02.04.2006 13:41
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Allgemein

Mit ausreichend Abstand verlieren Dinge ihre Relevanz. Beispielsweise mein World of Warcraft Account.
Noch als ich mich ingame verabschiedete, war ich ohne Flachs gerührt, habe (in character) große Worte gemacht, von Lebt wohl und Wiedersehen, und war fast sicher, dass ich relativ bald mal wieder einen Monat buchen würde, um dann komprimiert ein wenig zu spielen.
Aber jetzt, wo das Abo seit ungefähr 3 Monaten gekündigt ist, hat es seinen Reiz verloren, es hat nicht mehr viel mit mir zu tun.

Man kennt das auch von Hobbies, die andere Leute haben. Es ist dann sehr deutlich zu spüren, dass da irgendwas dran sein muss, was wirklich ungeheuer spaßig zu sein scheint, aber der Abstand ist etwas zu groß, um es nachvollziehen zu können.

Das passt in gewisser Weise gut zum Gedanken, dass man sich selbst näher kommen will, dass irgendwo “nah an einem dran” der Sinn des Lebens wartet, und bringt mich zu der Vermutung, dass Sterben deswegen leichter sein könnte als gedacht.

Die psychologische Distanz zum Leben wächst, je näher man dem Tod kommt, man selbst hat immer weniger zu tun mit dem, was das eigene Leben war, und vielleicht wird man gar nicht mehr so recht nachvollziehen können, dass man da mal so dran hing.
Das finde ich beruhigend.
Alles hat seine Zeit, und jede Zeit ist wohl auch mal vorbei. Solange man darüber nicht die Zeit abwertet, die augenblicklich Präsens ist, sondern nur mit jenen Zeiten abschließt, die vergangen sind, ist der Gedanke hilfreich.

Mir hat die Distanz, also die innere Distanz, in den letzten Monaten mindestens zweimal geholfen, um einen neuen Zugang zu den Geschichten mit Powergirl und Marveille zu finden, weil sich in beiden Fällen viel verändert hatte, und ich anhaftete. Das gefiel mir nicht, und der Weg aus der Anhaftung war die Distanzierung.

Wichtig ist dabei, nicht trotzig wegzusehen, sich dauerhaft zu entfernen, sondern sich von dem zu verabschieden, was war, um dann erneut auf das zuzugehen, was ist, ohne falschen Stolz, ohne Reue oder Sehnsucht.

Es gibt ja nur die Gegenwart.

Ich zumindest schätze diese unprätentiöse Sicht auf das Jetzt, das nicht aufgeladen ist von Schmerzen oder Hoffnungen aus der Vergangenheit, wobei ich auch sagen muss, dass das ganz schön schwer ist.
Sowohl, den Abstand zu finden, sich von einer Sache oder Person zu distanzieren, die man mag, wie auch, dann nicht in die Isolation zu gehen, sondern stattdessen neu hinspüren, was neu da ist, wenn das Alte sich entfernt hat.

Diese Gratwanderung zwischen Isolation und Nähe, zwischen Freiheit und Bezug, die mich eigentlich wirklich schon seit mindestens 7 Jahren begleitet, wird das auch noch in Zukunft tun.

Das Blog ist übrigens gerade auch Teil davon. Teils schätze ich es, hier Gedanken zu formulieren, und vor allem schätze ich das Wissen, dass die Gedanken gelesen werden, dass Google den Leuten mit meinen Worten die Welt erklärt (verzeiht die Hybris), aber zum Anderen habe ich in den letzten Tagen so wenig geschrieben, dass der Abstand zum Blog gewachsen ist, und, wie gesagt, mit mehr Distanz verlieren die Dinge die Relevanz.

Mal sehen, was eine neue Relevanz sein kann.

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