11.12.2007 1:19
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Allgemein

Der Pranger! Wird immer wieder mal in Diskussionen eingebracht, das wäre doch so praktisch, die Leute scheuen die soziale Ächtung, viele Straftaten würden gar nicht mehr passieren.

Meine Gegenargumentation dazu ist immer etwas verdrießlich, weil: kompliziert. Die Tatsache, dass auch Verbrecher Rechte haben, ist vielerorts nicht einsichtig. Dass das so sein muss, weil man sonst Kriminelle außerhalb der Gesellschaft stellt, wo sie (a) Unfug treiben und wodurch (b) die Gesellschaft ihre Probleme nicht mehr löst, sondern auslagert, ist arg theoretisch, das gebe ich zu. Auch, dass Verbrechen immer erstmal Regelverstöße sind, und dass Regeln nicht notwendigerweise richtig sind (DDR, drittes Reich, Beispiele in der deutschen Geschichte gibt es nun wirklich zuhauf), auch das ist ein abstraktes Argument dafür, dass auch Verbrecher Menschen sind, und dass das ganz gut so ist.
Deswegen komme ich meistens mit dem Dampfhammer: Steht in der Verfassung, Menschenrecht ist Menschenrecht, Fresse gehalten.

Varianten von Prangern gibt es aber immer wieder mal. Social-Networking-Plattformen sind auf die eine oder andere Weise gern mit dabei, und ich berichtete auch schonmal über eine Plattform für betrogene Frauen, wo Männer angeschwärzt werden konnten.
Dort werden Menschen Grundrechte genommen, und Richter und Henker sind in einer Person. Das darf nicht sein. Richter, Henker und König sind getrennt, das ist die Gewaltenteilung.

Auf eine ganz spannende Art ist das jetzt in den USA durcheinander gegangen: In Kalifornien werden die Namen und Adressen von verurteilten Sexualstraftätern an Kindern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Hinweis: Hier passiert meiner Meinung nach bereits eine Beschneidung von Grundrechten – entweder jemand ist verurteilt, und der Staat nimmt ihm die Freiheit/ kontrolliert ihn/ schränkt ihn ein, oder aber er ist frei).

Nun hat ein besorgter Bürger einen solchen Jemand umgebracht.

Einfach so. Adresse gesehen, Nachbarschaft erkannt, Messer geholt, Mensch erstochen.
Pikanterweise liegt wohl sogar eine Verwechslung vor, aber selbst wenn es der “Richtige” gewesen wäre…

Selbstjustiz, möglich durch Daten, die der Staat zur Prävention von Straftaten verfügbar macht. Zynisch. Der König hilft dem Bürger, der Richter zu sein, der Bürger wird zum Henker.

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Eigentlich dient staatliche Gewalt genau dazu, diesen Zustand zu beenden, nicht, ihn zu nähren.
Und so eine Scheiße passiert, wenn man beginnt, Verbrechern ihre Menschenrechte zu nehmen, indem man sie außerhalb der Gesellschaft stellt.

Quelle: Heise.de

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