26.10.2005 1:27
0 Kommentare »
Allgemein

In der Nacht sind alle Fratzen grau, scheint mir. Die Arbeit war ganz okay, aber Hin- und Rückweg… puh.

Erst die ganz offensichtlichen Nazis in der Bahn. Und alle drumrum hatten Angst, ich auch. Schrecklich! Ich sage ja immer, in ner Demokratie muss man auch Nazi sein dürfen, muss man, weil halt Meinungsfreiheit herrscht, auch irgendwie böse und bescheuerte Meinungen haben dürfen.
Mein Mitbewohner belehrt mich dann aber völlig zu Recht, dass das Problem bei Nazis ist, dass sie halt wider das Demokratische agieren, dass sie sich zwar in der Demokratie legitimieren, eigentlich aber Systemgegner sind. Das stimmt wohl.
Aber das sind Anarchisten und Kommunisten eigentlich auch, und trotzdem darf wegen meiner jeder die Weltrevolution herbeisehnen.
Was mich eben viel härter erwischte, war die Tatsache, dass die drei Jungs allein durch ihren Dresscode Angst machen, weil man mit Glatzen und Stiefeln nunmal Gewalt assoziiert. Und natürlich geht es auch eben um diese Wirkung. Und genau diese Gewaltbereitschaft, dieses Spiel mit der Angst, unterscheidet andere Meinung von Feindseligkeit. Die RAF war ja auch kein Spaß mehr, und die drei Jungs waren es auch nicht.
Schrecklich. Die fühlten sich so unangreifbar, und sie hatten auch noch Recht… Buäh.

Und auf dem Rückweg keine nationalistischen, aber dafür umso verkniffenere Gesichter. Verhärmte Mienen, die von Unrecht zeugen, das angetan wurde, oder von, wie bei den Nazis, Gewaltbereitschaft, aber im Unterschied zu ihnen nicht beinahe beiläufig, als bewusst lockere Drohung, sondern als Reaktion auf viel Schlimmes. Eine Art gelernte Aggressivität, eine offensive Vorsicht. Ich weiß gar nicht, was ich bedrückender finde.

Und natürlich Alkoholiker. Mann, das geht mir immer so nah. Es ist gleich halb 12. Wenn jetzt jemand in der Bahn sitzt und schläft, dann wird er auch noch da sitzen, wenn die Bahn in ihren Schlafhof fährt, das ist in einer guten Stunde.
“Aufstehen! Fahrt ist vorbei! Ich hab jetzt Feierabend.”
Und die arme Sau mit dem Fusel unterm Arm? Die hat nie Feierabend. Arme Sau zu sein ist ein 24/7 Job.

Kommentieren