28.01.2005 0:55
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Leben
Lieben

Ich hab vor ein paar Tagen ja schonmal geschrieben, dass ich nicht sicher bin, ob Liebe überhaupt stirbt.
Gerade, nach einem Telephonat mit jemandem, den ich vor etlichen Jahren geliebt habe, stelle ich das doch wieder fest. Es ist natürlich anders, und unsere Beziehung ist eine freundschaftliche, eine schöne freundschaftliche, aber hey, sie ist der gleiche Mensch, ich bin der gleiche Mensch – zumindest bei mir ist nach wie vor sehr viel Liebe, sehr viel Nähe. Sie ist halt eine von den Guten. War sie damals, ist sie noch.
Und was wir uns damals so “erliebt” haben, was sich durch die Liebe ergeben hat, ist nach wie vor spürbar. Viel Vertrauen, durch Scheiße gegangen, Schweiß geschmeckt. Das alles macht ja nah.
Jedenfalls leg ich auf, wenn ich mit ihr telephoniere, und bin froh, sie zu kennen.

Vielleicht liegt das mit dem Fortbestand all dessen einfach daran, dass man, wenn man im Bett war, so sehr offen war. Diese Nähe verbindet einen (so man sie nicht durch irgendwelche Rosenkriege zerstört hat), und die wird man nie wieder los.
Vielleicht ist es auch nicht so profan, sondern irgendwas Metaphysisches. Aber mal im Ernst, meistens sind es doch die profanen Dinge.

Ich glaube, ich könnte 20 Jahre später jemanden wiedertreffen, den ich irgendwie geliebt habe, und die Freude des Wiedersehens stünde einfach auf der Basis der Liebe damals, und auf einer Ebene wär alles wieder da.
Auf einer anderen Ebene ist man natürlich auch doch nicht mehr der gleiche Mensch, hat sich vielleicht weniger zu sagen und vor allem ist da ja dann auch ein neues Gefühl. Aber das alte wird ja nicht weniger real, nur weil es in der Vergangenheit liegt. Genau wie die eigene Geburt oder der erste Kuss. Die werden ja auch nicht weniger wichtig, nur weil sie vergangen sind. Aber sie sind natürlich dennoch Vergangenheit.
Solange man klar hat, dass etwas der Vergangenheit angehört, darf man es dort auch gleichbleibend wertschätzen, finde ich*. Aber natürlich lebt man dennoch im Jetzt.
Es gibt ja nur das Jetzt. Für uns.

Das hat etwas damit zu tun, dass ich nicht glaube, dass Zeit wirklich linear ist. Wir Menschen nehmen sie zwar linear wahr (also 2-dimensional), aber ich glaube, sie ist in echt 3-dimensional. Damit ist sowohl Vergangenheit wie Zukunft für uns zwar nicht einsehbar, existiert aber dennoch weiter, und zwar gleichberechtigt mit der Gegenwart. Halt nur woanders.

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