30.06.2005 13:00
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Allgemein

So, der vorherige Beitrag lehnt Labels ab, aber dummerweise muss ich dann wohl doch digital kommunizieren (this is the internet!), und ein Label wählen, und dann wäre mein Label die “offene Beziehung”.

Klingt super. Jetzt denkt jeder “Achso, rumficken, jaja”, und obwohl ich das unter anderem auch denke, frage ich mich, was da eigentlich noch so dazu gehört.
In einem Forum fand ich eine (sehr lange) Diskussion, in dem unterschiedliche Interpretationen, unterschiedliches Ausleben einer offenen Beziehung erklärt wird.
Der Threadersteller dort hat sich mit seiner Frau nach einer Weile “normal geschlossene Beziehung” für eine offene Beziehung entschieden, und zwar, weil sie die Liebe in keinster Weise behindern wollen: Wenn jemand ein Hobby hat, das er liebt, obwohl der Partner es nicht versteht: Los! Und das gleiche gilt auch für Menschen.
Und er schreibt, dass der Grund hierfür nicht die Entwicklung der eigenen Liebe, sondern das Zulassen der Liebe des Partners – das finde ich kritisch, glaube ich doch, dass jede “Ich tu das nur für dich”-Aussage a) Druck macht und allein dadurch Liebe erschwert, oder Freiheit erschwert, und b) Lüge ist, Sublimierung, weil man als einzigen Effekt ja den Effekt auf sich selbst bemerkt (der auch die Effekte 2. Ordnung umfasst, zum Beispiel wenn mein Partner sich freut – auch das ist ja Verstärker für mich).

Für mich stehen, glaube ich, drei Dinge im Vordergrund bei so einer offenen Beziehung.

  1. Ehrlichkeit – Nicht nur muss man ehrlich sein, wenn man offen liebt, und über Seitensprünge sprechen können, man liebt auch erst dann offen, wenn man ehrlich ist, wenn man sagen kann “Ich mag dich grad nicht sehen”, “Just in diesem Moment möchte ich lieber programmieren” oder natürlich auch “Ich vermisse dich, bitte komm vorbei”. Wenn das dann mal konträr ist, ist auch das ehrlich.
  2. Neidlosigkeit – Natürlich auch keine Eifersucht (siehe meinen Eintrag über Störgefühle), aber halt insgesamt keine Missgunst, sondern ein dem anderen alles Zugestehen, seinen Willen, seinen Wünsche hinzunehmen als Teil des Menschen, den man liebt.
  3. Direkte Tatsächlichkeit – Das hat ein bisschen mit der Ehrlichkeit zu tun: Alles ist, was es ist und wird gelebt. Wenn beide es gerade doof finden, sieht man sich nicht, wenn dann die Sehnsucht kommt (krasses Wort übrigens – nach dem Sehnen süchtig sein), nähert man sich wieder an. Und das muss man nicht immer besprechen und analysieren.

Sowas fände ich ganz gut, glaube ich. Wenn hier irgendjemand Erfahrung mit einer solchen oder irgendeinen offenen Beziehung hat, möge er mir schreiben. Ich will mehr darüber wissen!

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