Ich habe Cullawine wiedergetroffen. Vor einigen Wochen hatte sie das ursprünglich einmal geplante Treffen abgesagt, sie wolle mich jetzt doch nicht sehen. In der Zeit darauf kam ich unklar. Das Gefühl von “Ich bin okay wie ich bin, ich darf ich sein” war mir nicht zugänglich, ich habe mich viel abgelenkt, und hatte natürlich auch sehr schöne Tage, aber immer, wenn ich zurück zu mir kam, bemerkte ich die Baustelle.
Zwischendurch gab es immer wieder mal die bitteren, weinerlichen Tage, und es wurde immer klarer: So werde ich das nicht weitermachen. In mir geschah eine Veränderung, und irgendwann sprach ich einen Gedanken – der mich erschreckte – gegenüber der Wahlschwester aus, weil er immer wieder kam: Am liebsten würde ich einfach an Cullawines Tür kratzen, sie möge mich zurücknehmen.
Obwohl das sicherlich nicht die Wahrheit ist, und nicht der tatsächlich gute Kurs, so war darin doch ein Gefühl, von dem ich merkte, es nicht mehr lange verleugnen zu können. Nachdem ich lange versucht habe, mit mir selber auszumachen, wie es nun gehen soll, welcher Kurs ins Glück führt, wie ich ich selber bleibe und Cullawine nah sein kann, weil sie mir fehlt, merkte ich: Das kann man nicht mit sich selber ausmachen. Ich brauche dafür den Kontakt zu ihr.
Sonntag habe ich es endlich über mich gebracht, ihr zu schreiben, und wir hatten uns für letzten Mittwoch verabredet und uns getroffen, beide mit einer Riesenmuffe.
Als ich sie dann gesehen habe, bin ich fast wie ein junger Hund auf sie zu gesprungen, voller Adrenalin von der ganzen Angst, aber eben auch sehr glücklich, sie zu sehen, der Atem ging mir schwer und ich grinste, obwohl ich doch genau wusste, dass es ein ernstes, schwieriges Treffen ist.
Aber wir kamen doch ins Gespräch, und ich konnte die Dinge sagen, die ich erkannt habe: Dass ich verstanden habe, wie eine Beziehung auf einem Bündnis sicher steht, und wie ich Cullawine immer weggestoßen habe, weil ich Angst hatte, mich selber zu verlieren, wie ich tatsächlich auch das Gefühl hatte, sie akzeptziert bestimmte Seiten nicht an mir, wie ich aber auch wusste, dass sie mit offenen Armen da stand, und ich mich weggedreht habe.
Und, dass ich nach der letzten Zeit zwar immer noch keine Antworten auf die ganzen Fragen hätte, dass ich aber ziemlich sicher wäre, sie zu lieben. Denn das bin ich. Ich hätte gedacht, dass mehr Klarheit, wie ich sie schon erreicht habe nach der Trennung, dazu führen würde, sie weniger zu vermissen, aber das Gegenteil war der Fall.
Also wieder rein. Die Ängste kommen natürlich mit, und genau wie bisher ist es so, dass die Ängste eigentlich nur da sind, wenn ich mein Kopfkino fahre. Sobald wir uns sehen, spüre ich genau, warum das alles ein guter Kurs ist. Ich kann ein bisschen besser mit den Ängsten umgehen. Ich weiß jetzt, dass ich die Beziehung nicht in Frage stellen muss, nur weil ich Angst habe. Oder weil ich mal keine Lust habe, sie zu sehen. Oder weil mir auch mal andere Menschen wichtiger sind. Die Beziehung muss nicht jede Minute meines Lebens erfüllen, und ich befürchte, das habe ich letztes Mal gedacht. Was natürlich einerseits dazu führt, dass ich das ganz schön groß und erschreckend fand, und andererseits – weil das natürlich nicht klappt – immer mit einem Gefühl des Scheiterns einherging.
Wir haben uns jetzt auf die Fahnen geschrieben, dass jeder immer ganz bei sich ist, und wir wollen uns langsam annähern und mal sehen, was passiert.
Es ist der blanke Terror, und meinen Zweifeln und Ängsten wieder zu begegnen ist der letzte Scheiß, und doch weiß ich (und versuche mir zu merken) wie es sich angefühlt hat, sie wiederzusehen. Nämlich gut. Angekommen. Richtig und kongruent. Eine große Ruhe in dem Wissen, das richtige zu tun. Diese Wahrheit braucht ihren Raum, und ich werde ihn verteidigen müssen gegen die Zweifel. Ich hoffe, dass mir meine Erkenntnisse aus den letzten Monaten dabei helfen.