21.10.2005 2:59
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Allgemein

In der Bahn, die mich nach Hause fuhr, dachte ich eine Reihe von Dingen.

Zuerst dachte ich an eine Freundin, die ich mag, mit der befreundet zu sein aber schwierig ist. Ein Grund dafür, dachte ich dann, ist ihre zeitweise Tendenz, die Dinge sehr schwer zu nehmen, und sehr darin zu versinken.
Dann dachte ich, dass es mir sehr schwer fällt, damit umzugehen. Ich kann zwei Arten von Trost spenden: Mit Körper und mit Sprache. Manchmal will zumindest ich einfach aufn Arm, und das kann ich auch anbieten, und ich habe gewisse verbale Skills.
Erstere Art mag sie aber nicht, und letztere klappt bei ihr irgendwie auch nicht.
Dann dachte ich aus irgendeinem Grund an ein bestimmtes therapeutisches Szenario, von dem ich gar nicht weiß, ob es das eigentlich gibt. Jedenfalls dachte ich, dass man Geschichten erzählen lassen sollte, traurige und glückliche, weil man so ein bisschen aus der sehr assoziierten Perspektive (die sie nämlich hat) raus und in die dissoziierte reinkommt.

Dann dachte ich, naja, das müsste ich wohl vormachen, was ich meine, und versuchte mir, meine Beispielgeschichten zu überlegen, dachte so nach, was ich wohl erzählen würde.

Und dann fiel mir auf, dass ich bei den traurigen Geschichten ganz große, grundlegende Dinge erzählen würde, und bei den glücklichen eher kleine.
Bei den traurigen, dass ich in der Grundschule sehr unbeliebt war und gehänselt wurde, oder dass M. gesagt hat “Wenn ich mit 16 keinen Freund habe, nehm ich dich”. So richtige Parker-Lewis-Rückblenden-schlimme Sachen.
Und bei den guten fielen mir so kleine Sachen ein. Wie die Wahlschwester mir am Bahnsteig entgegengelaufen ist, zum Beispiel.

Und dann dachte ich, ob mich wohl genau das zum Optimisten macht… dass es Großes braucht, um mich traurig zu machen, und Kleines genügt, um mich glücklich zu machen.
Ich meine, ist doch klar, wenn jeder falsche Ton meines Chefs mir schlechte Laune macht, ich fürs Glück aber nur die 4 großen gelten lasse (Partner, Kind, Haus, Baum), dann geht’s mir nicht so gut.

Und dann war die Bahn an meiner Haltestelle, und ich dachte noch kurz: Guck mal an… ob das wohl stimmt? Und könnte man das Leuten beibringen?

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