14.08.2005 22:57
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Allgemein

Vor einiger Zeit und gerade eben hatte ich jeweils ein sehr gutes Gespräch. Über Ersteres bloggte ich schon, allerdings über einen anderen Aspekt als jetzt, in Zweiterem dachte ich, dass Teile der Gespräche zusammengehören.
Gerade weiß ich nicht mehr so recht, wie ich das wohl meinte, aber ich fang einfach mal an.

In dem Gespräch wurde ich, recht unvermittelt und plötzlich, gefragt, woran ich merke, wenn ich jemanden liebe.

“Woran merkst du, wenn du jemanden liebst?”

Da kann man wirklich ne Weile drüber nachdenken. Ich tat das, witterte schon Stoff fürs Blog, und antwortete ungefähr sowas:
“Ich glaube, an der Freude. An der Freude über Dinge, die nicht direkt dazu gedacht waren, Freude zu machen”.
Dabei dachte ich an den Mund von Paikja, der oft so seltsame Sachen macht, an das Lachen des Mädchens, mit dem ich das zweite gespräch führte und an dieses seltsame Zungendings, was das Mädchen von unter der Stadtautobahnbrücke beim Sprechen macht. Alles Dinge, die nonintentional geschehen, und über die ich mich sehr freue.
Jetzt formuliert der Psychologe in mir zwei Kausalrichtungen:

  1. Ich freue mich über diese Kleinigkeiten, weil ich diese Menschen liebe (im weitest möglichen Wortsinn, bevor jemand Angst bekommt)
  2. Ich liebe diese Menschen, weil mir diese Sachen Freude machen

Tja. Als Psychologe muss ich da erstmal ein entschiedenes “Beides” rufen und direkt im Anschluss kapitulieren.
Ist ja auch egal, als Indikator braucht es keine Kausalität. Daran merke ich das auf jeden Fall. Und weil ich ja einen Narren an dieser Unterteilung der Liebesfähigkeit in kognitiv, emotionell, körperlich und spirituell gefressen habe, liegt es nahe, sie auch hier vorzunehmen.
Ich kann diese Freude an einem Gedanken, einem Gefühl, einer Geste (wie oben) oder einer seelischen Verbundenheit haben.
Wie man merkt, bin ich da eher körperlich ausgelegt (und sehr auf Münder… wusste ich noch gar nicht), und ich freue mich meist an so trivialen Dingen wie dem Schwung eines Lids oder dem Schatten in der Drosselgrube (die Vertiefung am oberen Ende des Brustbeins – und es gefällt mir sehr zu wissen, dass mindestens jede 2. Person, die dies liest, sich jetzt dort hinfasst und sich vielleicht ein bisschen schön findet).

So. Mittlerweile ist mir auch wieder eingefallen, wie ich diese zwei Themen hier zusammenbringen will.

Das zweite Thema ist die soeben hart erarbeitete Unterscheidung zwischen Erkenntnis und Erlebnis. Besagte Freundin und ich, beide bekennende und unterschiedlich intensiv Besserung gelobende Kopfmenschen (ich intensiv, sie unterschiedlich), können tage- bis wochenlang über Dinge nachdenken, müssen aber beide leider feststellen, dass das trotzdem manchmal nichts bringt.
Da, so wurde klar, kommen dann so Dinge ins Spiel, wie Meditation, Trance oder Tantra oder so.
All das sind Beispiele für Erlebnis, very opposed to Erkenntnis. Nicht der Gedanke ist das Gefährt, sondern die Erfahrung, das tatsächliche Erleben und Begreifen.
Wir kamen darauf, weil sie mich fragte, was denn bitte ein offener Mensch eigentlich sei, ob das nicht nur Phrasengedresche und überhaupt.
“Wenn jemand nicht nur Ereignisse erzählt, sondern auch Erlebnisse”, antwortete ich.
Und dann halt über ein paar Ecken von Ereignissen, von denen man berichtet, möglichst geistreich, zur Erkenntnis. War nicht mehr weit.

So, jetzt zur Synthese. Naja, vielmehr zum gemeinsamen Teil dieser Geschichten.
Ich glaube ja eigentlich, und das straft dieses ganze Blog mit dem großen dunkelschwarzen Etikett der Nichtigkeit, dass man irgendwann mit Denken nicht mehr weiterkommt. Dann muss man einfach leben.
Und diese kleinen Momente, wo ich in Situationen, Gesten, Geräusche oder Eindrücke so verliebt bin, wo sich mir Menschen durch eine Kleinigkeit irgendwie in der Ganzheit erschließen, diese kleinen Momente sind Erlebnisse, sind sehr intensiv und sind letztlich das, worüber ich mehr vom Lieben erfahre.
Sind, wie konnte ich das auslassen, ganz wunderbare Erliebnisse.

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