Ich kam mit Ava an einen Punkt, den ich so oder ähnlich schon kannte, und diesmal kann ich ihn besser benennen: Es ist der Punkt, an dem alles mit der Beziehung zu tun hat. Es ist die Meta-Falle.

Ich brauche Zeit für mich, und das hat dann mit der Beziehung zu tun. Ich habe viel zu tun, und das hat dann mit der Beziehung zu tun. Ich hab einfach mal keinen Bock, Ava zu sehen, und das hat dann mit der Beziehung zu tun.
Es gibt dann kein “außerhalb” mehr. Selbst wenn ich mich dann kurz einfach mal auf mich konzentrieren will, um EINMAL wenigstens frei zu haben davon, dass alles immer mit der Beziehung zu tun hat, dann… hat selbst das wieder damit zu tun.

Das ist enorm tückisch (und, für’s Protokoll: Nicht Ava macht diese Falle auf, die ist in der Sache angelegt). Man kommt da schlecht raus, weil jedes “raus” sich wiederbeziehen lässt, und schon ist es wieder ein “rein”. Ein bisschen, als würde man die ganze Zeit krampfhaft versuchen, nicht an den blauen Elefanten zu denken. Oh Mist. Jetzt aber, jetzt denk ich nicht an den blauen Elefanten.

It can’t be done. Und diese Meta-Ebene macht einem die ganze schöne Begegnung kaputt, weil es nicht mehr möglich ist, dass ich von mir und sie von sich erzählt und wir zwei Menschen sind, nein, wir reden immer von uns. Alles was ich von mir erzähle, hat ja dann mit uns zu tun. “Ich war spazieren, ich dachte das tut mir gut”, “Ich will zurück bei mir ankommen”, alles Botschaften von der Meta-Ebene.

Ich bin einigermaßen wieder rausgekommen. Ich wusste recht früh: Das ist Unfug, was ich da mache, es wird nicht verlangt und nervt, und ich wusste auch: Man kann nichts einfach lassen, sondern muss etwas stattdessen tun. Und ich wusste sogar, dass dieses stattdessen irgendwie damit zu tun haben müsste, ganz bei mir zu sein, sodass da wieder zwei Menschen sind, die sich begegnen können, aber da hat’s dann gehakt (weil sich alles, was ich “für mich” gemacht habe, so angefühlt hat, als würde ich es irgendwie “für uns für mich” tun, also als würde ich es für mich tun, damit es uns hilft).

Aber ich kenne einen guten Homöopathen, und genau solche Knoten, solche Perpetuum Mobiles der Selbstzerfleischung, kann man da gut einmal auflösen um wieder klar zu sehen. Das war knapp. Nächstes Mal möchte ich da früher richtig abbiegen. Mal sehen.

7 Kommentare zu “Die Meta-Falle”

  1. AndreasK sagt:

    Bis auf den Twist am Ende mit dem Wasserpanscher kann ich das sehr gut nachvollziehen. Klasse beschrieben!! Danke!

  2. j. sagt:

    :) Tja, mir hat er geholfen. Ich hatte Sehnsucht nach einem Fazit von “so kommt man raus”, und bei mir war’s halt das. Sonst wäre der Artikel so ratlos geworden.

  3. A. sagt:

    Sind Leben denn noch wirklich zu trennen, wenn man liebt?
    Spätestens, wenn man zusammen lebt, greift doch das meiste, was man tut auch ins Leben des anderen.
    Klar braucht man noch ein ‘ich’ im ‘wir’. aber vieles ist eben trotzdem wir.
    Und ich glaube, das ist auch wichtig und richtig so.

  4. j. sagt:

    Ich glaube, das “Wir” ist nicht das Problematische, unter dem ich leide. Es ist der Verlust des “Ich”s. Möglicherweise bin ich da etwas flott mit, und andere “ertragen” das Wir besser, ohne sich zu verlieren. Aber ich bin auch ganz sicher, dass Leben natürlich noch zu trennen sind. Wenn jemand traurig ist, ist diese Person traurig. Nicht “wir sind traurig”, sondern “ich bin traurig”. Das ist eher der Knackpunkt.
    Aber natürlich kommt es bei sowas immer darauf an, “von wo” man lernt. Vielleicht hast du das ganz gut drauf mit dem Du selber bleiben und bearbeitest schlicht was anderes in Beziehung. Bei mir ist das jedenfalls oft das Projekt.

  5. S. sagt:

    jey, den Gedankengang kenn ich doch von irgendwo her.

    Aber ich weiß man nicht – wenn man vom “wir” abstand braucht hat man schon längst vergessen, dass es ohne “ich” kein “wir” gibt.

    Nur wer glaubt, dass es das wir ist, was einem zu nahe kommt hat aus meiner erfahrung heraus unbewußt für “sich” entschieden, sein ich dem wir zu opfern. Frage des Perspektive – ob das “für sich tun” noch möglich ist, wenn man nicht mehr sieht, dass man letztlich die ganze zeit nur für sich ist,- es nur nicht mehr sihet, weil man gleubt, dass alles ich bereits im wir gestrandet ist.
    Verknotet – aber wahr …

  6. j. sagt:

    S., da ist sicher was dran. Es ist tatsächlich so verknotet, dass ich es nicht so ganz durchdringe, aber es tönt was in mir dazu. Passt auf jeden Fall zu meinem Glauben, dass der ganze Kram natürlich immer aus einem selbst heraus passiert. Nicht “du machst mich ärgerlich” sondern “ich bin ärgerlich”.
    Behalt ich mal im Hinterkopf, jedenfalls.

  7. [...] größten Feind, wenn es um Beziehungen geht. Versuche, mit ihr umzugehen, führen häufig in die Meta-Falle (in der alles, was man tut, mit der Beziehung zu tun hat, sodass es keinen Rückzugsraum ins [...]

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