01.11.2005 14:02
0 Kommentare »
Allgemein

Am Wochenende ist die Polyamorykonferenz in Hamburg. Das ist an sich schon interessant, nicht nur, weil es halt ein cooles Thema ist, auch weil da an die Öffentlichkeit geholt werden wird, was halt sonst eher unbekannt ist (ich bin ja übrigens sehr froh, dass Leute, die hier zum Blog finden, auf jeden Fall das Wort polyamory kennenlernen, und vielleicht mehr damit anfangen können, wenn sie mal wen treffen, der das so macht, oder wenn sie selber so sind. Mein kleiner Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit).

Zudem hege ich die Hoffnung, mit der Veranstalterin von der Hamburger Uni über mögliche Forschungsthemen zu sprechen, immerhin möchte ich 2006 gern meine Diplomarbeit schreiben, und ein poly-Thema würde mich sicher ausreichend begeistern, um das ohne Verlust meiner geistigen Integrität durchzustehen. 6 Monate Scheuklappen, da ist es hilfreich, wenn einem das Ziel uneingeschränkt gefällt.

Aber vor allem werden divere Leute von der Mailingliste dabei sein:
Seitdem ich das Wort “polyamory” erfahren und daraufhin recherchiert habe, bin ich auf einer Mailingliste zum Thema.
Dort schreibt man recht offen über dieses und jenes, klärt ein paar Sachverhalte, tauscht sich aus, vor allem aber hat man eben einen Freiraum, in dem man sich nicht erklären muss. In dem die anderen, was die Liebe angeht, so ticken wie man selbst. Grundsätzlich zumindest. Das ist sehr schön. Eine Art Pause vom anders sein.

Und in Hamburg werde ich ein paar dieser Menschen face to face kennenlernen, das ist ganz schön verrückt. Denn wenn man liest, liest man zunächst immer mit der eigenen Stimme. Betont den Satz, wie er betont wäre, hätte man ihn selbst geschrieben. Wenn man aber einmal die Stimme des Verfassers gehört hat, liest man dessen Texte immer mit der Verfasserstimme.

Das kann schön sein (bei Wiglaf Droste macht es total Spaß, das so näselnd vorwurfsvoll im Kopf zu hören, wie er es eben liest), das kann aber auch viel kaputtmachen.
Ich hatte mal eine Mailbekanntschaft aus der Schweiz, täglich 2 Mails, und als wir uns trafen, war sie zynisch und ihre Worte waren nicht so weich, wie ich sie gelesen hatte, sondern eben hart. Danach war alles anders.

Also Hamburg. Ich bin sehr gespannt. Auch, ob die nun wahrgenommene Ähnlichkeit (“Die sind auch poly”) sich dann noch halten kann.
Die Listis sind, glaube ich, fast alle älter als ich. Manche sind sicherlich Alt-68er. Ist die Basis dann immer noch da?
Vielleicht Ja. Immerhin ist die Liebe ein ziemlich ergiebiges Thema, und wenn man da Übereinstimmung hat, ist schon viel gewonnen.
Vielleicht aber halt auch nicht. Und dann wäre die Pause vom anders sein nicht mehr ganz so pausig, weil man (im Grunde weiß ich das ja eh) halt doch anders ist.

Spannend, spannend. Erinnert mich an die Spannung vorm Blogtreffen.

Kommentieren