27.08.2005 14:18
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Allgemein

Gestern waren eine Freundin und ich auf der gleichen Party.
Sie hatte mir zum Geburtstag eine Flasche Massageöl geschenkt, weil ich in jenen Tagen, besonders wegen der Prüfung, so verspannt war, und ich frug sie gestern auf der Party, ob denn zu dem Geschenk auch eine Massage gehörte, ich wäre so verspannt.

Ich fand, sie antwortete ausweichend, sagte, das schaffe sie nicht, sie lerne jetzt Holländisch, was ich nicht in Zusammenhang bringen konnte, und deshalb schloss, sie wolle wohl einfach nicht, wolle es aber auch nicht sagen. Schade eigentlich.
Vorher hatte ich sie schon gefragt, ob ich, führe kein Nachtbus, wohl bei ihr schlafen könne, woraufhin sie bejahte, aber mir wäre doch wohl klar, dass ich dann allein im Bett schliefe.

Da ich am Morgen des Tages noch schlechte Laune hatte, genügte das, um mich ein bisschen zu verstimmen, und ich war unzufrieden.

Erstens natürlich, weil ich gern eine Massage hätte, klar, aber darum geht es nicht.
Ich hatte das Gefühl, und zwar plötzlich auch rückblickend, dass besagte Freundin, aber auch andere eigentlich nahe Menschen, oft eher Distanz herstellen, als Nähe. Dass also eher klargemacht wird, was nicht zwischen uns ist, als was zwischen uns ist.

Es ist was es ist, sagt die Liebe
Erich Fried

Dieser Teil des Gedichts “Was es ist” von Erich Fried wird sehr oft zitiert, wird aber meinem Empfinden nach häufig eher benutzt, um die Liebe zu mystifizieren. Es passiert dann eine Negativdefinition, so nach dem Motto, “Liebe ist nicht, was die Vernunft oder die Berechnung oder die Angst oder der Stolz sagen, Liebe ist etwas völlig anderes. Total unerklärlich…”.
Für mich ist aber die Positivdefinition viel interessanter, und für mich wäre auch die Positivdefinition jeglicher Zwischenmenschlichkeit interessanter. Und für mich steckt auch der Wunsch nach einer solchen Positivdefinition in Frieds Gedicht.

Es ist was es ist.

Da braucht man keine Kategorien, erst recht keine Ausschlusskategorien wie “Wir schlafen nicht in einem Bett”, “Wir küssen uns nicht” oder “Wir rufen uns nicht an, wenn wir uns schlecht fühlen”, sondern muss beschreiben, was da ist.
“Wir lachen viel zusammen.”
“Wir denken oft aneinander.”
“Wir berühren uns gern.”
All das sind wunderbare Sachen. Die Schlüsse, die man dann zieht, sind genau das Problem. Die obigen drei Sätze lösen bei vielen sicherlich den Schluss aus “Aha, verliebt”. Vor diesen Schlüssen will man sich schützen, glaube ich, weil sie so viel bedeuten (ich schrecke auch vor ihnen zurück), und sagt “Wir lachen viel zusammen, aber da ist nichts”, “Wir denken oft aneinander, aber das ist ja so wenn man sich gerade kennenlernt”, “Wir berühren uns gern, aber einfach so, wirklich, es ist nicht irgendwie sexuell, eigentlich finde ich ihn gar nicht so attraktiv, es ist nur so, dass es sich irgendwie ergibt. Hast du einen neuen Pullover?”.

Each relationship seeks its own level.

Schön wäre es.

PS: Übrigens, das insbesondere an die besagte Freundin, die hier auch manchmal liest: Ich bin mir bewusst (seit heute morgen nochmal mehr), dass ich Teil dieses Teufelskreises aus Nähesuchen, Zurückweichen, Nähesuchen bin. Ich weiß nur nicht genau, wie man rauskommt…

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