Ich mache jetzt ein Praktikum bei einem Psychotherapeuten, und merke etwas Schönes. Ich dachte, Psychotherapeut sein wäre schwer, weil man jeden Tag die Probleme anderer Leute hören muss.
Aber ein Großteil ist auch, dass man sich jeden Tag die Lösungen dieser Menschen anhört!

In der Praxis wird mit einem beratenden Team gearbeitet, das heißt, die Sitzung wird (mit Einwilligung des Klienten) per Video in einen Nebenraum übertragen. Da sitzt dann das Team, mit dem sich der Therapeut beraten kann, nachher, und das bin halt jetzt oft ich.
Und die Menschen werden so schön, wenn sie sich öffnen. Sie kommen ins Zimmer und sind nur die gleichen grauen Gesichter, wie man sie jeden Tag auf der Straße sieht, und dann beginnen sie, zu erzählen, und sie werden wunderschön.
Weil wir halt doch alle gleich sind. Manchmal, wenn ich in der Mensa und gleichzeitig schlecht drauf bin, schaue ich mich um mit dem tröstlichen Gedanken, dass alle dort, wirklich alle, schonmal geweint haben.

Die Erfahrung bei dem Therapeuten geht noch einen Schritt weiter. Nicht nur haben alle Menschen diese Probleme, sie werden durch sie gezeichnet.
Sie zeichnen uns aus. Wir sind halt alle Menschen, und unser Leid ist gleichzeitig unsere Schönheit.

Dazu passt gut die e-mail einer Freundin, die klagte, weil sie verliebt war, und es jetzt weh tut. Aber auch hier gehört das Leid zur Liebe, zur Schönheit, fand ich und schrieb ich ihr. Mal sehen was sie sagt.

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