21.03.2005 20:44
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Allgemein

Eine Debatte ist in der Zeit um den Artikel entfacht worden, über den ich vor einigen Tagen auch ein paar Zeilen verlor.

Neben vielen Leserbriefen gibt es nun auch einen neuen Artikel, diesmal nicht von Jana Hensel (die ziemlich schräge Kritik bekommt, unverdienterweise, da haben Leute nicht richtig gelesen, finde ich), sondern von Susanne Gaschke, ein Artikel namens “Bis dass der Tod uns scheidet”.

Was mir auffiel, war folgender Absatz:

Gleichwohl meinen vermutlich Frauen wie Männer die Versprechen der Eheschließungszeremonie aufrichtig. Wir wollen es schon versuchen, wir glauben an die romantische Liebe. Niemand – von sehr seltenen heroischen Ausnahmen abgesehen – ist wirklich wild auf die “Dating-Hölle”, wie Bridget Jones den Single-Alltag nennt.

Hier werden so hopplahopp zwei Dinge eingeflochten, die ich außerordentlich kommentierenswert finde:

  1. Als Wahlmöglichkeiten gibt es die Eheschließungszeremonie oder die Dating-Hölle
  2. Nur heroische Ausnahmen wagen sich in diese Dating-Hölle

Zu 1: Aha. Also entweder auf ewig gebunden oder auf ewig allein? Wenn solche Frauen (“solche” heißt jetzt solche wie Frau Gaschke, die das denken) über Emanzipation, Scheidung und Beziehungsgestaltung schreiben, ist es eigentlich schon zu spät. Das ist doch genau das gleiche Gedankengut wie vor 50 Jahren, als man entweder heiratete oder eine alte Jungfer wurde. Nur wird man heute eben keine alte Jungfer, sondern leidet in der Dating-Hölle.
Zu 2: Jetzt wird es auch noch paradox. Plötzlich sind jene armen Seelen in der Hölle heroisch. Also ist es doch erstrebenswert, dieses schreckliche Leid auf sich zu nehmen? Muss man leiden, wenn man nicht lieben kann, ist dann aber immerhin toll?

Fazit: Große Scheiße. Das Schlagwort des 21. jahrhunderts heißt Freie Lebensgestaltung. Zum Einen sind da Bewertungen wie Dating-Hölle (überhaupt, Bridget Jones als Quelle in der Zeit… ich sollte mein Abo überdenken) irgendwie fehl am Platz, denn Himmel und Hölle dürfen für jeden mal ganz was Anderes sein, und zum Anderen wird es wohl noch 3 bis 5 andere Lebenskonzepte zwischen dem Kontinuum “Bis dass der Tod uns scheidet” und “Dating-Hölle” geben.

Ihr merkt, ich fühle mich persönlich etwas attackiert, und wehre mich dementsprechend stark, was natürlich völliger Blödsinn ist, aber mein Lebenskonzept beinhaltet eigentlich weder das ewige Glück, noch die ewige Verdammnis.

Lieben, heiraten, sich scheiden lassen, weiter lieben, oder auch nicht, ist doch egal.
Lasst die Leute doch machen. Die Ehe hat für sich genommen keinen Wert, es geht um die Eheleute. Dies hier an all jene, die die Scheidungszahlen zitieren, die ja so arg gestiegen sind – wie sieht’s denn mit der Lebenszufriedenheit aus? Und im Übrigen sind gemeinsam mit den Scheidungszahlen auch die Wiederverheiratungszahlen gestiegen…).

If music be the food of love, play on, give me excess of it, so surfeiting the appetite may sicken and so die.

William Shakespeare

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