16.04.2005 12:44
0 Kommentare »
Allgemein

Killefit zitiert Luhmann und schreibt

Liebe ist kein Gefühl, sondern ein symbolisch-generalisierendes Kommunikationsmedium

Und verweist auf mich als Referenz… Das schmeichelt mir, und in der Tat besitze ich das Buch, indem es so geschrieben steht. Oder vielmehr so ähnlich, weil Liebe auch für Luhmann auch Gefühl ist… Dazu später.
Ich lese gern “Sachbücher” über das Lieben, weil ich nämlich glaube, dass Liebesfähigkeit eben eine Fähigkeit ist, die man trainieren kann und sollte. Wenn man ein Instrument lernt, weiß jeder, dass man halt Jahre braucht, um richtig gut zu werden. Beim Lieben soll man automatisch super sein. Ich glaube das klappt nicht. Um in der Analogie zu bleiben: Kreativität steckt in allen von uns, aber wie man das in Musik ausdrückt (oder auf ein Blatt Papier bringt) muss man üben.
Gut halt, dass üben so viel Spaß macht :) .

Aber zurück zur Frage. Liebe nur ein Kommunikationsding? Ich habe mal das Vorwort des Buches studiert (Luhmann schreibt echt dicht… hui), und schrub Killefit folgendes per mail:

Es werden, so Luhmann, zwei unterschiedliche Theoriezusammenhänge angeschaut:
1. Bedeutungswandel durch Gesellschaftswandel: Heißt Liebe heute noch das, was es vor 200 Jahren hieß? Und vor allem: Geht das nur in eine Richtung (andere Gesellschaft, andere Ideen) oder auch andersrum (neue Ideen (auch in Sprache), neue Gesellschaft; ist besonders für gender-Vermeider in der Sprache auch ne gute Frage…)
2. “Die Steigerung der Wahrscheinlichkeit des Unwahrscheinlichen”. Liebe soll, so Luhmann, den unwahrscheinlichen Zustand von Zweisamkeit (vielleicht von Ehe), wahrscheinlicher machen. Und genau deshalb ist Liebe hier “nicht als Gefühl behandelt, sondern als symbolischer Code”, der eben diese Wahrscheinlichkeitssteigerung durch Kommunikation erhöht.
Wenn ich das richtig verstehe: Sagen, kommunizieren zu können (und, peripher, fühlen zu können) “Ich liebe dich” führt zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Liebesbeziehungen (die an sich unwahrscheinlich weil aufwändig sind).

Das ist ziemlich kompliziert, und erst hatte ich auch gar keine Lust, es hier zu schreiben, aber darin steckt etwas sehr interessantes: Darin steckt nämlich der wichtige Unterschied von Innen und Außen (manchmal wäre ich gern Grobi…). Von außen kann man Liebe als symbolischen Code betrachten. Oder als evolutionären Trick. Das ändert aber überhaupt gar nichts an der inneren Realität. Also, dies auch an Killefit, nicht einschüchtern lassen, nicht unromantisch finden, das sind zwei paar Schuhe.

Das gleiche Ding gibt es auch beim freien Willen. Der ist ja wissenschaftlich betrachtet ziemlich unwahrscheinlich. Viel zu viele Determinanten. Und wir sind ja auch nur Moleküle. Die Weltenformel, wenn es sie gäbe, würde alles vorhersagen. Und dass es sie nicht gibt, ist allein dem menschlichen Unverständnis zuzuschreiben. Aber von innen, aus uns heraus, gibt es den freien Willen. Und weil man ja ohnehin nur die eigene Realität hat, immer, muss das wohl genügen.
Farben gibt es ja auch nur “von innen”. In der Welt gibt es nur Oberflächenstrukturen. Und trotzdem ist rot schön.

Kommentieren