01.04.2005 16:55
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Allgemein

Ja, meine Herren und Damen, Sie haben richtig gelesen. Dieses Wort gibt es noch nicht*.
Wie B. richtig bemerkt, gibt es keine so große Bewegung für Männer wie es sie für Frauen gibt.
Der Feminismus ist, so sagt er, und so kann ich es nachvollziehen, in seiner dritten Phase.
Alle drei haben gemein, dass die gesellschaftlichen Änderungen bei allen Erfolgen nicht so tiefgreifend waren, wie man sich das wünschen würde.
Nach einer ersten so bis zu den 60ern, in der viele Grundrechte erkämpft werden mussten (Wahlrecht, wobei es das in Deutschland schon früher gab, Arbeitsrecht), kamen dann irgendwann die “Emanzen”, die man schnell und gelegentlich wohl auch zu Recht als Männerhasserinnen beschimpfte, und mittlerweile gibt es einerseits eine gut organisierte Riot und Queer Bewegung und die Frauen, die irgendwie denken, es wäre alles schon geschafft. Vielleicht gab es die auch immer.

Jetzt nenne ich mich ungern Feminist, weil es den falschen Fokus setzt, nämlich auf “Mehr für die Frau”. Aus gleichem Grund ist Maskulinismus Unfug, aber halte eine markige Überschrift.
Das Ziel muss nicht heißen “mehr hier”, “mehr da”, sondern “bitte überall gleich”, wobei gleich die Rechte meint, nicht die Menschen.

Ich nenne mich also Antisexist.

Und deswegen liegt mir eine Männerbewegung sehr am Herzen (ohne dass ich die Frauenbewegung doof finde, im Gegenteil, die liegt mir auch am Herzen).

Ich bin der Meinung, dass auch Männer in ihren Rollen genauso feststecken wie Frauen, mit dem wichtigen Unterschied, dass es Machtrollen, Herrschaftsrollen sind. Das macht es für viele Männer leichter, es sich darin gemütlich zu machen, aber gefangen sind sie dennoch. Selbst wenn es Arschlöcher sind, frauenverachtende Chauvis mit dicken Autos, sind auch sie Gefangene ihrer Rollen.

Auch ich erlebe diesen Sexismus. Ein paar Beispiele kann jeder Mann mal ausprobieren, um die Klischees im Kopf der anderen (ganz gleich welchen Geschlechts) und im eigenen Kopf deutlich zu machen.

  1. Man kriege eine Flasche nicht auf und reiche sie weiter. “Du, ich krieg das nicht auf, probier du mal.”
  2. Sich die Tür aufhalten lassen und sich nicht bedanken.
  3. Sich an die Schulter einer Frau lehnen. Wenn man’s wissen will kann man noch sagen “Halt mich einfach mal fest”.
  4. Im Bett irgendwann etwas sagen wie “Du, das geht mir irgendwie zu schnell”, “Ich möchte heute, glaube ich, nicht mit dir schlafen” oder sogar “Bitte bring mich jetzt nach Hause”.

Nicht falsch verstehen: Manches davon mag schon funktionieren, je nach Umfeld (und das erste spielt mit in anatomische Unterschiede), aber vieles nicht.
Aber allein, dass man darüber schmunzelt, zeigt, dass man diese Konzepte, diese Schemata, auch hat, denn “witzig” ist sehr häufig ein Schemabruch.

Gerade das letzte (Nr. 4) ist total schrecklich, weil es viel nach sich zieht. Ein Mann muss immer Lust auf Sex haben. Da spielt auch das weibliche Klischee rein, dass Frauen immer schön sein müssen. Wenn ich nämlich keinen Sex möchte, fühlt sie sich unsexy. Toll. Dann liegen wir da beide, sie hässlich, ich impotent, und unsere Rollenbilder liegen unterm Bett und kichern.

Das ist nicht gut. Auch starke Rollen sind Gefängnisse. Und deshalb suchen B. und ich (obschon unterschiedlich, und nur ich mit deutlichem Genderbezug), um mal ein bisschen dieser Diskussion Raum zu geben, nach unserem Männerbild, um es besser zu verstehen, um vielleicht Beschränkungen zu finden, die so nicht richtig sind.
Und um uns kritisch damit auseinander zu setzen.

Und insofern sind, sorry, alle Bemerkungen wie “sei doch einfach ein guter Mensch”, obwohl ich sie verstehe, auf einer bestimmten Ebene auch nicht besser als “Ach Schatz, du bist doch toll so wie du bist. Wann gibt’s Essen?”, weil beides verleugnet, dass es da etwas zu bedenken und zu tun gibt.

*Hoppala! Das Wort gibt es doch, oder zumindest Maskulismus, und ich finde es eher kritisch *lesles*. Es ist antifeministisch und mehr so n Trotzding… schreibt Wikipedia. Naja. Feminismus wurde ja auch nie einheitlich verstanden. Vielleicht ist der Artikel über die Männerbewegung besser… Wie dem auch sei: Es gibt viel zu tun.

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