Ich bezeichne mich einerseits mit einiger Überzeugung als Atheist, und kann im Grunde mit Gott als Gott sehr wenig anfangen. Allerdings habe ich oft, in Gesprächen mit meinem Großvater und anderen Christen, festgestellt, dass es da eine Schnittmenge gibt, einen Teil der verschiedenen Glaubenssysteme (denn ich glaube an vieles), der kompatibel ist.
Ich komme gerade zurück von einem Sufi-Abend, einem Abend mit Gesang, Geschichten und Weisheit von Sufis, oder einem Sufi.
Sufis gehören in irgendeiner Form zum Islam (so ganz genau hab ich das nicht verstanden, es war auch nciht so vordergründig heute abend), und vielleicht hat mich das mehr geöffnet, denn über den Islam habe ich wenig Vorurteile. Ich sehe keine Kreuzritter und kein Papamobil, keine vergewaltigenden Pastoren oder pompöse Kirchen.
Ich sehe einfach nur Menschen mit Kopftüchern. Klar, im Hintergrund stehen Dinge wie Frauenunterdrückung oder Terror, aber in gewisser Weise habe ich diese Dinge (vermutlich zu Recht, und vermutlich wäre das beim Christentum auch besser) nicht so stark an die Religion gekoppelt.
Jedenfalls habe ich heute etwas Wichtiges verstanden, etwas, das hier zu schreiben dieses Blog wieder seiner Bestimmung zuführt, nämlich über die Liebe zu sein (und nicht über mich, wie in den letzten Wochen eher. Geht auch, ist aber nicht die Bestimmung des Blogs).
Die Christen schreiben gleich im ersten Gebot, man möge doch bitte keine anderen Götter haben neben dem einen, um den es halt geht. Die Muslime formulieren das scheinbar etwas knapper, und sagen, es gibt nur einen Gott.
In dieser Umformulierung konnte ich plötzlich dahinter schauen, und wusste genau, warum ich diese Schnittmenge zwischen den Glaubenssystemen von mir, meinem Großvater oder anderen Christen wahrgenommen habe: Es gibt nur einen Gott.
Diesen Gott würde ich nichtmal Gott nennen, sondern einfach nur hinnehmen, als das was Coelho die Weltenseele nennt, was man Schicksal, Bestimmung oder Buddhanatur nennen kann, Allah, Gott oder die Natur, was aber immer dasselbe ist.
Menschen müssen benennen. Das was wir da benennen schert sich darum nicht.
Einen Namen aber für diese Kraft, diese Energie, habe ich noch nicht genannt:
Liebe.
Gott zu lieben heißt schlicht und einfach zu lieben, denn Gott ist nichts anderes als ein Wort, für die riesige Menge an allem, was wir wahrnehmen, aber nicht verstehen (oder sogar auch für das, was wir verstehen). Gott, Allah, Weltenseele oder kosmische Strahlung sind dabei nur Worte. Aber:
Es geht um das Gefühl (für das “Liebe” natürlich wieder nur ein Wort ist)!
Somit ist göttliche Liebe nichts anderes als allumfassende, bedingungslose, hinnehmende und natürlich freie Liebe.
Wenn in Zukunft jemand von der Liebe zu Gott spricht, werde ich ihn besser verstehen können.
Ich bin bewegt.