01.08.2010 15:15
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Leben

Vor geraumer Zeit ist mir eine Wandmalerei aufgefallen, die ein Kind mit eben jenem Spruch auf dem T-Shirt zeigt. Genau wie die oben abgebildete Postkarte, die ich jetzt gefunden habe, ist offenbar auch die Wandmalerei von Juju, einer Künstlerin aus Berlin. Dass Juju total wunderbare Sachen macht, ist schön, aber momentan sekundär.

Der Satz! Take Pride In Your Fears! Sei stolz auf deine Ängste!

Das ist in meinen Augen eine sehr schöne Art und Weise, Maitri zu leben, sich voll und ganz anzunehmen – und sogar nicht nur mit einem “Naja okay, so bin ich eben”, sondern mit Stolz! “Genau so unvollkommen und mangelhaft bin ich – hier bin ich! So.” Das Kind in der Zeichnung ist dabei nicht himmelhochjauchzend. Aber es sieht zäh und ernst aus, nicht traurig, sondern bestimmt. Auch sehr ruhig. Als wenn es schwer wäre, aber es wäre eben so.

Momentan, wo viele Menschen um mich herum in Krisen sind (Todesfälle, Trennungen, Verletzungen, Trauer… alles dabei) und ich selbst gerade auch oft bekümmert bin, sind mir die Gedanken rund um die Selbstliebe sehr wichtig. Manchmal überrascht mich das selbst, dass ich so bekümmert bin – Viele Leute würden mir sagen, ich wäre sehr selbstsicher, aber immer mal wieder stelle ich fest:
Nope.

Mich nimmt es mit, kritisiert zu werden für Dinge die ich nicht besser schaffe oder nicht anders kann. Ich bin unzufrieden damit, meinen inneren Idealen nicht zu genügen. Manchmal könnte ich gerne Dinge besser. Manchmal sehe ich sogar, dass ich den Idealen nicht hinterher laufen sollte und bin dann unzufrieden damit, es doch zu tun. Irgendwo bricht die Selbstliebe weg, irgendwo ist die Schwäche, wo ich es nicht mehr gut schaffe. Ich kann dabei das Wort “Angst” durchaus stehen lassen, ich glaube die meisten menschlichen Probleme kann man irgendwo als Angst einsortieren: Die Angst, das nicht zu schaffen was man gern schaffen will. Die Angst, verlassen zu werden. Die Angst, nicht so geliebt zu werden wie man ist. Das sind recht universelle Dinger.

Diese Schwächen, diese Ängste zu bemerken macht nicht so wirklich Laune, klar. Und doch weiß ich: Sich kasteien dafür, dass man so ist wie man ist, hilft gar nichts. Wir sind Mängelwesen, wie ben_ gerade so oft betont, wir haben Schwächen, wir haben Ängste, damit müssen wir leben. Nur trägt Juju diese Idee noch ein Stück weiter: Pride.

Ich bin beeindruckt.

5 Kommentare zu “Take Pride In Your Fears”

  1. ben_ sagt:

    Unglaublich J.. Unglaublich. Ich wohne gerade bei einem alten Freund, der GENAU diese Psotkarten auf seiner Küchetür kleben hat. Hab sie flux photographiert und gebloggt.

  2. j. sagt:

    Crazy! Aber Schönheit ist eben doch universell :)

  3. S. sagt:

    Das erinnert mich an ein Lied von Rosenstolz.
    Eigentlich nicht meine Musik, aber das Lied mag ich wegen dem Text:

    “Geh lieber durch die Wand, als immer durch die Tür
    durchbreche den Verstand dann findest du zu dir.

    Fütter deine Angst denn sie wird niemals satt
    verschwende deine Wut dein Leben schreit danach
    Balsam für die Seele ist die Ruhe für den Sturm
    erliege der Versuchung denn sie gibt dir Kraft.”

    Die Dinge, vor denen wir Angst haben sagen schon viel über uns aus.
    Ich frage mich manchmal, ob mehr über unsere Vergangenheit, oder mehr über unsere Zukunft.

  4. j. sagt:

    Hallo S., interessante Frage… ich finde, noch dazu sagen die Ängste sicher auch viel über die Gegenwart aus. Vielleicht alle drei zu gleichen Teilen?

  5. Hannes sagt:

    “Take pride in your fears.” Klasse. Ein schöner Wegweiser, wenn man mal wieder glaubt, sich irgendwie verrannt zu haben und “tapfer sein zu müssen”.

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