Wow. Ich ging ins Blog, um einen Artikel zu suchen, und las nochmal den letzten. Der kommt genau richtig. Die Zweifel, gegen die ich die innere Wahrheit verteidigen wollten, sind gerade heute wieder stark, und sind es immer wieder mal.
Dabei muss ich ziemlich genau hinschauen, um rauszufinden, was eigentlich das verdammte Problem ist. Im Grunde ist ja alles ganz einfach: Wenn ich mit Cullawine nicht mehr zusammen sein will, mache ich Schluss. Dummerweise erscheint mir das aber nicht als Lösung, denn ich habe dummerweise nicht das Gefühl, dass Cullawine das Problem ist. Zwar zweifle ich an Tagen wie heute auch daran, ob wir überhaupt zusammenpassen, aber die Gefühle von Überforderung und “nicht-bei-mir-sein” hatte ich auch nach der Trennung. Die haben mit mir zu tun.
Was ich finde, ist etwas, das ein Freund von mir kürzlich das Freiheitsmotiv nannte. Es ist stark in mir (und auch in ihm), und tatsächlich erklärt das ziemlich genau, was in mir passiert. Ich fühle mich unfrei, und das stört mich. Das hat nur sehr sekundär mit Cullawine zu tun, denn es hängt eher an meiner Sicht von mir, an meinem Verhalten ihr gegenüber und meinen Gefühlen gegenüber.
Das Freiheitsmotiv ruft nach uneingeschränktem Erleben. Es will alles tun können – möglicherweise will es nicht mal wirklich alles tun, es will es aber können.
Single sein hieß für mich, das erkenne ich gerade, immer, eine riesige Welt von Möglichkeiten um mich herum zu wissen. Jeder Moment konnte fließen, wohin er wollte. Jeder schöne Abend durfte zu einer schönen Nacht werden. Jede Umarmung durfte etwas länger dauern, an jeder schönen Frau in der Stadt konnte ich mich erfreuen und mir erbauliche Zeitvertreibe mit ihr ausdenken.
Dazu muss man sagen: Getan habe ich all sowas eher selten. One Night Stands hatte ich nie, und dass ich mal spontan irgendwo übernachtet hätte, wüsste ich auch nicht. Und, mal ehrlich, irgendwelche schönen Frau in der Stadt hinterherzugucken ist nun wirklich kein Privileg von mir und meinem Singlesein. Das ist ja Volkssport (was das über das Frauenbild im Volk und in mir aussagt, ist übrigens noch eine ganz andere Frage, mit der ich mich beizeiten mal beschäftigen muss). Es ging eben nicht ums tun, sondern um die Freiheit, es zu tun.
Nun gilt es herauszufinden und zu verhandeln, was dieses Freiheitsmotiv in einer Beziehung will und sein kann. Ich bin ja weiterhin ich, und für mich darf eine Beziehung das nicht einschränken. “Mein persönliches Glück ist mir wichtiger als die Beziehung”, hat der Freund auch noch gesagt. Und natürlich hat er Recht.
Es geschieht mir zu oft, dass ich mehr schaue, was “die Beziehung” braucht, was andere Paare so machen (nämlich sich sehr oft sehen), was Cullawine gern hätte (nämlich Liebesbeweise hie und da und gemeinsame Lebensplanung) und all so was, und muss ehrlicherweise sagen: Das erschreckt mich alles ganz fürchterlich.
Mir sind meine Gefühle für Cullawine viel näher als die Beziehung. Ich war nie scharf auf eine Beziehung, das ist strukturalistischer Überbau für etwas, was ganz im Herzen passiert. In den Momenten, wo es mir gelingt, einfach Cullawine als Cullawine zu sehen, geht’s mir total gut. Sie sagt dann, das wäre nicht anders als eine Freundschaft, aber das stimmt nicht. Oder irgendwie schon, weil auch das nur strukturalistischer Überbau ist, und entfernt man den, sind viele Sachen gleich, aber der Punkt ist doch der:
Wenn ich Cullawine als Cullawine sehe, dann bin ich doch nicht aus der Beziehung ausgestiegen, sondern maximal drin, nämlich maximal bei ihr.
Ich glaube, wie überstürzen da ein paar Sachen. Eigentlich sind wir ja unter der Prämisse zusammenzukommen, einen gemeinsamen Kurs zu finden, ganz wir selber zu sein und zu schauen, was sich daraus so ergibt. Gerade mache aber zumindest ich den Fehler, dass ich schon viel zu sehr wieder irgendeine Struktur bediene, die noch gar nicht mit mir abgestimmt ist. Und um den gemeinsamen Kurs zu finden, muss ich – glaube ich – ganz, ganz viel maximal bei ihr sein. Anstatt zu überlegen, wie oft man sich sehen sollte, wann man anrufen sollte. Was so die Rahmenbedingungen einer Beziehung sind. Das interessiert mich alles nicht.
Insofern: Vielleicht will das Freiheitsmotiv gerade wieder eine Welt voll Möglichkeiten haben, und das Problem ist nicht (oder zumindest nicht hauptsächlich), dass die Beziehung die Welt um mich rum verändert, sondern dass ich bislang die Beziehung noch nicht als Teil dieser Welt sehe. Auch die Beziehung soll eine Welt voller Möglichkeiten sein, soll frei sein von Struktur und Regeln, sondern soll authentischen Austausch ermöglichen.
Mal sehen, was sie so dazu sagt.