Das zweite Mal passiert es mir, dass eine Freundin von mir auf Reisen geht, auf weite Reisen, und von dort berichtet, dass sich die Einstellung zum Lieben ändert. Beide Male mehr in Richtung freies Lieben, allumfassendes Lieben, weg von Eifersucht und Besitz.
Leute, macht mehr Reisen! *g*
Spannender Effekt. Ich habe eine These, wie er zustande kommt. Wie ich so oft betone, hat Lieben primär mit einem selber zu tun. Die Liebe ist ein Gefühl in einem selbst, deswegen ist sekundär, was zurückkommt. Das eigene Gefühl ist etwas Schönes.
Und überhaupt ist das eigene Gefühl überhaupt erst dadurch entstanden, dass man sich selbst zeigt, sich öffnet, und dafür muss man sich selbst mögen. Alles beginnt bei einem selbst.
Das ist Liebe. Oder meinetwegen Liebesfähigkeit, das ist in weiten Teilen austauschbar, denn wer zur Liebe fähig ist, liebt auch, und zwar nicht hie und da eine Person, sondern grundsätzlich. Das ist eine Einstellungsfrage.
Kleiner Exkurs: Das, was zwischen zwei Menschen dann geschieht, die füreinander etwas empfinden, ist keine Liebe, sondern eine Beziehung, eine Zwischenmenschlichkeit. Das ist auch unglaublich wichtig, ist aber etwas anderes. Insbesondere gibt es keinen strengen Zusammenhang, nicht immer gibt es Zwischenmenschlichkeiten mit Menschen, die ich liebe, und nicht immer muss Liebe da sein, wo Zwischenmenschlichkeit ist.
Im Englischen schätze ich die Unterscheidungsmöglichkeit von relation und relationship. Mit jedem Menschen, den ich kennenlerne, stehe ich in relation. Unweigerlich. Sobald ein Bezug da ist, ist da irgendeine Form von Beziehung, irgendeine Zwischenmenschlichkeit. Aber eine relationship ist ein gesellschaftliches Konstrukt (genau wie ein ship eben ein Konstrukt ist), das Zwischenmenschlichkeit eine feste Form gibt.
Zurück zum Wesentlichen. Da die eigentliche Liebesfähigkeit naturgemäß in einem selber beginnt, und wenn sie erstmal da ist die Liebe beginnt, die allumfassende, von der ich eingangs sprach, ist es nur logisch, wenn man da auf Reisen näher dran kommt. Nirgendwo ist man so auf sich zurückgeworfen wie auf Reisen in fernen Ländern. Nirgendwo ist man so befreit von kulturellen Dogmen, kann so sehr in sich hineinhorchen, was wirklich da ist, und das leben.
Ich sage nicht, dass Polyamory dabei herauskommt. Aber Liebe, das kann ich mir schon vorstellen. Mehr Achtung vor den Menschen, offenere Herzen und Arme und Augen. Mehr Liebe eben.
Leute, macht mehr Reisen!