscheidende EInheit wegfallen werden (also nicht mehr “Ich hör gern The New Pornographers” sondern “Ich hör gern den und den Sender”/ “Hör gern Mucke von dem und dem Label”).

Schon jetzt relativiert sich Massengeschmack. Um heute in die Top 20 zu kommen (in Deutschland), muss man in einer Woche 2000 Platten verkaufen. Das ist nicht so viel. Das heißt, dass 2000 Platten darüber entscheiden, was die breite Masse hört. Komisch.
Ich glaube, jede Band hat in Zukunft weniger Hörer. Die Bindung von Fan und Musiker wird nur noch sehr lose sein.
Shows wie Popstars oder so versuchen, diesen Status des Stars zu retten, weil er eben heißt, dass alles schön kalkulierbar bleibt. Wenn ich dagegen kleine Künstler habe, ist viel schwerer zu überblicken, ob irgendwas davon Gewinn abwirft.

Deswegen (und das ist das Einzige, was ich eigentlich ein bisschen schade finde) werden Labels in Zukunft weniger Geld für ihre Bands bezahlen. Und somit wird es nicht mehr möglich sein, von Musik zu leben. Der Markt ist übersättigt. Niemand braucht soviel Musik. Und da wir eben eine Musikindustrie haben, eine Musikwirtschaft, gehorcht das eben ökonomischen Gesetzen. Und wenn das Angebot zu groß ist, geht der Preis runter (Hey, ihr Ökonomen da draußen: Was passiert der Theorie nach eigentlich mit der Qualität?).

Diese Musikindustrie liegt jetzt in den letzten Zügen und will sich mit irgendwelchen faulen Tricks (Kopierschutz, Gebühren auf alles, womit man Musik hören kann, immer höheren Verkaufspreisen für Medien, owbohl die Produktion immer billiger geworden ist) irgendwie noch retten, aber das wird nichts werden.
Sattelt also schonmal um. Bald gibt’s keine teuren Videos mehr (MTV und Viva zeigen ja eh die gleichen 500 Stück oder wie viele das so sind in any given week), vielleicht gibt’s sogar weniger CDs (gibt ja MP3s und Brenner in jedem Heim), und weniger sauber produzierte Tracks.
Aber dafür gibt es Vielfalt, und Ungewöhnliches. Dann wird nicht immer die Stimme so laut gemischt und ein Frontmann “erstellt”, da wird nicht jedes Instrument reingebreit, da passiert halt mal was. Vielleicht gibt’s auch mehr Live-Musik.
Ich hab eh immer gefunden, dass ich als Musiker lieber Geld mit Gigs verdienen möchte als mit CDs. Denn 1. ist das ehrliche Arbeit, für die ich wirklich was leiste (und nicht ein Preis für eine Idee… total verrückt eigentlich. Eine Idee, die mir gehört, die darf niemand sonst denken. Und ich dachte immer die Gedanken wären frei), und 2. ist das eigentlich Musik. CDs sind nur Aufnahmen von Musik, echte Musik ist spontan, ist immer ein bisschen anders, ist interaktiv (nein, nicht wie die Viva-Show) und lebendig. Und vielleicht eben auch frei. Von Dogmen, von Zielen, von Besitzdenken, von Falsch und Richtig. Frei halt.

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