05.11.2005 22:43
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Allgemein

Wie ist die unflektierte Form des Adjektivs im Halbsatz “illustrer Kreis”? Illustr? Illust?

Jedenfalls war es lustig auf der I. Konferenz zu Polyamory und Non-Mononormativity. Hä, fragt man sich jetzt, was ist denn letzteres?
Naja, Mononormativity ist ein Sammelbegriff für all jene gesellschaftlichen Normierungs- (also auch Normalisierungs-) prozesse, die eine Beschränkung auf Mono- und Heterosexualität machen. Die also im Klartext die Paarbeziehung als das einzig gangbare Modell darstellen.
Und Non-das ist alles andere.

Und warum war es da lustig? Verschiedenes.
Erstens waren Menschen von der Mailingliste da, die ich lese und beschreibe (und Dossie Easton war auch da! Cool!). Zwar blieb neben der Konferenz wenig Zeit für Viel, aber immerhin hat man jetzt Gesichter zu den Geschichten gesichtet. Und es waren beileibe keine Alt-68er, auch wenn mir noch mindestens dreimal unter die Nase gerieben wurde, das je gesagt zu haben.
Ich würde gerne sagen: “Es waren Menschen wie du und ich”, aber entweder hilft das nichts, weil man mich nicht kennt, oder weil man kein “ich und du” wahrnimmt, sondern sich wundert, was ich hier eigentlich mache.
Also, die Beobachtung war: Das sind keine verschrobenen Grenzgänger. Das sind noch nichtmal, wie in der Queerbewegung, Menschen die Aufsehen erregen oder provozieren wollen (letzteres kommt vielleicht in 3, 4 Jahren, kann ich mir vorstellen…). Es sind Leute, die sich gern zwei gleiche Socken anziehen, passende Kleidung auswählen und insgesamt im Sozialen eher aufmerksam und vorsichtig als polterig und näheerzwingend sind. So wie ich mich auch einschätzen würde.
Nur dass dann einige von ihnen, und das wird zweitens, zu dritt auf dem Sofa sitzen und sich kosen.

Das war cool. Auch in mir sind ja Normen, sind Bilder, sind Prototypen. Und das Bild war bekannt: Auf ner Party kosen Leute, beiläufig, verspielt, zärtlich. Kennt man. Wenn das mehr als 50% auf einer Party machen, geht man meist.
Nur waren es hier eben 3 Personen. Und dadurch kippte das Bild ins Schöne. Dadurch fühlte zumindest ich mich nicht ausgeschlossen, wie ich das auf Parties manchmal erlebe, sondern gab es im Gegenteil eine sehr zwanglose Atmosphäre. Und mit zwanglos meine ich nicht orgiastisch… manche Menschen, die wissen, dass ich auf der Konferenz war und dort übernachtete, scheinen zu erwarten, dass ich mit wilden Sexgeschichten zurückkehre.
Aber poly is something entirely else. Poly ist vielmehr eine Offenheit. Eben zwanglos.

Und das war wirklich klasse. Achtung, drittens. In einem Raum zu sein mit 80 Leuten, von denen höchstwahrscheinlich gut die Hälfte poly ist…

Ich will es nicht verleugnen: …
Also, vielmehr, eins noch vorweg: Im Grunde ist es albern. Die Zugehörigkeit entstand allein aus der Tatsache, dass wir alle “anders” sind.
Aber jedenfalls, und das will ich nicht verleugnen:
Es war schön, mal normal zu sein.

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