05.05.2007 1:25
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Allgemein

Um lieben zu können, muss man zunächst sich selbst lieben. Sagt man.
Stimmt auch. Stimmt tatsächlich und ist wichtig. Oder vielmehr, wirklich stimmen würde folgendes: Um erfolgreich (also Glück verheißend) lieben zu können, muss man zunächst sich selbst lieben. So stimmt es. Letztens fiel mir das auf, und jetzt will ich versuchen, es in Worte zu fassen.

Der Punkt ist der: Man verbiegt sich, wenn man sich nicht selbst liebt. Keine Partnerschaft passt zu 100%. Das gibt es nicht, das kann man mir keiner erzählen. Man mag manche Dinge, die der andere nicht so gern mag. Ist kein Beinbruch.
Wenn ich nun in jemanden verliebt bin, will ich natürlich gern geliebt werden, und will den anderen glücklich machen. So ist das. Wenn ich aber nun Wünsche oder Vorlieben zu erfüllen versuche, die zu mir gar nicht passen, die mir gar nicht liegen, dann verbiege ich mich. Das macht mich dann wiederum unglücklich, denn verbogen sein ist anstrengend.

Ein Beispiel muss her. Hmmmm… Ach, nehmen wir eins mit Sex, man liest so gern was über Sex. Also, mal angenommen, ich mag das Licht gern aus haben beim Sex. Ich mag es vielleicht, mich mehr auf die anderen Sinne konzentrieren zu können, vielleicht mag ich auch nicht der Süßen in die Augen schauen aus irgendeinem Grund. Nun sagen wir mal, diese Vorliebe akzeptiere ich nicht völlig, liebe mich da also noch nicht so komplett*.

Einschub:
Das ist übrigens eine Vorannahme für diesen Gedankengang, dass Selbstliebe heißt, sich bedingungslos zu akzeptieren. Andere lieben geht so ähnlich, glaube ich, wobei bedingungslos (also: ohne an Bedingungen geknüpft zu sein) oft verwechselt wird mit haltlos (also: ohne Rücksicht auf Verluste allerseits).

Vielleicht habe ich das Gefühl, dass ich meiner Süßen eigentlich immer in die Augen schauen können sollte oder so, jedenfalls akzeptiere ich meine Grenze da nicht.

Nun kommt es, dass die Süße selber das Licht gern an hat. Sie sieht sich gern an, was geschieht, mag die Formen und Farben vom Sex, mag vielleicht meinen Gesichtsausdruck wenn ich komme. Solche Dinge. Und weil ich ihr gefallen will, weil ich sie glücklich machen will, lasse ich das Licht an.

Zrrrip, schon bin ich ein bisschen verbogen. Manches Mal geht das gut, dreimal, viermal, aber irgendwann fällt mir auf: Ich genieße den Sex nicht mehr. Ich fühle mich beobachtet, unfrei, unter Druck, aber ich sage nichts, weil ich ja eigentlich der Meinung bin, die Süße hat recht, ich müsste das auch gut finden.

You get the picture. Meiner Meinung nach ist es hier schlicht das eigene Akzeptieren, das fehlt. Klar, der Konflikt bleibt, Licht an, Licht aus, aber das zu besprechen (und im Zweifelsfall beides mal zu machen) geht eben nur, wenn ich vor mir selber erstmal aufstehen und sagen kann: Ich mag das auf jene Art, und das ist in Ordnung.

Sex im Dunkeln oder Hellen ist dabei ein triviales Beispiel, es geht häufig um viel, viel komplexere Dinge.
Bin ich mit mir im Reinen, dass ich mich sehr wohl fühle, während des spannenden Vorspiels irgendwann einfach wieder zu kuscheln? Oder habe ich ein schlechtes Gewissen, und das Gefühl, sie jetzt noch zum Orgasmus bringen zu müssen?
Akzeptiere ich vor mir selber, dass ich viel Freiheit brauche, gern für mich bin, und manchmal nicht zurückrufen mag, oder habe ich Schuldgefühle und fühle mich als schlechter Freund?

Erst wenn ich diese Sachen annehme, und akzeptiere, dass ich zumindest momentan so bin (dass man sich ändern wollen kann ist ja klar), erst dann kann ich, so glaube ich, in einer Begegnung mit einem anderen Menschen wirklich zufrieden sein, sich selbst und dem anderen Menschen gleichermaßen nah und fair.

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