28.01.2006 0:59
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Allgemein

Die Sache mit Powergirl ging mir nah, ich war, wie geschrieben, ziemlich in mir eingeschlossen und, naja, eben traurig.
Das gefällt mir nicht, mein Selbstbild ist auch ganz anders, und da ich innerhalb der Psychotherapieausbildung dazu natürlich gute Gelegenheiten haben, habe ich mich mal beraten lassen.

Dabei kam raus, was mir eigentlich so alles wichtig ist im Leben – auch an anderen Stellen, mit anderen Menschen, ging es viel darum. Was ist eigentlich das gute Leben?
Eine Sache, die dabei eine Rolle spielt, die ich noch weiter bedenken will, aber mir schon jetzt viel bedeutet, ist die Nacktheit.

Nacktheit ist sozusagen die Fortführung von Offenheit. Erst ist man zugewandt, dann ist man offen, dann ist man nackt.
Wenn das logisch so weitergeht, gelange ich doch noch zur Verschmelzung… da will ich ja eigentlich gar nicht hin. Na mal sehen, erst kommt ja noch die Berührung.

Was meine ich damit? Damit meine ich zum Teil, was ich schon im oben verlinkten Beitrag meinte. “Offen sein macht man nicht für andere” heißt der, und es geht unter anderem darum, dass es eh keine Geheimnisse sind, nichts, für niemanden, zumindest für niemanden, der schonmal geliebt hat. Und vor einem selber eigentlich schon gar nicht. All das ist Menschsein. What Menschsein is all about. Lieben, Weinen. So geht das eben.
Aber es ist halt nicht damit getan, es nicht zu verheimlichen, es geht, glaube ich, eigentlich sogar darum, es aktiv zu sein. Sei Mensch. Werde der, der du bist (Nietzsche).

Dazu gehört unendlich viel. Ich will, das wurde in der Beratung deutlich, mir selbst nah sein, will klar sehen, was mit mir so los ist, und will klar entscheiden, ob das gut ist, und will mutig genug sein, was zu ändern, wenn es nicht so ist. Deswegen musste ich mit Powergirl was ändern.

Das hat was mit einer bewussten Art zu leben zu tun, sein Leben sehend gestalten, und nicht vom Leben gelebt werden. Aktivität gehört da auch zu, dass *ich* halt gestalte, wähle und eben lebe.

Diese Bewusstheit erfordert zunächst eine Nacktheit vor mir selbst. “Sich selbst etwas vormachen” ist der Feind, und Vormachen kann man hier metaphorisch getrost mit Vorhängen oder halt Kleidung und Feigenblättern besetzen. Das alles muss weg, um sich nichts vorzumachen, man muss nackt sein. Erstmal vor sich selbst.

In weiterer Konsequenz habe ich auch keine Lust, anderen was vorzumachen. Wozu? Wem bringt das was? Und Nein, das heißt natürlich nicht, dass man allen Leuten sofort vor den Latz knallt, dass sie doof sind oder man sie nicht mag oder sonstwas. Weil nämlich all das ohnehin wegfallen würde, wenn die Leute auch nackt wären. Das ist eine Erkenntnis, die ich im Praktikum schon gemacht habe: Menschen sind wunderschön hinter all ihren Masken, ihren Feigenblättern. Ihren feigen Blättern.

Und so schließt sich der Kreis wieder, weil Nacktes Lieben sowohl bedeutet, dass man beim Lieben, beim so richtigen, aufrichtigen, Weltlieben nackt sein muss, wie auch, dass man eben Nacktes liebt, also Dinge und Menschen, die nackt sind, die das sind, was sie eben sind. In sich und in der Welt.

Wenn ich mit dieser Perspektive auf das Leben durch die Welt gehe, was mir seit gestern wieder gelingt, bin ich überwältigt von der vielen Schönheit.
Der Schnee ist der Schnee. Nicht mehr und nicht weniger. Dieses Lachen ist das Lachen, diese Kälte ist die Kälte. All diese Dinge sind nackt, und dafür liebenswert.

Und in mir selber gibt es eben auch viele dieser Dinge. Der Schmerz ist der Schmerz. Aber eben auch: Das Lieben ist das Lieben. Beides ist nackt, beides ist wahr, und beides gilt es wahrzunehmen (wahr zu nehmen, als das zu nehmen, was es wirklich ist).

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