Ich schrieb vorhin über die emotionale Identität – das ist ein Begriff, den ich für eine polyamore Haltung zu Liebe und Beziehungen wähle, oder, im eigentlichen Sinne, für jede Haltung zu Liebe und Beziehungen.

Der Begriff ist analog zu sexuelle Identität gewählt, der in meinem Verständnis umfassendste Begriff für alle Empfindsamkeiten zwischen Homosexualität, Transsexualität oder Bigenderism oder Hetero.

Aber in meinem Begriffssystem geht es nur sekundär um Sex. Das verstehen ja viele Leute miss. Mit verschiedenen Menschen Körperzeit zu teilen ist ein Nebeneffekt davon, wenn man frei und voller Liebe ist, erstmal geht es um eine bestimmte Art und Weise, sich auf jemanden einzulassen.

Diese Art, sich einlassen zu wollen, also die ganz individuell präferierte Art und Weise, zu lieben, Liebe auszudrücken, Liebe auszugestalten, ist die emotionale Identität.

Ich werfe den Begriff mal ins Internet und in Geschlechter-/ Liebes-/ Beziehungsdiskurse.

5 Kommentare zu “Emotionale Identität”

  1. [...] Fucking frozen hell. Es ist eine 6,5 – ich brauche Zuspruch und Unterstützung, und was bekomme ich? Dummes Infragestellen meiner emotionalen Identität. [...]

  2. ben_ sagt:

    Was wären denn dann, analog dazu, jene Teile der Identität die nichts mit Sex und Liebe zu tun haben?
    Und was ist mit jenen Teilen meiner Emotionalen Landschaft, die nichts mit Liebe zu tun haben? Melancholgie und so …?

    (Ist nicht kritisch gemeint, sondern nur neugierig-klärend.)

  3. j. sagt:

    Der Begriff “Sexuelle Identität” ist in queeren Kreisen wichtig, weil sich bspw. Schwulsein nicht darin erschöpft, schwulen Sex zu haben. Ich bin ja auch schwul, während ich keinen Sex habe. Von daher geht die sexuelle Identität über das sexuelle Verhalten hinaus. Das ist sehr relevant, wenn es bspw. um Coming-Out geht. Warum ist es denn wichtig, Leuten zu erzählen, mit wem ich im Bett bin? Ist es gar nicht! Es ist wichtig, Leuten zu erzählen, wer ich bin – also meine (sexuelle) Identität offenlegen zu können, ohne etwas befürchten zu müssen.
    Analog dazu bin ich ja zB auch poly, auch wenn ich gerade nur mit einer Person zusammen bin, oder auch mit keiner.
    Insofern geht es bei dem Begriff nicht um ein Abbilden der gesamten emotionalen Landschaft, sondern um eine Daseinsberechtigung von Einstellungen unabhängig vom emotionalen Verhalten.
    “This is how I usually feel, please respect that” wäre der Satz dazu.
    Das gibt es meiner Meinung nach auch bei Schwulen und Lesben – ich finde es ganz schade, wenn das als rein “sexuelle” Identität verhandelt wird, immerhin geht’s da ja auch um homoamouröse Gefühle!

    Und natürlich ist “emotional” etwas groß, weil es sich weiterhin nur um den Teilbereich Liebe dreht, da gebe ich dir recht. Ich meinte jetzt weniger sowas wie “Meistens werd ich stinksauer, wenn mir was doofes passiert”. Ist zwar auch Emotion, aber war mir jetzt nicht so wichtig für die emotionale Identität.

  4. ruiin sagt:

    Wenn ich das zu dieser Uhrzeit richtig verstanden habe ist die emotionale Identität von einer sexuellen Identität zu unterscheiden. Denn sexuelle Identität ist von der Wissenschaft strickt umrissen, man sollte beides in der Weise trennen wie man Sex und Liebe von einander trennt.

    Ich denke den Begriff der emotionalen Identität muss man weiter fassen:
    Emotionale Identität beschreibt die Besonderheiten in Ausdruck und Umgang mit den eigenen Emotionen und den Emotionen anderer.

    Damit beschreibt die emotionale Identität einen Menschen viel mehr als die sexuelle Identität. Die sexuelle Identität erlangt nur dann eine beschreibende Stellung wenn der Mensch diese Definition von sich selber in sein eigenes Selbstbild aufnimmt und sich damit beschreiben versucht. Die sexuelle Identität ist damit viel liquider, flüssiger, als die holzschnittartige sexuelle Identität. Mich würde jetzt interressieren was die emotionale Identität von der Persöhnlichkeit unterscheidet.

  5. j. sagt:

    Naja, Persönlichkeit ist ja sehr umfassend. Mit emotionaler Identität meine ich ja tatsächlich eher ein klares Bekenntnis zu einer bestimmten Art zu lieben. Vielleicht wäre amouröse Identität treffender, aber es klingt halt so kacke.
    Es geht mir primär darum, dass man Polyamory nicht als sexuell beschreiben kann, und auch wenn es dann eben nicht zur sexuellen Identität gehören kann, ist es ein Teil der Person, für den man Respekt verlangen kann.
    Möglicherweise ist der Begriff nicht so griffig wie ich dachte. Den Begriff weiter fassen wäre nicht in meinem Sinne, denn das ist es tatsächlich nicht mehr trennscharf zu Persönlichkeit.

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