06.11.2005 0:07
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Allgemein

Noch was zum Weltmännertag: Die Idee, am Weltmännertag irgendwas Chauvinistisches zu machen, ist doch ziemlich weit verbreitet.
“Fußball gucken” kriegte ich gerade als (zugegeben halb scherzhafte) Antwort auf die Frage “Wie hättest du ihn den verbrachtet, hättest du gewusst, dass er ist?”.

Bittere Sache. Männer gehen also zurück zum alten Männerbild. Bei Frauen käme einem das nie in den Sinn. Niemand würde, wäre ihm sein Seelen- und Leibheil lieb, am Weltfrauentag vorschlagen, was Leckeres zu kochen. Oder mal so richtig zu putzen, einfach so. Oder sonst irgendnen Scheiß aus dem klassischen Frauenbild.
Aber ich laste das dem Mann persönlich nicht an. Ich glaube ja, dass Sexismus immer beide Geschlechter trifft.

Und das Zurückwünschen eines chauvinistischen Männlichkeitsbildes, oder vielmehr seine unausweichliche Memokraft, zeigt mir zwei Dinge:

  1. Die Rollen, die Männern vorgeschrieben sind, sind in der Tat nicht so schlecht. Sie wählen sie sogar freiwillig. Dennoch sind sie, genau wie Frauen, auf ihre Rollen sehr festgelegt. Es fällt dem Normalmann, der so auf meinem Flur verkehrt, nichts anderes ein. Was mich zu Punkt 2 bringt.
  2. Es gibt in vielen Köpfen noch keine Alternativen zum klassischen Männerbild. Weder in männischen noch in weibischen Köpfen. Und wenn, sind sie ähnlich bigott wie manche der neuen Frauenbilder, die teils zynischerweise ihrerseits wieder einen eigenen Genderdruck aufbauen. “Wie, du willst keine Karriere? Dein Mann soll das Geld verdienen?” Mindestens “Kind und Karriere”, das musst du doch wollen!
    Für den Mann sind selbst solche ambivalenten neuen Bilder rar.

Der mitweinende Macho ist eins dieser ambivalenten Bilder, aber wo gibt’s den denn in echt, bitte? Und wer jetzt David Beckham ins Feld führt, den will ich ermahnen: Mascara und Körperrasur machen Männer weder metrosexuell noch mitweinend. Sie sehen hübscher aus und sind weicher anzufassen. Ende.

Aber insgesamt irgendwie doch alles doof. Frauen kriegen immer mehr Anforderungen, die sich dummerweise auch noch oft addieren, und bei Männern subtrahiert sich alles weg: “Achso, nicht mehr gewalttätig…okay. Auch nicht mehr laut? Oh. Eigenbrötlerisch? Nein? Darf ich Witze über Frauen… Ah, ja. Dacht ich mir. ”

So sehr ich viele der klassischen Männereigenschaften doof finde, und selbst froh bin, viele davon nicht zu haben: Dass ein Wegfall von -Ismen mit dem Wegfall des Modalverbs “müssen” einhergehen sollte, wird da nicht so ganz befolgt. Statt “müssen” zu können, müssen Frauen jetzt “wollen”. “Wille Kinder, aber plötzlich!”
Für Männer wäre mal folgendes dran: “Du sollst eben nicht wollen müssen”.
Musst nicht immer Chef werden wollen. Musst nicht immer einen wegstecken wollen. Musst nicht immer einfach mal nur deine Ruhe haben wollen.
Darfst alles drei. Cool, wenn du alle kannst. Aber müssen sollst du nicht.

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