08.05.2005 22:35
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Allgemein

“Tag der Befreiung” heißt es allüberall.

Ich gehöre ja zu der Generation, die mit dem Krieg wirklich ausschließlich über Geschichtsbücher zu tun hat. Klar, mein Großvater erzählt darüber, und bringt mir viel bei, aber bis auf die letzten Ausläufer und das augenblickliche Abklingen des Wirtschaftswunders habe ich damit nicht mehr viel zu tun.

Von daher ist der 8.5.1945 für mich als Datum nicht so der Dampfhammer, der es gerade in den Medien ist.

Jedenfalls hat er mich dann aber doch erreicht, zum Beispiel auch über den alten Mann beim Arzt, der zu seiner Frau sagte

“Weiß du noch, was für ein herrliches Wetter das war, am 8. Mai? Als sie aufgehört haben zu schießen? Der ganze Mai war wunderschön…”.

Das hat mich bewegt.

Aber nochmal jedenfalls ist es spannend, wie sehr Deutschland offenbar ein Land der Freiheit ist. Das Land der Dichter und Denker feiert das Schiller-Jahr, und Schiller hat ja den Begriff Freiheit auch gern verwandt, und der Anfang dieser Republik, wie wir sie einigermaßen kennen und mögen, begann am Tag der Befreiung. Zudem heißt es ja auch in unserer Hymne: Einigkeit und Recht und Freiheit.
Wenn man das sagt, klingt es aber gleich nach Fascho, obwohl ich, wenn ich ehrlich bin, diese drei Grundsätze ganz schön super finde, und sie nicht so weit weg sind von Liberté, Egalité und Fraternité.
Was muss das für ein Gefühl gewesen sein am 8. Mai 45, als klar war, dass man in Zukunft seine Meinung sagen dürfen würde, sich seine Freunde selbst aussuchen könnte und seine Regierung wählen würde.
Und für die deutschen Juden kann man dieses Gefühl ungefähr verhundertfachen. Was für ein Weg zur Freiheit…

Wir sind also frei. Schön. Das gefällt mir.

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