11.04.2007 2:33
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Allgemein

Soeben habe ich Maischberger geschaut, das schaue ich sonst nie, heute aber ging es um das Thema “Früher, härter, unromantischer – Sex ohne Liebe?“, diesmal moderiert von Alice Schwarzer, und da musste ich dann doch mal schauen, was so geboten wird.

Tatsächlich muss ich meine zuversichtliche Freude von letztens revidieren, die Einwände von Neo Con sind ausgesprochen wichtig, und was ich in der Sendung gerade gesehen habe, schreckt mich auch ab.
Und ich beginne zu verstehen: Es fehlt den Jugendlichen an sehr wichtigen Dingen, und dieses Fehlen macht die Pornographie so gefährlich. Aber vom Anfang.

Es gibt eigentlich einen himmelweiten Unterschied zwischen dem Konsum bestimmter Unterhaltungsformen und tatsächlichem Verhalten. Das ist ganz entscheidend, so beispielsweise auch bei der Diskussion um Killerspiele: Auch wenn viele Menschen gern mal am Computer Leute abmurksen, ist den meisten klar, dass das im echten Leben etwas Schlimmes ist. Dieser himmelweite Unterschied wurde auch in der Sendung deutlich, allerdings leider in Form zweier Lager: Auf der einen Seite jene, die Pornographie verteufelten, weil ihr Einfluss auf die Jugend (erwiesenermaßen) schaudrig ist, und auf der anderen Seite der Rapper Manuel Romeike, der leider nicht so recht fähig war, sich zu äußern (auch weil Frau Schwarzer ihn ständig unterbrach). Was der aber vertrat, war: Porno ist nur eine mediale Präsentation, und nicht unmittelbar kulturell.

Beide Standpunke sind zu einfach. Natürlich haben Medien einen Einfluss! Wenn Herr Romeike das leugnet, ist er tatsächlich gefährlich, denn dann weiß er nicht um seine Macht.
Aber Pornographie zu verdammen, weil die Leute nicht damit umgehen können, ist ebenfalls zu einfach. Das ist so, als würde man das Wasser beschuldigen, weil man darin ertrinken kann. Oder als wollte man Killerspiele verbieten, weil Töten schlecht ist.
Da werden zwei Ebenen vermischt, die faktische und die mediale (bzw. wird bei Herrn Romeike die faktische ausgeblendet, und bei dem Gegenlager die mediale).

Denn der Punkt ist der: Pornographie ist vorhanden. Das Medium existiert, es wird konsumiert. Wie von beiden Jugendlichen in der Sendung korrekt erkannt wurde, ist das nicht zu ändern. Aber der beschriebene Unterschied, der muss den Konsumenten immer klar sein: Eine mediale Darstellung von Verhalten heißt nicht, dass dieses Verhalten in der Welt richtig ist. Ich weiß, dass viele Männer gern Unterwürfigkeitsszenen anschauen, und ich finde das in Ordnung. Ich gehe nämlich davon aus, dass die meisten Männer wissen, dass sie das als Szene mögen, in der echten Welt aber irgendwie nicht.
Das nennt man Medienkompetenz, und die traue ich erwachsenen Menschen durchaus zu.

Kindern jedoch nicht.

Kinder sind leicht zu beeinflussen. Trennung von Fakt und Medium fällt schwer, deswegen sind Pornos auch völlig zu Recht ab 18. Nur leider bringt das nicht, das Netz ist zugangsfrei. Also muss man versuchen, Medienkompetenz früher zu vermitteln, was hilft es denn? Und eine Sache ist dafür sehr entscheidend, wie ich glaube, und wurde in der Diskussion auch erwähnt: Die Empathie. Ich glaube aber nicht nur, dass häufiger Pornokonsum die Empathie für die unterwürfigen Rollen abschwächt, wie in der Sendung berichtet, ich glaube auch, dass eine große Empathie im Vorfeld dazu führen würde, dass Menschen Pornos anders schauen.

Wenn ich gelegentlich auf Pornotube.com schaue, gibt es immer mal Videos, wo ich mich erschrecke, wo ich den Eindruck habe, da ist keine Freiwilligkeit, und ich bin sofort abgeturnt. Ich hab dann Mitgefühl mit der netten Frau, die tut mir leid, und Leidtun und Sexiness vertragen sich nicht.
Wobei ich auch wiederholen muss: Wenn erwachsene Leute da drauf stehen, ist das auch in Ordnung: Die Gedanken sind frei, und Macht und Sex gehören halt zusammen, immer schon, das ist die mediale Seite von Porno.

Scheiße, ist das kompliziert. Freiheit erhalten, Kinder schützen, Internet zensurfrei wollen, Medienkompetenz fördern… kompliziert. Ich komme kaum zu einem Schlusssatz, von so vielen Seiten kann man das beleuchten.
Ach, ich hör einfach auf.

Apropos Schlusssatz: Definitiv eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht würdig war der Schlusssatz von Frau Dr. Esther Schoonbrood, die meinte, man müsse sich für die erfolgreiche Erziehung von Kindern auf die Fundamente der Gesellschaft berufen, und die seien bei uns nunmal christlich. So weit kommt es noch. Christlicher Fundamentalismus als medienpädagogisches Konzept, verdammte Axt.

Ich geh jetzt mal schlafen. Gibt demnächst noch mehr zum Thema hier, ich glaub ich spezialisier mich da. Alles total spannend.

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