07.06.2005 21:11
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Allgemein

Meine Bahn hatte heute Verspätung, und ich habe Menschen angeschaut. Das war schön.
Eine Frau zog ihr Kind schnell zur Linie 3, das Kind weinte. Eine Gruppe Jungs war in der Pubertät und strahlte Druck aus. Ein schwarzer Mann saß würdevoll aber recht allein in der Bahn.
Dieses Gefühl von Auflösung, von großer Bedeutung in der Irrelevanz, wurde noch durch das Schachbrettmuster auf dem Boden verstärkt.
“Faites vos jeux, rien ne va plus”.

Das war alles sehr schön, wirklich, und ich dachte so für mich “Was sind die Menschen doch toll”.

Eine Weile später hatte ich so eine dieser kleinen Verschiebungen der Wahrnehmung, lehnte von innen an der Scheibe der endlich doch erschienenen Bahn und stellte fest:
Ich bin ja auch ein Mensch.

Und wenn irgendwer das gleiche Spiel gespielt hat wie ich, dann war ich auch eine Figur, war für ihn oder sie Metapher für Existenz, war Allegorie seiner oder ihrer eigenen Weltsicht.
Und war vor allem Teil dieses “die Menschen”, was ich gern sage, Teil der anderen, Teil der Welt.
Und in der Nichtigkeit des Einzelnen sind wir alle zu etwas Großem verbunden.

Das war sehr schön.

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