17.05.2007 11:12
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Allgemein

Tja. Der Plasberg hat das tatsächlich gut gemacht, aber dennoch bin ich höchst unzufrieden mit der Sendung gestern. Da kam ja noch weniger rum als bei Maischberger, und das, obwohl hier nur eine Moralapostelin war, und die anderen sich das ganz dezidiert angeschaut haben.
Übrigens zunächst zur Moralapostelin: Sowas macht mich wahnsinnig. Die Hybris derer, die die geltende Norm hinter sich wissen. Mit was die argumentiert hat! In jedem Beitrag von ihr stand im Hintergrund, dass das viel Sex in der Gesellschaft etwas schlechtes ist, sowas hätte es früher nicht gegeben.
Selbst als die “Hart aber Fair”-Redaktion ein Filmchen zeigte, dass Pornographie beispielsweise in der Antike ganz fest in der Gesellschaft verankert war, und selbst davor pornographische Darstellungen belegt sind – nein, nix, “Sexualität ist eine Bereicherung für eine Beziehung, ihr Sinn ist Bindung und Nähe”. Quatsch, quatsch, quatsch, wie Ingo Appelt richtig bemerkte, Sex ist vor allem Fortpflanzung, und zu großen Teilen Macht und Unterdrückung, das was sie meint, ist Liebe.
Und dann wird Herr Appelt auch noch für diese Äußerung durch den Kakao gezogen, “so sehen das wohl die Männer”. Das sollte man sich mal umgekehrt erlauben, so ne sexistische Scheiße, wirklich. Macht euch das doch bitte mal klar, da wird sein Argument als hohl dargestellt, nur weil er ein Mann ist. Sowas geht doch nicht.

Aber ich rege mich schon wieder auf. Wieso stellt bloß niemand einmal die alles entscheidende Frage: Was bedeutet es, dass das alles freiwillig passiert? Dass Jugendliche Gangbangs besuchen ist natürlich schockierend, aber das entlarvt zunächst mal eher unsere Moralvorstellungen, dass Sex eine Zweiersache ist, und weniger eine degenerierte Jugend. Man hätte in den 20ern mal berichten sollen, dass man ganz gern masturbiert, so 3 bis 4mal die Woche, da wäre man in eine Nervenheilanstalt gekommen. Normen, Normen.

Bedenklich sind doch eigentlich nur 2 Sachen:

  1. Die Kinder machen das sicher zu einem großen Teil, um dazuzugehören. Auf der anderen Seite: Man macht mit 14 eigentlich nichts, was nicht irgendwie dazu dient, dazuzugehören. Bei mir waren es die richtigen Jeans und die richtige Musik, und schon kurz darauf war es, Sex gehabt zu haben. Der Druck ist eh da, nur ist er jetzt auf spezifischere Techniken ausgerichtet. Aber ich sehe ein, darüber müsste man reden: Wie zeigt man Kindern (nicht nur beim Thema Sex), dass es okay ist, wenn sie Sachen nicht mitmachen wollen, dass sie, nur weil alle irgendwas tun, immer noch eine eigene Meinung haben dürfen.
  2. Der angebliche Schwund der “Liebe”. Das sehe ich nach wie vor sehr skeptisch, denn zu einem Großteil heißt das einfach nur, dass die Erwachsenen andere Vorstellungen von der Liebe haben als die Kinder. Da bin ich natürlich sehr sensibel für, denn mir wurde ja auch schon mehr als einmal gesagt, ich hätte vielleicht noch nicht “richtig” geliebt, denn wenn ich das getan hätte, würde ich sicher eine Beziehung führen, wie man das eben so macht, und nicht so nen Quatsch mit Polyamory. Insofern kann dieser angebliche Schwund auch ein Wandel sein, hin zu mehr sexueller Selbstbestimmung.
    Vielleicht ist es aber auch tatsächlich was Schlimmes, wo man sich kümmern müsste. Das wüsste ich gern. Das wird aber nirgends diskutiert.

Alles in allem: Hat sich nicht gelohnt. Vielleicht mache ich mal einen Videopodcast mit illustren Gästen. Oder naja, machen geht wahrscheinlich nicht, ich bin viel zu voreingenommen, aber ne Diskussion wäre doch spannend. Hat da jemand die Technik und weitere Ideen für Gäste?

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