In die meisten meiner guten Freundinnen war ich irgendwann im Laufe unserer Freundschaften mal verliebt. Das war manchmal schwierig, oft aber auch völlig okay.
In Paikja habe ich mich interessanterweise nie verliebt, obwohl ich soeben noch einige Dinge dachte, bei denen mir klar wurde, wie unglaublich intensiv meine Liebe für sie ist, meine Begeisterung für kleine Dinge, die sie tut, wie sie lacht, wie sie konzentriert ist… ich könnte ihr die ganze Zeit nur zuschauen, wie sie sie selber ist.
Nun dachte ich darüber nach, wie das kommen könnte, und kam zu dem Schluss, dass für meine Gefühle in unserer Freundschaft immer genug Platz war. Es gab nie ein Gefühl von “das hier ist jetzt aber zuviel für unsere Freundschaft”, es war immer okay.
Mir eröffnete sich in dem Moment der Gewahrwerdung dieses Sachverhalts die Arbeitshypothese, dass man das Wort “Verliebt” immer dann benutzt, wenn man unzufrieden mit dem ist, was da ist.
“Eine Freundschaft oder mehr?” fragt man gern, was eigentlich ja auch heißt: “Ist dir die Freundschaft genug oder nicht?”, also “Ist dir das, was ihr Freundschaft nennt, genug?”.
Die Implikation, dass Verliebtheit somit automatisch mit Unzufriedenheit zu tun hat, finde ich sehr interessant, und interessanterweise auch nicht unangenehm.
Darüber muss ich noch weiter nachdenken, aber ich finde es einen schlauen Gedanken, wenn ich das mal sagen darf. Ich glaube, da steckt noch was drin…