09.04.2007 12:59
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Allgemein

Ach, ich will zwar eigentlich nicht, dass das so ein schlimmes Jammerblog wird (die letzte Zeit scheine ich mich in den persönlichen Einträgen oft zu beschweren), aber ich muss mal gerade sagen: Es ist ein schmaler Grat.
Als ich dieses Jahr meinen Jahresrückblick schrieb, fiel mir auf: Mit verschiedenen Menschen haben sich die Beziehungen nicht weiterentwickelt. Das ist nur deshalb schlimm, weil mich die Beziehungen (zwischenmenschlich, nicht partnerschaftlich) nicht glücklich machten, schon im letzten Jahr nicht, und es war irgendwie gleich geblieben. Das ärgerte mich, Stillstand ist der Tod, sagt man, und überhaupt, der Sinn des Lebens ist, was übrig bleibt, wenn man alles Sinnlose weglässt, und Beziehungen, die einem kein Glück schenken, sind ziemlich sinnlos.

“Weg damit”, dachte ich, nur um mich anschließend selbst zu ermahnen. Immerhin habe ich in meinem Leben schon oft Beziehungen jäh beendet, Freundschaften, Liebschaften, und im Rückblick tut mir das leid. Man kann das auch respektvoll tun, kann sich erklären und kann vor allem versuchen, trotz des Wunsches nach einem Ende anzuerkennen, das es einmal groß war.

Das habe ich tatsächlich in den letzten Monaten auch ganz gut geschafft. Sowohl mit Marveille, wie auch mit Powergirl habe ich meine Bedenken geäußert, oder vielmehr meine innere Lage erörtert, damit mein Rückzug verständlich wird. Auch bei dem Mädchen, das ich mag, will ich das versuchen. Seit wir vor einem Jahr im Bett landeten und ich mich verliebte, bastele ich an unserer Zwischenmenschlichkeit, bastele an meinen Erwartungen und so weiter. Sie bastelt nicht so recht mit, und ich muss der Tatsache ins Auge sehen, dass sie keinen besonderen Wert darauf legt, mich in ihrem Leben zu haben. Aber eine Entscheidung, einen Platz im Leben zu gewähren, ist genau, was eine Beziehung ausmacht, also haben wir keine Beziehung, zwischen uns ist keine Brücke, da ist höchstens Fährverkehr, und der eher einseitig.
Auch hier will ich jetzt ein bisschen aufräumen, nicht im Sinne von “Dinge wegschmeißen”, sondern im Sinne von “Erkennen, was die Dinge wirklich sind, und sie dementsprechend einsortieren”.

Da bin ich noch dran, es fällt mir schwerer, weil ich ihr für einen ethischen Umgang mit diesem Aufräumen auch sagen müsste, was ich vorhabe, und vor dem Gespräch habe ich Angst.

Vor allem, weil ich augenblicklich merke, dass es ein schmaler Grat ist zwischen Aufräumen und sich leer fühlen. Schon 2mal in meinem Leben sagten mir Freunde, ich hätte Mauern aufgebaut, sie würden mich kaum noch erkennen. Wo ich denn wäre. Das hat beide Male ziemlich gesessen, und ich will keine Mauern mehr. Offenheit ist wichtig, vor allem für sich selbst.
Und augenblicklich finde ich es schwierig zu entscheiden, ob meine Aufräumaktionen gerade besonders offen sind, weil ich versuche ehrlich zu sein anstatt mich heimlich aus dem Staub zu machen, oder ob es nur eine Offenheit-vorspielende Variante davon ist, sich zu isolieren und zu verstecken. Auch vor sich selbst. Denn natürlich tut es weh, wenn die Menschen nicht mehr das für mich sind, was sie mal waren.
Da kann der Realismus noch so oft wohlmeinend nicken, die Beziehung täte nicht gut, wäre schon lange eher schlecht für mich, beim Schlussmachen süprt man es: Etwas geht zu Ende. Das fühlt sich natürlich schlecht an, macht traurig, macht auch ein schlechtes Gewissen. Und so existieren parallel das Gefühl, sich selbst nah zu sein, weil man tut, was einem gut tut, und das Gefühl, sich von sich selbst zu entfernen, weil man Menschen verliert, die man liebt.

Es ist ein schmaler Grat.

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