Am Wochenende war ich Kanu fahren, und unter den Kanuten waren mehrere Paare. Alles kein Problem, immerhin war ich in Begleitung der wunderbaren Frau, in die ich 1999 verliebt war, und von der ich bei jedem Treffen wieder merke, dass ich einen unglaublich guten Frauengeschmack habe. Freundlich und dem Leben zugewandt, und vor allem selbstbestimmt bis sonstdaher. Hach, es gibt kaum etwas, das ich an Frauen mehr schätze, als wenn sie ihr eigenes Ding machen und sich einen Dreck um alles kümmern. Gleichermaßen ist sie ein gutes Beispiel für den schönen Satz. Aber vor allem die Selbstbestimmtheit tut es mir immer wieder an.
Es gab auch das genaue Gegenteil auf der Tour. Ein Paar, er, der unter dem Deckmantel der Höflichkeit archaische Geschlechtsstereotype beheimatet (“Immer meine Frau zuerst, immer meine Frau zuerst”), und sie, die sich so dermaßen in ihre Rolle der Beschützenswerten, auf Händen zu Tragenden eingerichtet hat, dass sie gar nicht mehr merkt, wie ihr eigenes Leben ohne sie weitergegangen ist, auf der Suche nach jemandem, der es zu schätzen weiß.
Beide sind nette Menschen, aber die Beziehung, die sie führen – man könnte mich damit jagen, erschrecken und zur Bewusstlosigkeit prügeln.
In meinem Umfeld ist gerade eine Beziehung zu Ende gegangen, und auch diese Beziehung hätte ich nicht genommen, selbst wenn sie mir geschenkt worden wäre oder ich einen DVD-Player noch oben drauf gekriegt hätte. Auch hier zu viel Verstrickung, zu viel “ich für die andere” für meinen Geschmack. Ich bin wahrscheinlich keine große Hilfe gewesen, um dem Mädchen, das ich besser kenne, nach der Trennung zu helfen, weil ein nicht zu kleiner Teil von mir denkt: “Puh. Jetzt können die beiden wieder bei sich ankommen. Das wird bestimmt gut.”.
Aber ich weiß, dass sind meine Konstrukte, das sind keine Wahrheiten. Erzählenswert ist einzig, dass ich befürchte, jene anderen Konstrukte, also jene von Verschmelzung, Treue und wasweißichnicht, auch in mir zu haben. Ich sprach darüber mit der Frau, in die ich 1999 verliebt war, da wir beide unsere Freiheit schätzen, machen, was wir wollen, und Energie eher darauf verwenden wollen, unseren Liebsten zu erklären, warum uns etwas wichtig ist, anstatt darauf, es zu unterdrücken.
Und ich glaube, immer, wenn etwas anfängt, das beziehungsähnlich ist, beginne ich, die komischen Konstrukte zu aktivieren, weil ich ständig um mich herum Beziehungen sehe, die so funktionieren. Oh, ich sollte mal anrufen, herrje, ich sollte mir etwas Tolles ausdenken, damit es schön wird, hoppla, ich sollte meine Wünsche zurückstellen, und fragen was sie gern tun würde.
Näät! Falsch!
Da muss ich mehr drauf achten. Es macht ziemlich viel Sinn, in einer Beziehung man selbst zu bleiben, sonst wundert sich der Partner, mit wem er eigentlich gerade die Beziehung führt, und wo zur Hölle die Person hin ist, mit der der Anfang so schön war.