15.05.2007 11:19
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Allgemein

Gestern war ich mit einer mir sehr lieben Freundin im Kino. Diese Freundin und mich einen verschiedene Vorstellungen und Vorlieben, so zum Beispiel ein Hang zu körperlichen Botschaften, will sagen Zärtlichkeit, aber gleichzeitig zu großer Unabhängigkeit. Da wir beide wissen, dass der andere auch zu Befreiungsschlägen neigt, wenn es zu eng wird, können wir recht entspannt miteinander sein. Dadurch, dass wir beide zu viel Nähe erstmal bedrohlich finden, sind wir uns sehr nah.

Manchmal küssen wir uns, nicht immer, und selten intensiv, aber es geht und ist sehr schön. Im Kino saßen wir in einem Kuschelsitz, jene ohne Lehne, und führten ihn seiner Bestimmung zu. “Pärchen spielen ist witzig”, sagte sie, und Recht hat sie.
Wir frugen uns dann, was wir sagen würden, wie wir uns nennen würden, träfen wir jetzt Freunde von uns.
“Das ist J.”, schlug sie vor – geschickt aus der Affäre gezogen, oder in die Affäre, wie man’s nimmt.

Mir fiel dann auf: Aus unserer gemeinsamen Weigerung zu definieren, und uns festzulegen, erwächst eine große Verbindung, und in gewisser Weise ist das, auch wenn es die klassischen Kriterien nicht erfüllt, im Grunde fast meine sicherste Beziehung. Zwar haben wir keinen Sex, und wir sehen uns auch nur alle 1, vielleicht 2 Wochen, aber von der emotionalen Stabilität und der Kongruenz unserer Vorstellungen sind wir ganz weit vorn.

Und das, obwohl wir uns ja, wie gesagt, gar nicht *so* nah sind, also nicht so nah, wie sich das “gehört”. Dies brachte mich zu der Überlegung, ob vielleicht für das Beziehungsgefühl die Nähe zu sich selbst wichtiger ist als die Nähe zum Partner. Ob also die Tatsache, dass ich mit ihr lebe, was sich genau richtig anfühlt, nicht viel mehr dazu beiträgt, dass ich mich ihr verbunden fühle, als irgendwelche Kriterien wie Küsse, Kuschelsitze oder Kondome.
Zumindest, so glaube ich, wenn sie schon nicht die Beziehung ausmacht, ist diese Nähe zu sich selbst auf jeden Fall relevant für die Liebe. Wer sich verbiegen muss, kann nicht lieben.

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