10.04.2006 19:14
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Allgemein

Biolebensmittel werden gerade “in”, das finde ich in weiten Teilen ganz hervorragend, denn dadurch werden sie erschwinglich.
Biolebensmittel finde ich aus ähnlichen Gründen wie beim Vegetarismus eine wunderbare Sache. Wenn Tiere eine Seele haben, gebietet mir meine Ethik, sie vernünftig zu behandeln. Sie überhaupt gefangen zu halten, um etwas zu produzieren, finde ich in gewisser Weise schon sehr bedenklich – immer mal wieder spiele ich mit dem Gedanken, Veganismus zu leben (also auch keine Eier und keine Milchprodukte), insbesondere dann, wenn ich mal wieder zufällig vegan gekocht habe und es super war.

Dennoch fühle ich mich ethisch beim Vegetarismus bislang gut aufgehoben, denn ich würde es zwar nie übers Herz bringen, eine Kuh oder auch nur ein Huhn zu töten, aber vom Melken und Eier klauen hält mich weitaus weniger ab. Sofern die Kuh auf einer Wiese steht und das Huhn mehr Platz als eine DIN A4 Seite hat.

Bioprodukte also.

Ich finde es ganz erstaunlich, dass Bioprodukte gerade so gut gehen, dass sie in großen Mengen verkauft werden können, denn Bio heißt immer: Mehr Aufwand. Mehr Platz für die Kuh, mehr Streicheleinheiten, mehr Platz für den Anbau von nicht gespritzten Futtermitteln (die ergo leichter verderben und ergo mehr produziert werden müssen) und wohl auch mehr menschliche Arbeitskraft, um die größeren Felder zu bewirtschaften.

Dass irgendwann alle Menschen Bioprodukte essen, ist also in gewisser Weise ein schöner Trugschluss, denke ich. Mir gefällt er auch, aber für 6 Milliarden Leute und den Raum für Biofelder und -ställe bietet dieser Planet nicht genug Platz.
Schon für die 80 Millionen Deutschen reicht der Platz in Deutschland nicht – die Biomärkte (die es jetzt immer mehr gibt und die ich wiederum total begrüße) müssen bei Engpässen Nahrungsmittel importieren, unter anderem aus Holland. What Eigentor is all about.

Denn natürlich schwingt bei Biolebensmitteln irgendwie der Gedanke mit, dass das auch ökologisch ist – wenn aber irgendwann auch der Biojoghurt zu der erschreckenden Kilometerzahl emporklimmt, die ich mal las (ein Durchschnittsjoghurt hat 15 km auf dem Buckel – mit einbezogen sind alle Inhaltsstoffe und Verpackung, und dann halt je Fahrt runtergebrochen auf einen Becher…), dann ist der Name eine Farce.

Übrigens finde ich es einen schönen Gedanken, dass die meisten von uns keine Biomenschen sind. Genau kenne ich die EG-Bio-Verordnung nicht, aber ich bin sicher, damit eine Kuh bio ist, müssen alle ihre Futtermittel bio sein.

Meine Futtermittel sind nicht alle bio. Außerdem bin ich, glaub ich, nicht artgerecht gehalten, aber da bin ich nicht sicher.

Und das, obwohl “bio” doch einfach nur “Leben” heißt. Wir sind keine Lebemenschen. Dann kann wohl unser Leben auch kein Menschenleben sein… Naja, Wortspielerei.

Dennoch, es bleibt verrückt – wenn es noch eine Stufe über uns in der Nahrungskette gäbe, würden die ernährungsethisch Motivierten unter ihnen uns nicht anrühren…

Beruhigend?

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