08.08.2005 15:18
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Allgemein

Everything you own ends up owning you.
Tyler Durden in Fight Club

Fight Club kann man ja fast als bekannt vorraussetzen. Und sollte er nicht bekannt sein, werde ich dennoch nichts schreiben, weil er so ungeahnt verläuft, dass ihn zu spoilen völlig unverantwortlich wäre.

Apropos unverantwortlich: Fight Club wurde von Fox produziert, einem ziemlichen major Ding, sodass man sich durchaus wundern kann, was die mit einem solch sperrigen Film gemacht haben.
Der Verantwortliche bei Fox namens Bill Mechanic wusste das, aber er glaubte an den Film; nicht unbedingt, dass er Geld einbringen würde (er hat angeblich 26 Millionen Dollar Miese gemacht, Werbekosten noch nicht eingerechnet), aber dass es ein guter Film werden würde.
Deswegen hat Bill Mechanic dem Chef von Fox Rupert Murdoc, nichts davon erzählt (er hatte wohl viel Entscheidungsgewalt intus), bis es zu spät war, um den Film noch zu stoppen.

Bill Mechanic arbeitet jetzt nicht mehr bei Fox, sondern hat sich nach dem Rausschmiss selbständig gemacht.

Aber zurück zum Zitat. Tyler Durden (gespielt von Brad Pitt) sagt das zum Protagonisten (Edward Norton), und ich glaube, bin aber nicht sicher, er sagt es, als die Bude des Protagonisten abbrennt.

Für mich hat es, natürlich, was mit Lieben zu tun. Wie ich im Intro schreibe, sollte Lieben kein Besitzen sein.
Manchmal reagiere ich sogar schon allergisch auf “mein Freund”, aber das ist übertrieben, das weiß ich auch.
Aber häufig läuft so Besitzscheiße, die ich schrecklich finde, schon zum Zuschauen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es besser finde, wenn es mir widerfährt.
Ganz schlimm zum Beispiel finde ich es, wenn ich mich mit dem einen Partner kebbel, wir uns ein bisschen anfoppen, alles fein und spaßig ist, und der andere Partner dann meint, verteidigend eingreifen zu müssen, häufig auch auf einer härteren Ebene, ebenfalls häufig so, dass ich rausgeschmissen werde aus der Situation (Perfektes Beispiel: “Soll ich ihm die Eier abreißen?” Hab ich schon gehört. War als Spaß gemeint, aber ich finde es durchaus ziemlich hart).
Etwas verständlicher, aber ebenso nervig, ist es, wenn ich schäkere, ein bisschen flirte, aber wirklich auf deutlich nett gemeinte Art, und in Anwesenheit des Freunds, und er dann meint, nen Spruch raushauen zu müssen, um mich in meine Schranken zu verweisen. Ebenso wie bei Kebbeleien richten sich die Sprüche gern an die Angebetete.

Einmal geht es also ums Besitzen von Menschen. “Nein, wir haben heute keine Zeit” gehört auch dazu. Als wenn die Entscheidung für einen Menschen nur ginge, wenn man dafür Entscheidungsmacht abgibt.

Globaler geht es um das Besitzen der Liebe. “Ich habe meine große Liebe gefunden” meint primär den Partner, aber offenkundig ist das Gefühl in einem selber, und man ist (völlig zu Recht) froh über dieses Gefühl, und will es gern behalten.
Dazu gehört auch die Vorstellung, dass man die Liebe, die man spürt, von einem anderen Menschen bekommt, sie also nicht wirklich Teil von einem ist, sondern irgendwie implantiert, und dass man hart arbeiten muss, um sie zu behalten. Abhängigkeit und so.

Im Deutschen gibt es eine schöne Passivform, die meine Schwierigkeit mit dieser Denke verdeutlicht.
Alles was du besitzt, besitzt irgendwann dich.
Dann bist du besessen.

Im Übrigen habe ich leider keine Ahnung, wie man sich von diesem Besitzdenken frei macht. Vielleicht ist jener Umkehrschluss, den Tyler Durden uns erklärt, ja schon hilfreich. Wenn du etwas an dich bindest, jemandem Freiheit nimmst, gibst du auch deine eigene Freiheit.
Die meisten Leute, mit denen ich über freies Lieben spreche, können sich sehr gut vorstellen, für sich selber die Freiheit in Anspruch zu nehmen, finden es aber schwierig, sie jemandem zuzugestehen.
Sich da klarzumachen, dass all das, was man in die Welt hineingibt, aus der Welt zurückkommt, dass also, wenn ich jemandem seine Freiheit lasse, er sie mir auch lassen wird, oder eben in der Negativform des Zitats, ist eventuell ein guter erster Schritt.

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