21.01.2006 22:30
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Allgemein

Andy Goldsworthy schreibt im Vorwort zum nach ihm benannten Buch (Verlag: Zweitausendeins) folgendes über seine Kunst:

Jede Arbeit entsteht, bleibt, vergeht [...] Entstehung und Verfall sind gleichermaßen präsent.

Die Frage, ob Kunst von Dauer sein sollte oder nicht, stellt sich in dieser Form für mich nicht. Die Vergänglichkeit meiner Arbeit reflektiert lediglich, was in der Natur bereits vorhanden ist, und sie sollte nicht mit einer prinzipiellen Kunstauffassung verwechselt werden. Ich hatte noch nie etwas gegen gute Qualität oder Langlebigkeit einzuwenden.

Natürlich gibt es in meiner Arbeit auch Widersprüche und Konflikte, unbequeme, wenngleich kreative Spannungen, die ich nutze, um mein Verhältnis zur Natur zu schärfen, Und ich scheue mich, diese Spannungen vorzeitig aufzulösen, um meine eigene Position zu erleichtern. Unbehagen ist ein Zeichen von Veränderung. Bisweilen fühle ich mich, wie sich wahrscheinlich ein Zugvogel vor seinem ersten Wanderzug fühlt – ein Urinstinkt sagt ihm, dass dort, wo er ist, irgend etwas nicht stimmt und dass er an einen anderen Ort weiterziehen muss, an dem er noch nie zuvor gewesen ist. Der einzige Widerspruch, den ich nicht dulden würde, wäre eine Kunst, die mich bindet.

Gute Kunst, wirklich so richtig gute Kunst, ist universell. Universell in dem Sinne, dass sie unterschiedliche Menschen auf unterschiedlichen Kanälen berührt, dass Kinder und Greise sie gleichermaßen verstehen, von ihr berührt sind.
Und das funktioniert, so glaube ich, weil sie für alles gilt. Das Glasperlenspiel von Herman Hesse drückt etwas Ähnliches aus: Es ist universell, es erklärt alles. Es ist für mehr Dinge wahr, als es bisher angewandt wurde.

Aus diesem Grunde möchte ich gerne dazu einladen, das Zitat noch einmal zu lesen, und die Wörter “Arbeit” und “Kunst” durch das Wort “Liebe” zu ersetzen, und den Naturbegriff kosmischer zu verstehen, als er hier gemeint ist, eher als “Leben”.

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