02.01.2005 12:26
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Allgemein

Ich schrieb letztens einer Freundin eine e-mail, in der ich ihr erklärte, was ich unter freiem Lieben verstehe. Gerade fiel mir auf: Sie gehört hierher, zumindest in Auszügen. Er setzt an nachdem sie von einem Mädchen schrieb, das mit zig Jungs ins Bett geht und das Leben sehr genießt.

Das ist für mich nicht unbedingt freie Liebe. Das ist mehr freies Ficken. Ist auch schön, wenn man’s hinkriegt, also: Ins Bett springen, Spaß haben, weitermachen, so wie sie das scheinbar macht, aber das kann ich auch nicht so gut. Oder nicht immer.
Freies Lieben (ich sag ja immer extra freies Lieben statt Freie Liebe, um genau diesen Unterschied deutlicher zu machen), heißt für mich eher, dass es okay ist, wenn man es schade findet, wenn nichts mehr ist. Dass es okay ist, jemanden zu “lieben”, und jetzt ganz allgemein, zu lieben, weil er ist, wer er ist, weil man selber ist, wer man ist, weil es alles so schön ist.
Da gehört Mut zu, das zu tun, ohne was zurückzukriegen, oder ohne sicher zu sein, und man wird verletzt, und man wird es traurig finden, aber was unterm Strich bleibt, ist, dass man sehr oft liebt, dass man auf lange Sicht eine liebevolle Einstellung entwickelt, gegenüber den Menschen, vielleicht gegenüber der Welt, vor allem aber gegenüber sich selbst. Weil Lieben so wichtig ist.
Man sucht so oft nach Gründen für die Liebe, so nach dem Motto “er ist mir so nah, ich liebe ihn”, “er ist so anders, ich liebe ihn”, “sein Schwanz ist so groß, ich liebe ihn”, aber das ist alles egal. Es gibt kein Rezept.
Die Liebe ist auch kein Kuchen, der weniger wird, wenn man Stücke verteilt. Die Liebe schmeckt auch nicht immer gleicht. Ich nenne sehr unterschiedliche Sachen so, von Freundschaft über Beziehung bis zu Situationen die einem gefallen.
Das ist alles egal. Wichtig ist nur, dass man bei sich ist, dass man all das schöne wahrnimmt, was in einem selber passiert, sei es jetzt kurz-vorm-orgasmus-sein oder die-ganze-zeit-lächeln-müssen-weil- es-so-schön-ist. All das ist Liebe, oder vielmehr Lieben, und darum geht’s mir, das will ich im Leben. Und dazu gehört auch die Angst und das Verletztsein, glaub ich mittlerweile.
Kennst du Harold und Maude? Junger Mann liebt alte Frau? Jedenfalls wird es dann schwierig, und Maude wird älter und wird sterben, und Harold findet es scheiße, und sie sagt, dass das halt so ist, dass Menschen eben älter werden und sterben, und er sagt “But it hurts” und sie antwortet “Yes. And be hurt some more.”

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