18.07.2005 15:35
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Allgemein

Ich bin ein Kopfmensch, und demzufolge habe ich in meinem Leben oft die Worte “Du denkst zuviel” gehört. Diese Worte fand ich immer doof, weil ich das halt nicht abstellen konnte, und ich kann es noch nicht.
Manchmal fand ich mich sogar berechnend, weil ich bei den Dingen, die ich tue, sehr schnell sehr bewusst habe, wie sie wirken.
Gutes Beispiel: Frauen. Ich studiere Psychologie, ich hab mich mit Linguistik beschäftigt – ich weiß um die Macht von Worten.
Und ich bin mir sehr der Wirkung bewusst, wenn ich irgendwas sage, wenn ich “Bis bald” sage statt “Mach’s gut” und sowas.
Und das kann ich nicht abstellen. Diese Gedanken sind einfach da. Ich hab auch sofort Gedanken wie “Oh, die will ich glaub ich näher kennenlernen, die ist spannend, die hat ne geile Stimme – ja genau, ich denke die Stimme reizt mich am meisten”, und sofort denke ich hinterher “Na toll, und was fühlst du? Analysier doch nicht sofort. Wo sind überhaupt diese Schmetterlinge?”.

So hat also diese Kritik (“Du denkst zuviel”) dazu geführt, dass ich immer versucht habe, meinen Gefühlen mehr Raum zu geben, was ja vielleicht auch nicht schlecht ist.

Die obige Grafik zeigt die beiden Modelle, die man dazu so haben kann (oder die zwei, die mir halt eingefallen sind). Süße Icons, gell?
Das “Du denkst zuviel” fußt auf dem linken Modell. Erst wird gefühlt, dann wird gedacht*.
Da das Fühlen offenkundig näher dran an was-auch-immer ist, gewinnt das Fühlen.

Gestern im Gespräch mit einer guten Freundin kamen wir aber auf dieses andere Modell. Insbesondere ich fand das reizvoll.
Was, wenn das Denken einfach ein völlig gleichwertiger Prozess ist, der nur auf unterschiedliche Art, aber hierarchisch nicht untergeordnet, auf die Welt reagiert, genau wie das Fühlen?

Das gefiel mir gut. So wie ich den Leib-Seele Dualismus bescheuert finde, und glaube, das sind zwei Seiten einer Medaille, so empfinde ich das auch hier.
Dann muss man dennoch beide Seiten entwickeln, aber muss sich nicht immer schämen, wenn man so viel denkt.
Weil es eben auch einfach auf die Welt reagiert.

* Einige Emotionspsychologen drehen das Ganze komplett um, und sagen, erst wird gedacht, dann gefühlt. Allgemeines Arousal wird als Emotion interpretiert. Das lass ich mal raus.

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